Star Trek - Into Darkness
sich Männer und Frauen, Captain. Und ich habe sie dort platziert.«
Erneut wechselten der Captain und der Erste Offizier einen Blick. Kirk wiederholte seine Frage.
»Wer zum Teufel sind Sie?«
Es war eine Frage, die dem Häftling schon viel zu oft gestellt worden war. Eine, die er häufiger hatte beantworten müssen, als ihm lieb war. Aber seit einiger Zeit hatte das keiner mehr gefragt. Obwohl es ihn langweilte, die Frage noch einmal zu beantworten, ließ er sich zu einer Erklärung herab.
»Ich bin ein Relikt aus einer längst vergangenen Zeit. Ich wurde genetisch verbessert, damit ich überlegen bin und andere in einer Welt des Kriegs zum Frieden führe.« Er wandte sich ab. »Aber ich und meine Kameraden wurden als Kriminelle verdammt. Ins Exil gezwungen. Wir haben jahrhundertelang geschlafen und gehofft, dass die Dinge bei unserem Erwachen … anders sein würden. Immer diese vergeblichen Hoffnungen.«
Spock unterbrach ihn. »Sie wollen sagen, dass Sie ebenfalls in Kryostase waren?«
Der Gefangene bedachte Spock mit einem anerkennenden Nicken und lächelte Kirk an. »Er ist schlau.« Harrison richtete seine Aufmerksamkeit nun vom Captain auf den Wissenschaftsoffizier. »Wenn Ihr Planet nicht vernichtet worden wäre, würde ich noch schlafen. Aber als Resultat der Zerstörung Vulkans hat die Sternenflotte begonnen, weit entfernte Quadranten des Weltraums noch gründlicher zu durchsuchen als je zuvor. Sie haben mein Schiff gefunden, das im All trieb. Ich wurde allein wiederbelebt und konnte von der Zerstörung Vulkans und … vielen anderen Dingen erfahren.«
Kirk lauschte aufmerksam. Sein Gesichtsausdruck ließ erahnen, dass er alles, was er hörte, für die ausgefeilte Erfindung eines gestörten Geistes hielt. Oder bloß für das Hirngespinst eines klaren Geistes. Wie auch immer …
»Ich habe Nachforschungen über John Harrison angestellt«, sagte Kirk. »Bis vor einem Jahr existierte er nicht.«
Nun bewegte sich der Häftling dichter an die Barriere heran. Alles, was die beiden Männer trennte, war eine laminierte Schicht aus plastischem Korund-Silikatglas.
»John Harrison ist eine Fiktion, die in dem Moment geschaffen wurde, als Ihr Admiral Marcus mich weckte, damit ich seinem Zweck dienen konnte. Er ist eine Nebelgestalt, eine nicht existente Realität, eine Vorstellung, die ich selbst ersonnen habe, um meine wahre Identität zu verschleiern. Es wäre nicht gut für Ihren Admiral gewesen, wenn mein wahrer Name bei meiner Erweckung bekannt geworden wäre. Ein neugieriger Ensign hätte sich vielleicht in einem Moment der Langeweile dazu entschlossen, eine Suche durchzuführen. Dann wäre möglicherweise alles … kompliziert geworden.« Er hielt inne, lächelte und verstummte.
Einen sehr langen Augenblick wirkte es fast so, als wäre er nicht länger anwesend. Als wären seine Gedanken, wenn nicht sogar seine gesamte körperliche Erscheinung, auf eine Zeit und einen Ort konzentriert, die in tiefster Vergangenheit und weit entfernt lagen. Kirk wollte gerade ungeduldig einen neuen Kommentar abgeben, als der Inhaftierte endlich wieder ins Hier und Jetzt zurückkehrte. Er erhob sich und stand nun auf der anderen Seite der Scheibe genau vor Kirk. Eine ganze Weile lang betrachteten sie sich gegenseitig wortlos: Fänger und Gefangener. Dann endlich brach der Mann in der Zelle wieder das Schweigen.
»Mein Name ist … Khan.«
»Das werde ich als Wahrheit akzeptieren«, antwortete Kirk vorsichtig. »Fürs Erste. Vergeben Sie mir meinen Zynismus, aber warum sollte ein Admiral der Sternenflotte einen dreihundert Jahre lang eingefrorenen Mann benötigen, um ihm bei irgendwas zu helfen?«
Das Individuum, das sich bis gerade eben John Harrison genannt hatte, zuckte gleichgültig mit den Schultern. »Weil ich … besser bin. Ich bin besser für die Zwecke Ihres Admirals geeignet als alles – als jeder – andere.«
»Besser?« Kirk verzog das Gesicht. »Besser in was ?«
»In allem.« Es klang nicht nach Prahlerei, sondern wie eine Feststellung aus dem Munde eines Mannes, der wusste, dass es eine einfache Tatsache war. »Alexander Marcus glaubte, dass er einer unzivilisierten Bedrohung in einer zivilisierten Zeit etwas entgegensetzen musste. Dafür benötigte er jemanden, der weniger zivilisiert ist. Er brauchte den Geist eines Kriegers. Einen Geist, der sich der Schlacht, dem Sieg, dem Überleben um jeden Preis verschrieben hat. Er brauchte meinen Geist. Er brauchte … mich.«
Der Geschichte des
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