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S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten

Titel: S.T.A.L.K.E.R. 04 - Zone der Verdammten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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vorbeigegangen. Trotzdem assoziierte ich unangenehme Sachen mit seinem Namen.
    „Warum trinken wir nichts?", fragte der Doktor plötzlich unzufrieden.
    Ich sprang sofort auf, um aus dem Rucksack, der noch am Eingang lag, einen Flachmann zu holen. Aber der Doktor deutete mit dem Finger schweigend auf einen Küchenschrank. Mischa, der in der Nähe des Schrankes saß, holte eine versiegelte Literflasche mit medizinischem Spiritus heraus. Nachdem wir den Spiritus verdünnt, auf die Gläser verteilt und auf unser Kennenlernen angestoßen hatten, verlief das Mittagessen etwas unterhaltsamer. Jetzt ähnelte der Doktor weniger denn je einem Zonengeist. Ein vor Gesundheit strotzender Mann war er und sehr freundlich. Als würde er zu unserer Welt gehören — einer Welt mit Menschen, die rational handelten und Waffen benutzten.
    Ich wunderte mich, als ich gegen Ende des Mittagessens Zeuge wurde, wie er sich ohne jegliche Schwierigkeit angeregt mit den Jägern auf Englisch unterhielt. Er saß neben uns, trank geräuschvoll einen Schwarztee mit Zitrone, diskutierte und sah meine Touristenfreundlich an.
    He-He hatte er operiert, ohne etwas dafür zu verlangen. Ein klasse Typ, intelligent und ein super Kumpel. So und nicht anders kam er rüber.
    Als ich noch in der Armee diente, hatten wir auch solche Feldärzte — fleißig, leidenschaftlich, stark. Sie waren in der Lage, einen Maßkrug Bier auf Ex zu leeren und einen Verletzten ohne Pause vier Kilometer bis zum nächsten mobilen Krankenhaus auf dem Rücken zu tragen.
    Und trotzdem gehörte er nicht zu uns. Er war kein Mensch. Er heilte Menschen und widerwärtige Zonenmonster mit dem exakt gleichen Enthusiasmus. Es hätte mich nicht gewundert, zu erfahren, dass vor He-He ein Blutsauger oder der Blinde Hund, dem ich die Pranke im Hundedorf zerschossen hatte, auf dem Operationstisch gelegen hatten.
    Der Doktor unterschied nicht im Mindesten zwischen Lebewesen — für ihn gab es auch kein Mein und Dein. Er pflegte eine biblische Einstellung zu den Dingen des Lebens.
    Und die Zonenbiester verstanden das offensichtlich, sie ließen ihn in Ruhe und wussten, dass er für sie nützlich war.
    Dass die Menschen das erkannten, mit ihrem Verstand und ihrer Logik, war ja verständlich, aber dass es auch die hirnlosen Mutanten begriffen, war mir persönlich schleierhaft.
    Aber gut, schließlich lebte er an einem der gefährlichsten Plätze der Zone — in den Sümpfen, wohin sich auch die Tapfersten selten wagten. Und das Wichtigste: In den zwanzig Jahren, in denen er hier nun bereits lebte, war er um kein einziges Jahr gealtert.
    Nach Berechnungen von Bubna, der sich noch zu Zeiten der ersten Stalker in der Zone vom Doktor heilen ließ, musste er inzwischen um die siebzig sein. Sein Äußeres war jedoch das eines vor Gesundheit strotzenden Vierzigjährigen.
    Nein, er war kein Mensch, und es fiel schwer zu glauben, dass sich überhaupt jemand in solch unmenschliche Verhältnissen einleben konnte. Manchmal, wenn er für einen Augenblick über etwas nachdachte und dann plötzlich seinen Kopf hob, durchfuhr es mich eiskalt — so wie sonst nur, wenn sich in unmittelbarer Nähe ein gefährlicher Mutant befand, ein Blutsauger oder ein Chimer.
    „Wird Ihr Patient bald auf die Beine kommen?", fragte ich den Doktor nach dem Essen. Ich stellte Mischa Pustelga gnadenlos zum Geschirrspülen ab und ging mit den anderen und dem Doktor hinaus, um eine zu rauchen.
    „Ihr werdet nicht auf ihn warten können", sagte der Doktor. „Wenn du das meintest. Ich bringe ihn nächste Woche in die Stalker-Bar. Bis dahin — völlige Ruhe, unmenschliche Prozeduren und eine Intensivtherapie."
    „Natürlich, Doktor." Ich nickte gehorsam. „Es ist nur schlecht, weil er mein Kompagnon ist. Und die amerikanischen Gäste können sich — wie Sie sich sicherlich vorstellen können — nicht sonderlich gut in der Zone bewegen."
    „Ich kann nichts für euch tun." Der Doktor zuckte die Schultern.
    „Ihr könnt auch nicht solange hierbleiben, denn das ist schließlich kein Hotel. Aus den Sümpfen führe ich euch raus, aber dann müsst ihr alleine klarkommen. Meine Zeit ist knapp und kostbar, entschuldigt. Übrigens findet ihr in der Stalker-Bar, wen immer ihr wollt, einen Helfer oder den Premierminister von Großbritannien. Ihr müsst nur genügend Geld hinblättern können.”
    „Wir werden schon klarkommen", stimmte ich ihm zu. „Brauchen Sie etwas, Doktor?"
    „Ich glaube nicht", sagte er. „Wenn ich doch etwas

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