Star Trek - New Frontier - David, P: Star Trek - New Frontier
Stephanie und Byron, persönlich gekannt hatte. Die meisten waren aus Respekt dem Captain und seiner Trauer gegenüber gekommen. Kenyon zog kurz in Erwägung, Landurlaub zu nehmen und die Leichen zur Erde zu begleiten, aber dann entschied er sich doch dagegen.
Ich weiß, ich sollte »nach Hause« anstatt »Erde« sagen, da die meisten Leute es so nennen. Andererseits stamme ich nicht von derErde. Seltsam, mir ist aufgefallen, dass ich Xenex nicht mehr als mein Zuhause bezeichne. Irgendwie fühle ich mich, als hätte ich gar keines.
Darüber sollte ich wohl traurig sein.
Hm.
Wie auch immer.
Während der Trauerfeier war Kenyon der Inbegriff von Ruhe. Das allein reichte aus, um in meinem Kopf ein paar Alarmglocken klingeln zu lassen, aber ich sagte nichts. Er war gelassen und höflich und nahm alle Beileidsbekundungen mit unendlicher Gleichmütigkeit entgegen. Einmal sah er sogar zu mir herüber und zwinkerte mir zu. Es schien, als wollte er mir damit sagen: »Mach dir keine Gedanken, mir geht es gut. Hier ist alles in Ordnung.«
Sie müssen verstehen, ich wollte nichts mehr, als dass es ihm tatsächlich gut ging. Die Sache ist die …
Wie soll ich das nur ausdrücken?
In gewisser Hinsicht erinnerte mich Kenyon an meinen Vater.
Ich weiß, dass ich das zuvor noch nicht erwähnt habe. Ich befürchtete, dass es für Sie abgedroschen klänge. Oder bemitleidenswert. »Armer Calhoun, verbringt sein ganzes Leben auf der Suche nach einem Vaterersatz.« So ist es überhaupt nicht. Es war nur eine gewisse äußerliche Ähnlichkeit, nicht stark, aber vorhanden. Sie lag in der Art, wie er ging, in seiner unendlichen Geduld, in … eigentlich war er ihm doch sehr ähnlich.
Sie werden es für albern halten.
Ach, zur Hölle mit Ihnen. Das ist meine Geschichte. Und ich sage Ihnen: So habe ich mich gefühlt. Wenn Ihnen das nicht tiefgründig genug ist, dann ist das Ihr Problem, nicht meines.
Was ich damit eigentlich sagen wollte …
Ich habe gesehen, wie Leute sich verändert haben.
Ich sah, wie die Unterdrückung durch die Danteri meinem Vater zu schaffen machte. Er wurde zorniger, verbitterter, aufsässiger. Ich sah, wie ihn diese Emotionen antrieben, ihn geradezu verzehrten, biszu dieser letzten Konfrontation, bei der er auf dem öffentlichen Platz zu Tode geprügelt wurde.
Ich wusste also genau, nach welchen Anzeichen ich beim Captain suchen musste.
Und wenn man ordentlich nach etwas sucht, dann findet man es in den meisten Fällen auch.
Nach der Trauerfeier erledigten wir Auftrag um Auftrag. Viele davon waren Routine, einige hatten ein gewisses Gefahrenpotenzial. Was den Captain angeht … er war …
… er war anders.
Zuerst waren es nur Kleinigkeiten. Nichts besonders Auffälliges. Nichts, was jemand bemerken würde, der nicht danach suchte. Aber ich tat es. Er schien mir aufbrausender zu sein. Wütender. Er hörte auf, die Besatzung mit Namen anzusprechen, wenn er durch die Gänge lief. Während er zuvor recht gesellig gewesen war, neigte er nun dazu, für sich zu bleiben.
Ich witterte Probleme.
Ich bin kein Telepath oder Betazoide. Einmal redete ich mit dem Schiffscounselor, einem vernünftigen Kerl namens Nugent, der mehrere Abschlüsse vorzuweisen hatte und als guter Zuhörer galt. Wie Dr. Villers hatte auch Nugent mit dem Captain gesprochen, und auch er war nach der Unterhaltung überzeugt davon, dass Kenyon – auch wenn er verständlicherweise um seine Tochter und seinen Bruder trauerte – damit fertigwerden würde.
Ich wollte daran glauben. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich daran glauben wollte. Darum zwang ich mich, es zu glauben. Der Captain mochte reizbarer wirken, na und? Die Spezialisten waren der Meinung, dass alles seine Ordnung habe.
Und was wusste ich schon? Ich hatte doch sowieso eine negative Sicht auf die Welt. Direkt unter der Oberfläche brodelt eine Wut in mir, die ständig präsent ist. Sie färbt alle meine Handlungen und Wahrnehmungen unweigerlich ein. Wir alle betrachten Situationen durch die Brille unserer eigenen Erfahrungen, was dabei hilft, unserePerspektiven zu bilden. Und meine Erfahrungen waren sicherlich traumatischer als die der meisten anderen.
Der wilde M’k’n’zy von Calhoun, der niemals an sich zweifelte, der seinen Überzeugungen immer treu blieb, kämpfte mit Mackenzie Calhoun, der von der Sternenflotte darauf getrimmt worden war, die Regeln einzuhalten, seinen Vorgesetzten zu gehorchen und seine Arbeit zu tun. Dies war bestimmt eine der
Weitere Kostenlose Bücher