Star Trek - Destiny 01 - Götter der Nacht
des Bewegungssensors kam. So konnte er sich noch einmal umdrehen und mit seiner ganz eigenen Art von Ironie hinzufügen: »Angenehme Träume.«
Picards Erwiderung war eine wohlgemeinte Warnung. »Gute Nacht, Nummer Eins.« Worf reagierte mit einem schiefen Lächeln und verließ den Bereitschaftsraum. Picard seufzte erneut und kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Er nahm seine halbausgetrunkene Tasse Tee, trug sie zum Replikator zurück und aktivierte den Materiereklamator. Die Tasse und ihr Restinhalt verschwanden in einem bernsteinfarbenen Schimmer aufgelöster Partikel.
Um ihn herum hallte die Enterprise mit dem schnell ansteigenden Summen des Warpantriebes wider, der das Schiff auf seine höchste Geschwindigkeit beschleunigte, und vielleicht auch einen Bruchteil darüber hinaus. Die Sternschlieren außerhalb des Fensters des Bereitschaftsraumes, die normalerweise einen beruhigenden Hintergrund bildeten, rasten jetzt panisch vorbei. Selbst die Sterne wussten, dass sich die Enterprise in Gefahr begab.
Picard hatte Worf versprochen, dass er sich ausruhen würde, aber er bezweifelte, dass er heute Nacht schlafen konnte, während das Kollektiv am Horizont lauerte.
Die Stimme aus dem Deckenlautsprecher riss Miranda Kadohata ein paar Minuten nach 0500 aus ihrem unruhigen Schlaf.
»Brücke an Commander Kadohata«, meldete sich Lieutenant Milner, der Ops-Leiter der Gamma-Schicht.
Kadohatas Augen öffneten sich. Ihr Herz klopfte wild und die Muskeln in ihrer Brust und ihren Armen zuckten vor nervöser Energie. Sie war nach einer von vielen Nächten voll schrecklicher Albträume dankbar, aufgeweckt worden zu sein. »Kadohata hier.«
»Sie wollten informiert werden, wenn wir ein freies Komm-Fenster haben. Ich habe eines in etwa zwanzig Sekunden. Es wird kurz sein – höchstens ein paar Minuten. Wollen Sie es trotzdem?«
Sie war bereits aus dem Bett gesprungen und warf sich in ihre Kleidung. »Ja, Sean. Stellen Sie mich durch, sobald der Kanal frei ist.«
»Alles klar. Einen Moment.«
Sie beugte sich um die Ecke, um sich im Spiegel neben ihrem Nachttisch zu betrachten, band ihr dunkles Haar zu einem ordentlichen Pferdeschwanz und drehte diesen zu einem Knoten auf ihrem Hinterkopf zusammen. Ihre Augen waren ein wenig gerötet, und die Ringe darunter waren zu dunkel, um sie zu kaschieren. Spielt keine Rolle, sagte sie sich. Es bleibt keine Zeit. Ist schon gut.
Sie hatte die Junior-Ops-Leiter angewiesen, ihr Bescheid zu sagen, wenn es für sie eine Gelegenheit gab, ein Echtzeitsignal zu ihrer Familie nach Cestus III zu schicken. Am Anfang hatte sie es sich zur Gewohnheit gemacht, ihren Ehemann und ihre Kinder jeden Tag über Subraum zu sprechen. Ihre Babyzwillinge, Colin und Sylvana, konnten natürlich nicht verstehen, was sie sagte, aber sie wollte, dass die Kleinen so oft wie möglich ihre Stimme hörten, während sie fort war. Als sie schwanger gewesen war, hatte sie Aufnahmen davon gemacht, wie sie Gutenachtgeschichten vorlas, und Vicenzo, ihr Ehemann, achtete stets darauf, diese Aufnahmen in die allabendliche Routine der Zwillinge einzubringen.
Aoki, ihre Erstgeborene, war ein anderes Thema. Es war hauptsächlich zugunsten der Fünfjährigen, dass Kadohata so viel Wert auf diese Gespräche legte, wie kurz sie auch immer sein mochten. Das Mädchen war alt genug, um ihre Mutter zu vermissen, den Schmerz ihrer Abwesenheit zu verspüren, und für Kadohata war es jeden Schlafmangel und alle aufgebrachten Gefallen wert, sich in Aokis täglichem Leben zu erhalten.
Ihr Komm-Schirm sprang an. Das blau-weiße Föderationssymbol war in den Schatten des Nachtzyklus ihres Quartiers fast blendend. Milners Stimme ertönte erneut aus dem Lautsprecher, während an der unteren Seite des Schirms eine Reihe von Zahlen und Symbolen entlanglief. »Bleiben Sie dran«, sagte er. »Ich stelle das Signal über vier verschiedene Verstärker im Klingonischen Imperium durch.«
Der zweite Offizier grinste. »Wie haben Sie das denn hinbekommen?«
»Ich kenne da jemanden, der jemanden kennt, der Freunde im Hohen Rat hat.« Sie verstand die Bedeutung: Worf hatte seine alten diplomatischen Beziehungen mit dem Büro des Kanzlers genutzt, um diese außergewöhnliche Gunst gewährt zu bekommen.
Sie nahm sich vor, Worf zu danken, wenn sie ihn das nächste Mal persönlich traf. Dann tauchte auf dem Schirm vor ihr das Bild ihres Mannes, Vicenzo Farrenga, auf. Sie lächelte beim Anblick seines runden, gemütlichen Gesichts und des tadellos
Weitere Kostenlose Bücher