Star Trek - Destiny 03 - Verlorene Seelen
Oberkommandos gezogen worden waren. Noch besorgniserregender war es für Picard, dass er nachempfinden konnte, wie Jellico sich fühlen musste. Nach einer halben Lebenszeit im Bereitschaftsraum eines Captains fühlte sich Picard wie ein Relikt aus längst vergangenen Zeiten.
Captain Dax erwiderte: »Admiral wollen Sie sagen, dass die Sternenflotte keine neuen Befehle für uns hat?
»Es sei denn, einer von Ihnen hat eine geniale Idee«, sagte Jellico.
Die beiden Captains tauschten über Dax’ Schreibtisch hinweg besorgte Blicke aus. Picard wandte sich wieder Jellicos Gesicht auf dem Monitor zu und sagte: »Wir wägen noch unsere Optionen ab.«
»Sollen wir Kurs auf die Erde setzen, Sir?«, schlug Dax vor.
Jellico schüttelte den Kopf. »Sie werden nicht rechtzeitig da sein. Diese Reise würde vier Tage dauern. Die Borg werden in zwölf Stunden hier sein.«
»Aber, Sir«, sagte Dax, »laut meiner Chefingenieurin können wir unseren Prototyp-Slipstream-Antrieb innerhalb weniger Stunden betriebsbereit machen. Wir haben eine Chance, die Erde vor den Borg zu erreichen.«
Jellico hob eine Hand und erwiderte: »Ein Schiff mehr wird das Blatt nicht wenden, Captain. Darüber sind wir hinaus.«
Picard bemühte sich, seine abgrundtiefe Frustration zu verbergen, doch Spuren davon stahlen sich dennoch in seinen Tonfall. »Admiral, die Sternenflotte hat den Krieg aber doch sicherlich noch nicht vollkommen aufgegeben, oder?«
»Natürlich nicht, Jean-Luc. Wir haben die Baupläne für die Transphasentorpedos an alle Schiffe und Sternenbasen verteilt und an die klingonische Verteidigungsstreitmacht weitergegeben.« Dax warf Picard einen nervösen Blick zu, während Jellico fortfuhr: »Es könnte ein wenig zu spät sein, aber wir werden nicht ohne einen Kampf untergehen.«
»Admiral«, sagte Dax, »ist es nicht gefährlich, diese Baupläne per Subraum zu übermitteln, wenn sich so viele Borg-Schiffe in der Region befinden? Was, wenn sie abgefangen und entschlüsselt werden?«
Jellicos Lippen wurden immer schmaler, bis man sie fast nicht mehr sehen konnte.
»Es war ein kalkuliertes Risiko«, gab er zu. »Es ist nicht das, was ich wollte oder wie ich es wollte ... aber es nicht zu tun, wäre zu diesem Zeitpunkt einer Kapitulation gleichgekommen. Ich habe den Befehl gegeben, Admiral Nechayevs Sicherheitsdirektive außer Kraft zu setzen. Wenn es sich als falsche Entscheidung herausstellen sollte, übernehme ich die volle Verantwortung.«
Es überraschte Picard, solche Demut von Jellico zu hören. Er wusste nicht, ob es daran lag, dass Jellico, nachdem er nun endlich die Spitze der Sternenflottenkarriereleiter erklommen hatte, entspannter geworden war, oder ob die derzeitige Krise die menschlichsten Facetten seiner Persönlichkeit zum Vorschein brachte.
»Admiral«, sagte er, »mit Ihrer Erlaubnis würde ich die Enterprise und die Aventine gerne zurück in den Nebel führen, um nach Überlebenden unserer Expeditionsstreitkraft zu suchen. Wir wissen, dass etwa die Hälfte der Besatzung der Voyager noch am Leben ist. Vielleicht gibt es noch mehr.«
Jellico nickte. »Tun Sie das, Captain. Verfahren Sie nach eigenem Ermessen. Aber stellen Sie sicher, dass Sie eine Fluchtstrategie haben.«
Wieder zog die pessimistische Ausdrucksweise des Admirals Picards Aufmerksamkeit auf sich. »Eine Fluchtstrategie?«
»Jean-Luc, wenn die Erde fällt ...« Jellico verschluckte sich fast an den Worten, dann fuhr er fort: »Wenn die Erde fällt, ist der Krieg vorbei. Die Kämpfe werden vielleicht noch ein paar Wochen weitergehen, aber die Föderation, wie wir sie kennen, wird fort sein. Wenn es so weit kommt, will ich, dass Sie mit Ihrem Schiff und jedem, den Sie aufnehmen können, versuchen, sich in Sicherheit zu bringen. Unternehmen Sie keine ritterliche Mission, um die Föderation zu befreien, denn es wird nichts mehr da sein. Retten Sie einfach nur Ihr Schiff und Ihre Mannschaft.« Schwermut lag in seinem Blick. »Sterben Sie nicht für eine verlorene Sache, Jean-Luc.«
Kurz darauf blinzelte er, um die Sentimentalität aus seinem Blick zu vertreiben und fügte hinzu: »Wünschen Sie uns Glück, Captains. Gute Reise Ihnen beiden. Sternenflottenkommando Ende.«
Das Föderationsemblem ersetzte Jellicos Gesicht auf dem Schreibtischmonitor. Dax deaktivierte den Schirm und seufzte. »Es geht doch nichts über eine Motivationsrede vom Hauptquartier, um die Moral zu steigern.« Sie erhob sich und ging zum Replikator. »Ich gönne mir jetzt einen
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