Star Trek – Deep space Nine
Wüstenkreuzung zurück in die schattige Promenade. Der Pah-Geist-Jake stand vor ihr. »Unsere Hand tat es bereits einmal«, seine Stimme dröhnte wie Donnerhall. »Wie auch das Werkzeug.«
Sie begriff nichts. »Redet ihr davon, in meine Wirklichkeit einzugreifen? In die lineare Zeit?«
»Du bist das Werkzeug«, entgegnete der Shakaar-Prophet.
»Ich erinnere mich … aber warum? Warum war ich würdig? Warum wurde ich ausgewählt?«
Sisko trat vor und an ihre Seite. »Warum war ich es?«
»Aber … Sie sind der Abgesandte«, stammelte Kira.
»Na und?« Er zuckte mit den Achseln. »Als die Propheten mich das erste Mal trafen, wussten sie nicht, was ich war – sie verstanden lineare Zeit nicht. Später enthüllten sie aber, dass sie eine Ereigniskette in Gang gesetzt hatten, die meine Existenz sicherte. Ich war in meiner Vergangenheit von ihnen erschaffen worden, doch es erstaunte sie, mir in der Gegenwart zu begegnen. Bis sie mich trafen, wussten sie nicht, dass sie mich erschaffen mussten. Bedeutet das, dass ich
würdig
war? Oder bedeutet es schlicht, dass ich …
war
?«
All die Rätsel, Paradoxien und Verwicklungen aus linearer und nicht linearer Zeit füllten Kiras Geist mit unzähligen Fragen. »Ich verstehe nicht, was das mit mir zu tun hat«, sagte sie. »Oder hiermit.«
Jedes Objekt und jede Oberfläche auf der Promenade erstrahlten plötzlich in fast schon gleißendem Weiß. Dann schmolz alles wie Wachs dahin und bildete eine Pfütze, aus der ein nebelverhangener Sternenhimmel wurde. Unter Kiras Füßen entstand ein kleines, felsiges Eiland, und Sisko verschwand, als eine Säule glitzernder Flüssigkeit aus einem schimmernden goldenen Meer aufstieg. Die Säule traf neben Kira aufs Land, trennte sich vom weiten Ozean der Großen Verbindung und wurde Odo.
Kira wusste, dass es nicht wirklich er war, doch in ihrer Angst und Verwirrung drückte sie ihn an sich, suchte Halt und jedweden Schutz, den er ihr gewähren mochte. Einen Moment lang erwiderte er ihre Umarmung. Dann löste er sich sanft von ihr. »Unsere Hand muss unsere Kinder erreichen«, erklärte er in seiner rauen, weisen Stimme.
»Unser Wort und unsere Tat müssen gleich sein«, fügte der Vaughn-Prophet hinzu.
Das Weiß umschloss Kira, bis nur noch sie und der Opaka-Prophet übrig waren. Opaka hob abermals die Hand und ergriff Kiras Ohr. »Unsere Hand muss das Versprechen unserer Botschaft erfüllen.«
Kira war verzweifelt. »Was
bedeutet
das?«
»Beschreite den Pfad«, erwiderte Opaka, als sich die Welt erneut veränderte und Kira mit ihr. »Beschreite den Pfad, und du wirst es wissen.«
Kapitel 8
Harkoum
Dunkelheit senkte sich herab, angetrieben von dem sintflutartigen, beißenden Regen. Donner hallte jenseits der nahen Hügel. Die Weltraumhafenstadt Iljar erwachte zu neuem Leben. Kleine Oasen des Lichts flackerten nach und nach in dem Gewirr der alten Steinfassaden und Altmetalldächer auf. Die meisten Bewohner Iljas – von denen nur ganz wenige dauerhaft hier lebten – zogen es vor, sich nicht dem gnadenlosen Tageslicht Harkoums auszusetzen. Befreit durch die dichter werdenden Schatten, strömten sie nun wieder zusammen, suchten nach einem weiteren Abend moralisch fragwürdiger Attraktionen und halblegaler Geschäfte.
Grauq stand in eine Nische gekauert, deren schwachen Leuchtkörper er mit der Faust zerschlagen hatte. Die Scherben knirschten unter seinen Stiefelsohlen. Er beobachtete den Eingang der unterirdischen Andockplattform auf der anderen Seite der matschigen Straße. Dort, angedockt an einen schäbigen Kreis aus verstärktem Beton, lag die
Otamawan
. Sie war ein kleiner Frachtflitzer mit sechs Sitzen, ziemlich ramponiert und zu wenig mehr als kleinen Touren innerhalb des Sternsystems oder maximal bis ins benachbarte fähig.
Und sie war das wahrscheinlichste Ziel der Cardassianerin.
Viele Optionen hatte sie nicht, wusste Grauq. Ohne Geld war sie nicht in der Position, sich eine Schiffspassage zu erkaufen, die sie aus Iljar wegbrachte. Natürlich mochte sie statt Geld ihre Arbeitskraft anbieten, aber Harkoum war keine Welt, auf der man Fremden schnell vertraute. Wäre die Cardassianerin zur Tarnung fähig, hätte sie es als blinde Passagierin versuchen können, wäre aber das Risiko eingegangen, sich noch weiter von ihrem eigentlichen Ziel zu entfernen. Und eine Frau, die solche Mühen auf sich genommen hatte, um ihrem Kunden bis nach Harkoum zu folgen, würde auch nun nichts dem Zufall überlassen.
Wollte sie Iljar
Weitere Kostenlose Bücher