Star Trek - New Frontier 01 - Kartenhaus
in die Krankenstation eingeliefert wurde, ging ich davon aus, dass Sie keinesfalls seine Leistungsfähigkeit als Arzt gemeint haben können … was meines Wissens der Grund ist, warum er zur Besatzung dieses Schiffes gehört.«
Selar neigte ein wenig den Kopf zur Seite. »Captain Calhoun, sind Sie immer so weitschweifig?«
»Nicht immer. Im Allgemeinen sage ich es den Leuten frei heraus, wenn ich das Gefühl habe, dass sie meine Zeit vergeuden und schnellstens aus meinem Büro verschwinden sollten. Aber wir haben noch nicht einmal das Raumdock verlassen, also bemühe ich mich, großzügig zu sein.« Er ging um den Schreibtisch herum. »Hören Sie, Selar …
»
Doktor
Selar wäre mir lieber.«
Er lächelte. »Kennen Sie diesen Witz? Wie bezeichnet man den schlechtesten Medizinstudenten einer Klasse, der mit Mühe und Not seinen Abschluss geschafft hat?« Ohne auf ihre Antwort zu warten, sagte er: »‚
Doktor‘
.«
Sie starrte ihn an.
»Haben Sie verstanden, worauf ich hinaus will?«
»Ich denke schon. Sie wollen den Titel, den ich führe und den ich mir durch viele Jahre des Studiums und der Arbeit erworben habe, herabsetzen, indem Sie andeuten, dass sich die Qualität der akademischen Bildung gar nicht in diesem Titel niederschlägt.«
Er massierte seine Schläfen, während er sich daran zu erinnern versuchte, warum in aller Welt er sich von Picard zu dieser Sache hatte überreden lassen. »Hören Sie mir zu, Dr. Selar. Es ist Ihre Krankenstation, und wenn Sie Maxwell nicht haben wollen, dann fliegt er raus. Ich will mich gar nicht mit Ihnen darüber streiten. Vielleicht sind Ihnen mögliche Konfliktpunkte aufgefallen, oder vielleicht ist es eine persönliche Sache, weswegen Sie sich in die Haare geraten …«
»Vulkanier geraten sich nicht ‚in die Haare‘«, teilte sie ihm mit.
Calhoun bemühte sich, mit ruhiger und gleichmäßiger Stimme weiterzusprechen. »Ich will damit nur sagen, dass
Sie
das Kommando über die Krankenstation haben. Die Besetzung sämtlicher Posten in diesem Bereich wurde durch die Medizinische Abteilung der Sternenflotte veranlasst. Ich habe mein Einverständnis bezüglich der offiziellen Empfehlungen erklärt, und ich überlasse Ihnen die Feinabstimmung, Dr. Selar. Maxwell arbeitet unter Ihnen. Arbeiten Sie mit ihm, oder lassen Sie es bleiben. Schießen Sie ihn meinetwegen durch eine Photonentorpedoröhre ins All. Aber ich sage Ihnen jetzt, dass jede personelle Veränderung einen offiziellen Bericht erfordert. Und wenn es zu einem offiziellen Bericht mit anschließendem bürokratischem Verfahren kommt, dann sollten Sie auf jeden Fall konkrete Gründe vorlegen können, warum Maxwell versetzt werden soll. Sie müssen sich vergegenwärtigen, dass sich das Sternenflottenkommando nicht mit einem ‚wir kommen nicht so gut miteinander aus‘ zufriedengibt.«
»Ich verstehe.«
»Wenn Sie meinen Rat hören wollen – das ist übrigens das Schöne an der Position des Captains: Man kann jedem einen Rat erteilen, ob der Betreffende ihn hören will oder nicht –, schlage ich vor, dass Sie sich hinsetzen und mit Maxwell über die Bereiche reden, von denen Sie meinen, seine Fähigkeiten ließen darin zu wünschen übrig. Versuchen Sie, sich auf irgendeine Weise mit ihm zu einigen. Das wäre eine Lösung, die mir wesentlich angenehmer wäre.«
»Möchten Sie Ihre Dienste als Vermittler anbieten, um die Angelegenheit zu erleichtern, Captain?«
»Gütiger Himmel, nein! Ich würde lieber meinen Kopf in eine Warp-spule stecken. Um ehrlich zu sein, ich habe den Eindruck, als würde Ihre Reaktion auf einer irrationalen Regung beruhen … was mich, gelinde gesagt, sehr beunruhigen würde, wenn ich bedenke, wer Sie sind. Und jetzt machen Sie Ihre verdammte Arbeit, während ich meine mache, dann werden wir beide glücklich sein. Oder zumindest werde ich glücklich sein und Sie …« Er vollführte eine vage Geste. »… das, was Vulkanier stattdessen sind. Und nun verschwinden Sie aus meinem Büro!«
Auf dem Weg zur Tür blieb sie noch einmal kurz stehen, um festzustellen: »Ihre Neigung zu Obszönitäten ist größer als bei jedem anderen Sternenflottenoffizier, dem ich bisher begegnet bin.«
Und mit einem ironischen Lächeln erwiderte der Captain: »Ich bin zwar Offizier, aber keineswegs ein Gentleman.«
Burgoyne 172 befand sich zusammen mit Ensign Yates im Transporterraum D, wo er/sie die Rekalibrierung der Heisenberg-Kompensatoren überwachte, als sein/ihr Kommunikator einen Anruf
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