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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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war immer noch besser als zu viel. Im ersten Fall bekam man ein verdammt blutiges Steak, im zweiten ein trockenes und ungenießbares.
    Danach konnte man den Herd ausschalten und eine Flasche Wein aufmachen. Zu einem solchen Steak brauchte man einen halbtrockenen oder trockenen Rotwein. Und er war auch für die Ausscheidung von radioaktiven Nukliden gut. Allerdings fand ich beim Doktor keinen Wein. Wenn er welchen hatte, dann wahrscheinlich in der Bar,irgendwo weiter drinnen im Haus.
    Nun gut, jedenfalls ging man danach wieder zum Herd und kontrollierte die zweite Seite des Steaks. Sie musste dunkelbraun, auf keinen Fall weiß sein. Wenn sie weiß war, konnte man das Steak vergessen.Man konnte noch versuchen, es zu retten, indem man die Hitze noch einmal auf Höchststufe stellte. Es zischte und spritzte dann zwar in alle Richtungen, aber das Fleisch wurde dadurch genießbarer. Wenn die zweite Seite dunkelbraun war, verteilte man die Steaks auf die Teller. Man durfte sie nicht in der Pfanne lassen, sonst lief der Saft aus.
    Ich wusste natürlich, dass für ein wahres Steak das Fleisch mindestens eine Woche lang bei plus zwei Grad abhängen musste und dass es danach auf der heißen Salzschicht gebraten wurde. Aber bei den herrschenden Verhältnissen und auf die Schnelle war es unmöglich, diese Bedingungen zu erfüllen.
    „Mir ist nicht ganz wohl bei der Sache", sagte Donahugh. „Er hat ja nicht mit uns gerechnet. Sollten wir ihm vielleicht ein paar von den Konserven dalassen?"
    „Bloß nicht", antwortete ich. „Sonst ist er beleidigt. Und das ganz zu recht. Ihr solltet nicht an seiner aufrichtigen Gastfreundschaft zweifeln. Außerdem ist er ein viel beschäftigter Mann und hat kaum Zeit für die hohe Kunst des Kochens. Lasst uns das als eine kleine Investition in die gemeinsame Sache betrachten."
    Der Doktor war nach einer Stunde und fünfzehn Minuten mit der Operation fertig. Er kam in einem grünen Kittel aus dem Operationssaal, der voller Blutspritzer und irgendeiner grellen, lilafarbenen Substanz war. Ich fragte ihn nicht, was das Lila zu bedeuten hatte:Je weniger du weißt, desto später kommt das Grab,heißt es.
    Der Doktor wusch sich schnell die Hände und zog sich in einem kleinen Vorraum um. Danach setzte er sich an die Stirnseite des bereits gedeckten Tisches.
    „Wir können beginnen", sagte der Hausherr und schnupperte erstaunt den leckeren Geruch, der vom Herd herüber wehte.
    Die Konserven, die wir am Bernsteinsee verspeist hatten, schürten nur den Appetit. Und nach dem schwierigen Marsch im kalten, hüfthohen Wasser hatte man das Gefühl, gar nichts im Magen zu haben.
    So kam uns die Gastfreundschaft des Doktors sehr gelegen.
    Erst nachdem wir alle unsere von mir zubereiteten Steaks verspeist hatten, traute ich mich dem Doktor die Frage zu stellen, die mir schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte: „Wie geht es ihm?"
    Den Doktor nervte es immer unheimlich, wenn man ihn mit Fragen löcherte. Mich übrigens auch. Aber momentan war er in bester Laune.
    „Alles in Ordnung”, winkte er ab. „Habe ihn sauber gemacht und zugenäht, er wird leben. Wenn auch schlecht und kurz, wie die meisten Menschen." Er presste finster die Brauen zusammen und konzentrierte sich auf das Essen.
    Ich wusste nicht, ob ich irgendwie darauf reagieren sollte oder ob diese Bemerkung besser unkommentiert bleiben sollte.
    Wir kauten mehrere Minuten lang schweigend.
    „Ich habe endlich verstanden, warum Sie Stalker heißen", sagte der Doktor nach einer Pause.
    „Warum denn?", fragte ich interessiert.
    „Wissen sie überhaupt, woher das Wort Stalker kommt?" „Nein."
    „Es gab mal einen alten Film, der Regisseur hieß Tarkowskij. Nach dem Roman von Strugatzkij."
    „Sind das Polen?"
    „Ich glaube schon. Und da ist ein ähnliches Problem aufgetreten. Ein Reaktor ging in die Luft, und es entstand eine Zone, so wie die unsere. Und die Jungs, die da rumliefen, rein- und rausgingen, nannte man Stalker."
    „Aber was bedeutet das auf Polnisch?"
    „Jäger wahrscheinlich. Auf Englisch ist es so. Jedenfalls war der Film so erfolgreich, dass man alle Menschen hier nach der ersten Explosion danach benannte."
    „Sehr interessant."
    Nein, Filme mochte ich nicht besonders. Manchmal sah ich bei Dinka fern, wenn es sonst nichts zu tun gab. Ich las lieber Bücher,obwohl das auch von Jahr zu Jahr weniger wurde. Der Schriftsteller Strugatzkij war ganz bestimmt aus dem letzten Jahrhundert, wenn nicht sogar noch älter, und war total an mir

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