Star Trek - [der Roman zum Film]
Tyrannen gehänselt wurde. Er wusste, was jetzt kam: Das war der Beweis, dass zumindest ein kleiner Teil der Zukunft tatsächlich vorhersehbar war.
»Ich nehme an«, erklärte er resigniert, »dass ihr für heute neue Beleidigungen vorbereitet habt?«
Der erste Heranwachsende sprach ohne zu zögern:
»Deine Mutter ist eine menschliche Hure.«
Das Subjekt dieser einfallslosen aber nicht weniger schmerzenden Beschimpfung nickte müde. »Ich habe darüber keine Informationen.«
Der zweite Klumpen aus zweifüßigem Protein versuchte es anders. »Du bist weder Vulkanier noch Mensch und darum ist kein Platz für dich im Universum. Du solltest ausgelöscht werden.«
Der Jüngere legte die zweite Beleidigung geduldig in Gedanken unter B wie Beleidigung ab wie die Erste. »Das ist der fünfunddreißigste Versuch, mir eine emotionale Reaktion zu entlocken. Die Logik gebietet, dass ihr langsam die Sinnlosigkeit eurer Anstrengungen erkennt und sie einstellt.«
Es war schwer zu sagen, was seine Quälgeister mehr in Rage brachte: die Ruhe, mit der ihr Opfer ihren Anstrengungen entgegen trat, oder die Erkenntnis, dass er recht hatte. Aber einer von ihnen wollte nicht aufgeben.
»Schau mal«, spottete einer der älteren Jungen, »er hat menschliche Augen. Sie sehen traurig aus, oder?«
»Vielleicht erfordert eine emotionale Reaktion einen physischen Stimulus«, kommentierte ein anderer Junge. »Betrachte dies als Versuch sechsunddreißig.«
Bevor der Elfjährige ausweichen konnte, gab ihm der größere Junge einen harten Schubs, der ihn fast rückwärts in die Lernmulde taumeln ließ.
»Er reagiert immer noch nicht«, beobachtete der Rüpel. »Vielleicht ist eine andere Art der Stimulation erforderlich.« Er baute sich vor dem kleineren Jungen auf. »Er ist ein Verräter, weißt du. Dein Vater. Weil er sie geheiratet hat. Die menschliche Hure.«
Seine Augen weiteten sich, als der kleinere Junge ihn plötzlich ansprang. Aus dem Gleichgewicht gebracht, stolperte der ältere Junge in die Lernmulde und Spock fiel auf ihn. Während beide Jungen versuchten, auf die Füße zu kommen, probierte der ältere einen Nervengriff anzusetzen. Spock wich diesem plumpen Versuch aus und warf seinen Peiniger über die Schulter auf den Boden. Wieder auf ihm, fing er an, ihn mit beiden Fäusten zu bearbeiten. Grünes Blut kam zum Vorschein, aber es war nicht seines.
Niedergeschlagen und mit geschwollener Oberlippe saß Spock auf einer Bank im äußeren Korridor des Lernzentrums. Er versuchte nicht zu seinen Eltern hinüberzusehen, die etwas weiter weg standen. Sie stritten. Oder vielmehr, seine Mutter stritt. Sein Vater diskutierte. Das war ein weiterer Unterschied zwischen ihnen, wusste Spock. Er hatte Schwierigkeiten damit, diesen Unterschied unter einen Hut zu bringen und er versuchte diesen Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, wenn er konnte.
Aber dieses Mal kam er nicht darum herum, denn es ging um ihn.
»Wo ich herkomme, schlägst du zurück, wenn jemand dich schlägt«, insistierte sie. »Wie soll das logisch sein? So weit ich weiß, existiert Masochismus in der vulkanischen Gesellschaft nicht. Sie hänseln ihn, sie ärgern ihn jeden Tag.«
Sarek war unnachgiebig. Seiner Frau erschien er lediglich stur. »Spock hatte keinen vernünftigen Grund zu erwarten, dass er verletzt werden würde. Die Ausbilder konnten sie trennen, bevor wirklich Schaden angerichtet wurde.«
»Er ist ein Kind , Sarek! Wir können nicht erwarten, dass er vernünftig ist. Besonders bei der Einzigartigkeit der Situation. Erlaubt das keine Ausnahmen, nicht einmal zur Selbstverteidigung? Es ist schließlich auch keine vernünftige Sachlage.«
»Und genau dann«, entgegnete ihr Ehemann mit aufreizender Gelassenheit, »sollte vor allem die Vernunft seine Handlungen leiten. Je ernster die Situation, desto wichtiger ist es in der Lage zu sein, seine Gefühle zu kontrollieren. Nur so kann man die bestmögliche Entscheidung treffen und das effektivste Ergebnis erzielen.«
Sie drehte sich um und schüttelte frustriert den Kopf. »Ich möchte, dass er gern Vulkanier ist, das weißt du. Aber er muss sich selbst treu bleiben. Das bedeutet, dass er gelegentlich menschlich reagiert. Wenn Vulkanier voneinander die Nase voll haben, gehen sie nicht einfach weg, oder?«
»Nein!«
Sie blitzte ihn an. »Nun, Menschen machen das!«, sagte sie über ihre Schulter hinweg. »Hier … falls du es vergessen hast, zeige ich dir, wie das aussieht!«
Sie drehte sich um, ging in die
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