Star Trek - New Frontier 03 - Märtyrer
möchte, und wenn ich Sie mit einem Titel anrede, bleiben wir sehr auf Distanz.«
»Das ist mir durchaus recht.« Als sie Shelbys Reaktion bemerkte, fügte sie hinzu: »Ich kann Ihnen versichern, dass es keineswegs als persönliche Beleidigung gemeint ist, Commander. Aber ich ziehe es vor, auf Distanz zu bleiben, wenn ich mit anderen zu tun habe. Das ist eine der Eigenschaften, die mich zu einer guten Ärztin machen – die Fähigkeit, zwischen mir und meinen Patienten eine professionelle Distanz zu wahren. Ein Mediziner darf sich niemals emotional von seinen Fällen vereinnahmen lassen.«
»Sicher. Aber ein Arzt sollte zumindest ein wenig Mitgefühl empfinden, meinen Sie nicht auch?«
»Krankheitserreger lassen sich nicht durch Mitgefühl beeinflussen, Commander. Genauso wenig wie Phaserverletzungen, Knochenbrüche, Krebszellen, Herzinfarkte oder all die anderen Probleme, die die Weiterexistenz eines Körper bedrohen können.« Selar saß völlig reglos auf ihrem Stuhl. In diesem Moment hätte sie eine Marmorstatue sein können. Shelby hatte Schwierigkeiten, sich diese Frau in der Leidenschaft des Paarungstriebes vorzustellen. Dann hob Selar eine Augenbraue und fragte: »Sind Sie gekommen, um mit mir über meine grundsätzlichen Einstellungen als Medizinerin zu reden?«
»Nein«, antwortete Shelby sachlich. »Ich bin gekommen, um mit Ihnen über die Bitte zu reden, die Sie dem Captain vorgetragen haben.«
»Ja, das wäre ein logischer Grund für Ihren Besuch. Da sich die Einzelheiten meines Privatlebens dank einer fehlerhaften Tür zweifellos ungehindert durch das gesamte Schiff verbreiten, gibt es keinen Grund, warum Sie und ich uns nicht über das gleiche Thema unterhalten sollten.«
»Hören Sie, Sel… – Doktor. Ich könnte in meiner Funktion als Erster Offizier mit Ihnen reden. Stattdessen möchte ich es gerne als Freundin tun.«
»Als Freundin?« Sie neigte den Kopf leicht zur Seite. »Mir war nicht bewusst, dass Sie uns beide als Freundinnen betrachten.«
»Ich würde es aber gerne. Sie müssen doch Freunde haben. Zumindest auf Vulkan.«
»Es gibt … andere«, sagte Selar nach kurzer Überlegung. »Andere Vulkanier, mit denen ich verkehre. Wir diskutieren über Philosophie und konstruieren logische Rätsel, um unsere Fähigkeiten zu schulen und unsere Gedanken in angemessene Bahnen zu lenken. Ich glaube jedoch nicht, dass sich der menschliche Begriff ‚Freund‘ auf diese Personen anwenden lässt. Es gibt den vulkanischen Ausdruck
Ku’net Kal’fiore
, der sich grob mit ‚Jemand, der einem nützlich ist‘ übersetzen lässt.«
Shelby bemühte sich, nicht das Gesicht zu verziehen, was ihr jedoch nur teilweise gelang. »Ich möchte Sie keineswegs beleidigen, Doktor, aber das klingt nicht sehr angenehm.«
»Ich sagte, dass es sich lediglich um eine grobe Übersetzung handelt«, erklärte Selar. »Auf Vulkan gilt es als sehr vertrauliche Bezeichnung.«
»Gut, einverstanden. Ich möchte mit Ihnen auf einer Ebene reden, die irgendwo zwischen einem Dienstverhältnis und einer Freundschaft liegt. Können wir uns darauf einigen?«
Selar seufzte leise. »Bei allem gebührenden Respekt, Commander … wenn ich dadurch erreiche, dass wir dieses Gespräch früher beenden, damit ich mich wieder meiner Arbeit widmen kann, dann bin ich bereit, mich mit nahezu allem einverstanden zu erklären.«
»Gut. Ich möchte Ihnen Folgendes sagen: Sie haben den Captain in eine sehr schwierige Position gebracht.«
»Noch nicht«, erwiderte Selar nüchtern. »Es ist keineswegs erforderlich, eine andere Position als das Äquivalent der bei Ihnen üblichen Missionars…«
»Das habe ich nicht gemeint«, unterbrach Shelby den Redefluss der Ärztin. »Sie haben den Captain dieses Raumschiffs gebeten, Sex mit Ihnen zu haben, um ein Kind mit ihm zu zeugen.«
»Ja, ich glaube, diese Neuigkeit wird soeben über sämtliche interstellaren Sender verbreitet. Und falls Sie die Übertragung verpasst haben, müssen Sie sich keine Sorgen machen, weil sie in stündlichem Abstand wiederholt wird.«
Shelby kniff die Lippen zusammen. »Ich wusste gar nicht, dass Vulkanier so sarkastisch sein können.«
»Wir verfügen über viele verblüffende Fähigkeiten.«
»Hmm.« Shelby hielt inne, bevor sie ihren nächsten Vorstoß wagte. »Jedenfalls war es … unangemessen, auf diese Weise an den Captain heranzutreten.«
»Für wen unangemessen?«
»Was das Dienstverhältnis betrifft. Ein Captain sollte sich nicht mit seinen Untergebenen
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