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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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ich noch nicht einmal eine ungefähre Ahnung hatte, worüber sie sprachen.
    Bald kam hinter einer Biegung das Haus des Doktors zum Vorschein. Ein bescheidenes Häuschen, wie das Ferienhaus eines Universitätsdekans, nur etwas größer — er hatte darin einen Operationssaal, ein Laboratorium und Krankenzimmer. Aber keine Dekoration,kein unnötiger Schnickschnack — alles äußerst streng und funktional gehalten. Es gab keinen Zaun, aber ein platt getretenes Stück Erdboden als Hof. Weiterhin sah ich einen großen Behälter mit Wasser, einen laufenden Dieselgenerator unter einem Holzverdeck und daneben ein seltsames Gebilde aus verflochtenen Kupferrohren und Kabeln, die an eine Antenne erinnerten.
    „Herrschaften, Sie stinken bestialisch", sagte der Doktor, während er dem Pseudogiganten unsere Waffen abnahm. „Tragen Sie den Verwundeten rein, aber ziehen Sie zuerst Ihre Jacken aus und die Schutzschuhe an. Fassen Sie im Operationssaal nichts an, es muss alles steril sein."
    Donahugh und Camacho zogen gehorsam ihre vom Sumpfwasser durchnässten Jacken aus, streiften die Schutzschuhe über, die ihnen der Doktor hinhielt, und schleppten He-He hinter dem Doktor ins Haus. Schon bald waren alle drei wieder draußen, diesmal ohne den Verletzten.
    „Ich bin bereit, Ihnen etwas zu essen zu geben", verkündete der Doktor, „aber zuerst müssen Sie sich frisch machen. Die Sommerdusche ist dort drüben. Die Küche liegt links neben der Tür, seien Sie so gut und bereiten Sie sich das Essen selbst zu. Sie dürfen alles nehmen, was Sie in der Küche finden. Aber wenn ich feststelle, dass Sie mir meine Einrichtung dreckig hinterlassen, wird meine Rache kurz und heftig sein. Ich brauche anderthalb Stunden." Mit diesen Worten verschwand er im Operationssaal.
    Die Wildschweine, die uns ruhig bis zum Haus des Doktors begleitet hatten, schlenderten jetzt in verschiedene Richtungen davon und schenkten uns überhaupt keine Aufmerksamkeit. Der Pseudogigant stand über dem Stapel unserer Waffen und knurrte warnend, als Stezenko versuchte, sich ihm zu nähern.
    Ich ging zur Sommerdusche. Ich konnte nicht noch nasser werden, also stellte ich mich mit meinen Klamotten in die Holzkabine. Die mussten auch dringend gewaschen werden.
    Das Wasser war sehr kalt, aber noch zum Aushalten. Wir duschten alle nacheinander, wrangen unsere Kleider aus und setzten uns in die Küche. Nachdem ich den geräumigen Kühlschrank des Doktors in Augenschein genommen hatte, war ich sehr überrascht von der Fülle an Lebensmitteln darin.
    Sehr gut, man konnte sogar ein richtiges Steak zubereiten. Wobei man sagen muss, dass manche schon ein Kotelett für ein richtiges Steak halten, wofür sie meiner Meinung nach ausgepeitscht werden müssten.
    Das Fleisch war die Hauptsache, die richtige Wahl und Behandlung. Man brauchte ein älteres Stück, am besten eines, das schon zwei Tage bei plus zwei Grad lagerte. Es musste darauf geachtet werden, dass es möglichst keine Sehnen hatte. Frisch geschnittene Fleischstücke waren für die Zubereitung eines richtigen Steaks unbrauchbar, man sollte sie dann einige Tage im Kühlschrank liegen lassen, bis sie ausgeblutet waren. Das Fleisch nahm man aus dem Filetstück und schnitt es auf die richtige Steakgröße und -stärke — zwei Zentimeter dick. Wenn die Stücke dicker gerieten, machte es nichts, die konnte man später noch zuschneiden. Das Fleisch für ein Steak musste vom Kalb sein,auf keinen Fall vom Schwein und nur im äußersten Fall vom Rind.
    Das Fleisch musste als Erstes unbedingt gewaschen werden — sehr gut gewaschen, fünf Minuten mit der Bürste. Weil das Fleisch dort herausgeschnitten wurde, wo man auch das Fell abgezogen hatte.
    Habt ihr schon Mal ein Schlachthaus von innen gesehen? Na also. Außerdem wusste man nie, was in der Zone alles passiert war, während es zum Endverbraucher transportiert wurde.
    Nachdem das Fleisch gewaschen ist, sollte es an der Luft getrocknet werden, ungefähr zehn Minuten lang. Entweder in einem Sieb oder einfach auf einem Lappen. Der Doktor besaß ein sehr gutes und großes Sieb.
    Er hatte richtig gute Lebensmittel. Vollkommen frisch und qualitativ hochwertig. Noch nicht einmal in der Bar bekam man so etwas an jedem Tag. Und wenn man seit Wochen auf Rattendiät war, war das hier das Paradies.
    Der Sumpfdoktor war der geselligste Geist der Zone. Er heilte fachkundig verletzte Stalker und verlangte dafür nicht eine einzige Münze. Deshalb konnte man seine Bitten und Bedingungen

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