Star Trek - The Next Generation 6 - Leisner, W: Star Trek - The Next Generation 6
durch den Azur-Nebel gekommen war, war es Choudhury durch logisches Schlussfolgern gelungen, korrekt vorauszusagen, dass sich Korvat in unmittelbarer Gefahr eines Angriffs befunden hatte. Ihre Begabung diesbezüglich war nicht zu unterschätzen.
Er erhob sich und trat hinter die Flugkontrolle. »Ensign Faur, setzen Sie einen neuen Kurs auf null-sechs-sieben zu drei-vier-vier, und gehen Sie auf Warp fünf. Führen Sie kontinuierliche Langstreckenscans nach irgendetwas durch, das möglicherweise ein Schiff in Not sein könnte.« Picard drehte sich wieder um und bedachte Choudhury mit einem breiten Lächeln. »Gute Arbeit, Lieutenant.«
»Nur wenn wir imstande sind, jemanden zu finden und zu retten«, wandte Choudhury ein. »Und selbst dann gebührt das meiste Lob Ensign Rosado.«
Picard wandte sich der Datenbankstation der Brücke zu, an der die ältere Frau stand. »Sie ist diejenige, die es geschafft hat, all die vereinzelten andorianischen Datenbestände zusammenzufügen – zumindest jene, die nicht durch den Angriff auf Andor verlorengingen«, fuhr Choudhury fort, »und sie war es auch, die diese Daten mit den Kommunikationslogbüchern, Sternenflottenlogbüchern und den Bewegungen des zivilen Raumverkehrs abglich sowie mithilfe des Subraumkommunikations-Relaisnetzwerks eine Triangulation durchführte.«
Picard war gebührend beeindruckt. Bis zu ihrem Rücktritt und ihrer Entscheidung, eine zweite Laufbahn bei der Sternenflotte einzuschlagen, war Rosado beinahe fünfzig Jahre lang die oberste Bibliothekarin der Universität von Bologna auf der Erde gewesen. Ganz offensichtlich stellte ihre Erfahrung in der Informationsverwaltung einen Gewinn für ihre neue Tätigkeit dar. »Gut gemacht, Ensign«, lobte Picard sie.
»Gibt es einen Grund dafür, dass dieses Suchprotokoll auf andorianische Schiffe und Aufzeichnungen begrenzt wurde«, erkundigte sich Worf.
»Nur um die Menge an Ausgangsdaten zu begrenzen, während wir das Programm testeten«, erklärte Rosado, während sie sich zurück zur Ops-Konsole begab. »Und da Andor das nächste betroffene System war ...«
»Dann könnte dieses Protokoll auch eingesetzt werden, um vermisste Schiffe jedes anderen Systems aufzuspüren?«, fragte Worf. Picard bemerkte, dass sein Erster Offizier und Choudhury einen kurzen Blick wechselten, und ihm fiel auf, dass sich die Denevanerin mit einem ungewöhnlich gequält wirkenden Gesichtsausdruck abwandte.
»Ja, Sir«, antwortete Rosado. »Allerdings hat Andor ... verhältnismäßig geringe Schäden erlitten.« Ihrem Zögern und dem Ausdruck auf ihrem Gesicht war zu entnehmen, dass es Rosado schmerzte, die Auslöschung von mindestens fünf großen Bevölkerungszentren und die Tode von annähernd hundert Millionen Lebewesen als »geringe Schäden« zu bezeichnen. »Welten, die größerer Zerstörung ausgesetzt wurden ...« Rosados Augen – sowie scheinbar auch die aller anderen Mitglieder der Brückenbesatzung – zuckten zu Choudhury. »... könnten nicht mehr über genügend Daten verfügen, um dem Computer eine entsprechende Extrapolation zu erlauben.«
»Ich verstehe«, sagte Picard leise. »Dennoch: Sollte es auch nur die geringste Chance geben, verlorene Evakuierte zu finden und zu retten ...« Er händigte Choudhury das Padd wieder aus. »Ich möchte, dass Sie dieses Suchprotokoll mit Ihren Kollegen auf allen Schiffen teilen, die gegenwärtig Patrouillenaufgaben oder Such-und-Bergungsoperationen nachgehen.«
Der Taktikoffizier nickte. »Aye, Sir.«
»Und«, hielt er sie auf, als sie bereits zurück an ihre Station treten wollte, »wir sollten uns darum bemühen, das Protokoll so weit zu verfeinern, dass es uns die Möglichkeit eröffnet, Informationen von allen betroffenen Welten zu sammeln.«
»Ja, Sir«, erwiderte Choudhury, und erneut glaubte er, für einen flüchtigen Moment diesen seltsam gepeinigten Ausdruck in ihren dunklen Augen aufblitzen zu sehen.
Dann senkte sie den Blick auf ihre Konsole und begann, mit raschen Bewegungen Befehle einzugeben, und Picard schob den Gedanken beiseite. Er wandte sich erneut dem Sichtschirm zu und betrachtete die Sterne, die an ihnen vorbeizogen. Irgendwo vor ihnen befanden sich Leute in Schwierigkeiten, bedurften ihrer Hilfe.
Picard gestattete sich ein kleines, persönliches Lächeln.
Und die
Enterprise
ist auf dem Weg
.
Am Ende ihrer Schicht kletterte Trys Chen aus einem Loch in der Wand. Mehrere Minuten stand sie einfach nur in der Mitte des Korridors und drehte ihren
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