Star Trek - Titan 02 - Der rote König
Humor zu schätzen lernen, dachte
er, während er sich auf die Überreste einer Polsterung legte, die sie von einem
der Shuttlesitze gerettet hatten, der nicht allzu sehr verbrannt gewesen war.
Es
schien eine unmögliche Aufgabe zu sein. Aber so hatte auch das Entkommen aus
dem abstürzenden Shuttle gewirkt.
Tag 6 – Sternzeit
26798,9 [19. Oktober 2349]
Tuvok befand sich im
Zustand des Eiihu, der nur von Vulkaniern in tiefster Meditation erreicht werden konnte.
Es war nicht direkt ein Traum von seiner Familie und seiner Vergangenheit,
obwohl er sich vorstellte, dass die Visionen, die ihm erschienen und mit denen
er interagierte, den Traumerlebnissen anderer Spezies nicht unähnlich waren. Im Eiihu konnte er sich am besten an die makellose Schönheit seiner Ehefrau
T'Pel erinnern, mit der er seit fünfundvierzig Jahren verheiratet war. Er hielt
das Bild in Ehren, wie sie in dem anmutigen Korl'na tanzte, das ihre
Mutter für sie angefertigt hatte. Und als sie gemeinsam die ersten Schmerzen
des Pon Farr durchlitten, hatte sie es ebenfalls für ihn getragen.
Er
erinnerte sich außerdem an seine fünf Jahre alte Tochter Asil und seine drei
älteren Söhne Sek, Varik und Eliath. Er entsann sich des düsteren Blicks, mit
dem ihn jeder von ihnen angesehen hatte, als er ihnen die grundlegenden
Prinzipien des vulkanischen Cthia gelehrt hatte, die er selbst sein Leben lang so
gewissenhaft erlernt hatte. Doch anders als die Väter anderer vulkanischer
Kinder hatte er Zugang zu Wissen, das von weit hinter den Bergen von L-Langon
und selbst den uralten mit Blutsteinen bedeckten Hallen von ShiKahr stammte. Er
hatte neun Jahre lang die Galaxis erforscht, erst als Kadett an der Akademie
der Sternenflotte, dann als Junior-Wissenschaftsoffizier an Bord der U.S.S. Excelsior.
Aber er
hatte dieses Schiff – und die Sternenflotte – verlassen, unzufrieden über die
verwirrend emotionale Weise, auf die Captain Sulu und die anderen Menschen,
denen er begegnet war, ihre Entscheidungen getroffen hatten.
Dennoch,
diese fünf Jahre an Bord der Excelsior hatten ihm eine Fülle an
Geschichten beschert, die er mit seinen Kindern hatte teilen können.
Und sie
waren ebenfalls lang genug, um ihm zwei gute Freunde zu schenken; Freunde, mit
denen er mindestens so eng verbunden war wie mit jenen daheim auf Vulkan: Der
abgesetzte capellanische Tiru Leonard James Akaar und der halkanische Verbannte
Lojur. Nachdem Tuvok seinen Dienst in der Sternenflotte 2298 quittiert hatte,
war Lojur mit ihm nach Vulkan gekommen, in der Hoffnung, seine für Halkanier
entschieden untypische Gewaltbereitschaft kontrollieren zu lernen. Doch nach
einem halben vulkanischen Jahr war Lojur rastlos und enttäuscht zur
Sternenflotte zurückgekehrt, um dort seine Antworten zu suchen.
Durch
die Abwesenheit seiner beiden außerweltlichen Freunde verspürte Tuvok zu seiner
großen Überraschung das stärkste Gefühl des Verlusts, das er jemals gespürt
hatte.
Tuvok
war nicht in der Lage gewesen, seiner Frau und seinen Kindern zu erklären,
warum er in diesem Jahr wieder zur Sternenflotte zurückgekehrt war; er war sich
nicht mal sicher, ob er es sich selbst erklären konnte. Vielleicht war es seine
fast mystische Begegnung mit dem A'kweth – der Ursache oder Quelle allen
Wissens aus den ältesten Mythen Vulkans – oder vielleicht auch nur ein
schrittweiser Anstau dessen, was die Menschen »Wanderlust« nannten. Wie auch
immer der Grund lautete, es schien fast so, als sei ein Teil seiner Katra
selbst verloren gegangen, während er daheim auf Vulkan war, und dass sie erst
dann zu ihm zurückkehrte, als er wieder durch den Weltraum reiste.
Tuvok
war in der Sternenflotte wieder als Ensign angestellt worden und hatte kleinere
Aufträge bekommen, bis ihn ein alter Freund darum gebeten hatte, auf sein
Schiff zu wechseln: Akaar war inzwischen Erster Offizier der U.S.S. Wyoming und hatte
seinen Captain gedrängt, Tuvok als Mitglied seiner Besatzung aufzunehmen.
Obwohl
der Posten zunächst wie ein Segen gewirkt hatte, hielt Tuvok schon bald immer
weniger von Commander Akaars vorgesetztem Offizier, dem aggressiven und
streitsüchtigen Captain Karl Broadnax. Wenigstens hatte Captain Sulu Tuvok
stets gestattet, seine Meinung zu sagen, wenn er Handlungen oder Befehle als
unlogisch ansah – als Tuvok es das erste Mal gewagt hatte, eine seiner
Entscheidungen zu hinterfragen, hatte ihn Broadnax fast aus der Sternenflotte
geschmissen.
So kam
es, dass Tuvok für kurze
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