Star Trek - Titan 01 - Eine neue Ära
Besatzungsmitglied gefressen.«
Noch nicht , dachte Norellis, als er durch die Tore der Hölle ging und alle Hoffnung fahren ließ.
Aber als er die Krankenstation erst einmal betreten hatte, wurde er durch den Anblick eines bekannten, freundlichen Gesichtes ermutigt. Statt eines wilden Echsenmannes sah er, dass Schwester Ogawa auf ihn zukam. Neben ihrem kleine Sohn Noah war die Oberschwester die einzige andere Person in der Lobby der Krankenstation.
»Bitte sagen Sie mir, dass Dr. Ree nicht da ist«, zischte Norellis, da der Schmerz im Knie ihn dazu brachte, seine Kiefer fest aufeinander zu pressen. Keru und Pazlar halfen ihm, sich auf die Kante des nächsten Biobettes zu setzen. »Vielleicht kann einer der anderen Ärzte …«
»Dr. Ree ist tatsächlich nicht da im Moment«, unterbrach ihn Ogawa. »Er versucht, die Moral zu heben, indem er bei der Mannschaft ein paar ›Hausbesuche‹ macht.«
Norellis seufzte erleichtert über Rees Abwesenheit, nur um gleich wieder aufzustöhnen, da kleine, gezackte Schmerzblitze durch sein rechtes Knie zu jagen schienen.
Dann bemerkte er, dass Ogawa ihn stumm beobachtete, ihre Miene unheilvoll. Sie zückte einen medizinischen Trikorder, als wäre er ein Handphaser. »Hätte jemand was dagegen, wenn ich mal kurz mit Mr. Norellis spreche? Allein? « Während sich Keru und Pazlar taktvoll zurückzogen, legte die Schwester eine sanft zurückhaltende Hand auf die Schulter des kleinen Noah. »Du nicht, Noah. Ich will, dass du das auch hörst.«
Oh Mist , dachte Norellis erneut und wünschte sich, er könne seinen beiden Schiffskollegen hinterherlaufen. Diesmal bin ich echt in die Scheiße getreten.
»Sagen Sie mir, Kent, was wissen Sie über Dr. Ree?«, fragte Ogawa, während sie einen kurzen Scan seines verletzten Knies machte. »Wie viel können Sie meinem Sohn über ihn erzählen?«
»Nicht besonders viel«, gab er zu.
Sie tauschte den Trikorder gegen ein Hypospray und injizierte ihm etwas in die Seite seines Knies. Der Schmerz ließ augenblicklich nach und vorsichtig streckte er das Gelenk. Immer noch kein Schmerz. Er stieß einen erleichterten Seufzer aus. Dann bemerkte er, dass Noah ihn mit seinen dunklen, neugierigen Mandelaugen betrachtete.
Sie quittierte Norellis dankbares Grinsen mit einem eigenen kleinen Lächeln und fuhr fort: »Dann wissen Sie also nichts von den ganzen neuen Operationstechniken, die die Sternenflotte den Pahkwa-thanh im Allgemeinen und Dr. Shenti Yisec Eres Ree im Besonderen verdankt?«
»Ähm, nein.«
»Oder von den Dutzenden Arbeiten, die in den medizinischen Fachblättern der Föderation veröffentlicht wurden.«
Er spürte, wie sich sein Gesicht aufheizte und sichtbar rot wurde. »Ähm. Nicht, äh, wirklich. Nein.«
»Also wissen Sie lediglich , dass er zu einer Spezies gehört, die oberflächlich einem ausgestorbenen Erdreptil gleicht.«
Norellis nickte. »Einem sehr furchterregenden, fleischfressenden Erdreptil. Ja.« Er erinnerte sich, wie er Ree am Abend zuvor im Arboretum getroffen hatte: Die langen, unwahrscheinlich gelenkigen Finger des Doktors waren für Norellis schon genug, um sich zu Tode zu erschrecken. An diesem Morgen aber hatte er in vor Angst erstarrter Faszination auch noch zusehen müssen, wie der Doktor in der Hauptkantine eine Mahlzeit zu sich genommen hatte. Er fragte sich, wann der tropfende rote Inhalt von Rees Teller ihn nicht mehr heimsuchen würde …
»Hören Sie mir überhaupt zu , Kent?«
Er schüttelte sich, um die unangenehmen Gedanken loszuwerden, und überlegte, wie viel er von Ogawas Standpauke verpasst hatte. »Sie haben recht. Ich habe mich Dr. Ree gegenüber vermutlich nicht besonders fair verhalten. Ich hatte an der Akademie das gleiche Diversitätstraining wie Sie.«
»Genau daran wollte ich Sie erinnern.«
Er nickte. »Wahrscheinlich bin ich es einfach nicht gewöhnt, einer so offensichtlichen Minderheit anzugehören. Menschlich zu sein auf einem Schiff, das eine solch unterschiedliche Besatzung hat, meine ich.« Plötzlich kam ihm in den Sinn, dass er selbst schon so lange er denken konnte einer gänzlich anderen Minderheit angehörte – eine Tatsache, die ihn nie gestört hatte oder sonst jemanden in seinem Leben.
Zu Norellis großer Erleichterung beendete Ogawa ihre Strafpredigt und belohnte sein aufrichtiges Zugeständnis mit einem Lächeln. Sie begann, einen Tiefengewebe-Regenerator über seinem verletzten Knie zu schwenken. »Ich bin froh, dass wir da einer Meinung sind.«
Obwohl er
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