Star Trek - New Frontier 01 - Kartenhaus
ihm war ein junges Mädchen gewesen, dessen Lachen keinen Zweifel daran ließ, wie sehr es den Mann an seiner Seite bewunderte.
»Das kleine Mädchen in Ihrer Begleitung?«, fragte sie. »Als ich gefangen genommen wurde?«
»Ja. Meine Schwester. Meine kleine Schwester, die niemals jemandem etwas zuleide getan hat. Die vor Freude und Lebenslust übersprudelte.« Er blickte Soleta mit dunklen Augen voller Trauer an. »Kallinda. Ich habe sie immer Kally genannt. Bisher konnte ich nicht in Erfahrung bringen, was mit ihr geschehen ist. Ich weiß nicht, ob sie noch lebt, ob sie sich versteckt oder ob sie …«
Als würde er sich plötzlich peinlich seiner emotionalen Verletzlichkeit bewusst, riss er sich schnell zusammen. Er nahm wieder seine königliche Haltung an, als hätte er sich in einen kostbaren Mantel gehüllt. »Ich gebe es nur ungern zu, aber ich brauche den Schutz, den nur ein Sternenflottenschiff gewährleisten kann. Schutz vor Feinden wie Zoran. Den Einfluss, den ein solches Schiff ausüben könnte. Und etwas, das mir die Suche nach meiner Schwester ermöglicht. Diese Ziele ließen sich nicht erreichen, wenn ich ein kleines Ein- oder Zweimannschiff mieten würde.«
»Lord Si Cwan, ich wünschte, ich könnte Ihnen helfen, aber …«
»Nein«, sagte er schroff. »In dieser Angelegenheit lasse ich kein ‚Aber‘ gelten. Ich brauche Ihre Hilfe, und Sie werden mir helfen. Sobald wir thallonianisches Gebiet erreicht haben, werde ich meine Nützlichkeit unter Beweis stellen. Ich brauche Ihre Unterstützung, um meine Ziele zu erreichen. Sie verdanken mir Ihr Leben, Soleta. An dieser simplen Tatsache können auch alle logischen Argumente und rationalen Einwände der Welt nichts ändern. Wenn ich Ihnen nicht geholfen hätte, wären Sie jetzt tot; eine verrottende Leiche in irgendeinem namenlosen Grab auf Thallon. Wenn Sie nur über einen Funken Ehre verfügen, müssen Sie anerkennen, dass Sie mir etwas schuldig sind, und meinem Wunsch entsprechen.«
»Ich würde ein großes Risiko eingehen, Si Cwan«, warnte sie ihn. »Wenn herauskommt, dass ich an einem derartigen Unternehmen beteiligt bin …«
»Durch mich würde es niemals herauskommen«, erwiderte er ohne jede Spur von Ungewissheit. »Zumindest das kann ich Ihnen versprechen. Verstehen Sie mich nicht falsch, aber für mich sind Sie nur Mittel zum Zweck. Aber Sie sind ein Mittel, das ich nutzen muss, weil ich keine andere Möglichkeit sehe. Ich kann Ihnen nicht befehlen, mir zu helfen. Aber ich kann es von Ihnen verlangen, weil Sie es mir schuldig sind, weil ich Ihr Leben gerettet habe … Und ich fordere Sie im Namen meiner Schwester, deren Leben wir möglicherweise retten können, dazu auf.« Dann fügte er ein Wort hinzu, das er vermutlich noch niemals zuvor in seinem Leben benutzt hatte:
»Bitte!«
Und aus den Tiefen ihrer Seele entließ Soleta einen langen, unsicheren Seufzer, während sie sich fragte, wer sie im Gerichtsprozess verteidigen könnte.
III
Calhoun blickte vom Computerbildschirm auf, als die Tür zu seinem Bereitschaftsraum aufglitt. Dr. Selar trat ein und sagte ohne jegliche Vorrede: »Dr. Maxwells mangelhafte Leistungsfähigkeit ist inakzeptabel. Bitte entlassen Sie ihn unverzüglich aus der Besatzung.«
»Computer, deaktivieren«, sagte Calhoun, während er sich hinter seinem Schreibtisch erhob. Er gab Selar mit einer Geste zu verstehen, dass sie sich setzen sollte. Doch die vulkanische Ärztin blieb stehen, woraufhin Calhoun nach einem mentalen Schulterzucken wieder Platz nahm. »Seine mangelhafte Leistungsfähigkeit ist inakzeptabel?«
»Das ist korrekt.«
»Hatten Sie Sex mit ihm?«
Selar schien verblüfft, obwohl sie sich zu keiner tiefgreifenderen Regung hinreißen ließ, als eine Augenbraue zu heben. »Wie bitte?«
»Hatten Sie Sex mit Dr. Maxwell?«
»Nein, natürlich nicht. Und ich verstehe auch nicht …«
»Ist Dr. Maxwell Sänger? Versagt seine Stimme bei schwierigen Passagen?«
Jetzt wusste Selar überhaupt nicht mehr weiter. »Nicht, dass ich wüsste. Aber ich wollte …«
»Betreiben Sie gemeinsam mit Dr. Maxwell einen Mannschaftssport?«
Selar schien es aufzugeben, verstehen zu wollen, was der Captain mit diesem Gespräch beabsichtigte. Also sagte sie einfach: »Ich übe keine menschlichen Sportarten aus. Ob er es tut, ist mir nicht bekannt.«
»Dann verstehe ich nicht recht, was Sie von mir wollen. Sie platzen hier herein und beklagen sich über seine Leistungsfähigkeit, und da bislang noch kein Patient
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