Star Trek - Titan 02 - Der rote König
Zeit der U.S.S. Stargazer unter dem Kommando von
Captain Jean-Luc Picard »geliehen« wurde. Vielleicht hätte er darum gebeten,
wieder auf dieses Schiff versetzt zu werden, wenn Broadnax nicht eine besonders
schwerwiegende Fehleinschätzung begangen hätte und sein Temperament in einer
baufälligen Kneipe auf Farius Prime mit ihm durchgegangen wäre. Obwohl
umfassende Untersuchungen von der Sternenflotte und zivilen Behörden
unternommen worden waren, hatte man niemals genau feststellen können, welcher
örtliche Unterweltbewohner oder – nach dem Zustand der Überreste zu schließen –
welche Gruppe von Subjekten das Leben des streitsüchtigen Captains beendet
hatte.
Nachdem
Akaar zum Captain der Wyoming befördert worden war, hatte er darum gebeten, dass Tuvok als sein
Wissenschaftsoffizier an Bord bleibt. Obwohl Tuvok wusste, dass Akaar sich
bemühte, seinem alten Freund keinerlei offenkundige Bevorzugung zukommen zu
lassen – was, wie Tuvok annahm, erklärte, warum ihn Akaar nicht über den Rang
eines Ensigns befördert hatte – fühlte Tuvok seinen anderen Kollegen gegenüber
nur wenig Kameradschaft. Anstatt auf ihre unlogischen und wahnhaften
Eifersüchteleien einzugehen, strengte er sich noch stärker an und konzentrierte
seine Energie mehr als jemals zuvor auf seine Arbeit. Er begann nebenher sogar
mit dem eingehenden Studium verschiedener Kampftechniken und
Sicherheitsprotokolle.
Doch die
meisten seiner taktischen Fähigkeiten, die er in der kurzen Zeit, die er wieder
an Bord der Wyoming diente, gelernt hatte, nutzen ihm hier, auf Planetoid 437, gar
nichts. Es gab nichts gegen das man sich verteidigen musste – außer der Hitze,
dem Durst und dem Hunger. Es gab keine Tiere, andere empfindungsfähige Wesen
oder sonst etwas Lebendes außer den eindrucksvollen Bäumen, die in den rissigen
und ansonsten unfruchtbaren Boden gespießt waren.
Eine
heiße Brise wehte durch das Zeit und riss Tuvok kurz aus seiner meditativen
Trance und seinen Erinnerungen. Anstatt sich davon vollständig aus seinem
kontemplativen Zustand holen zu lassen, nahm er das Gefühl in seinen Geist auf
und passte es an die Kindheitserinnerung, seine zweite Reise in die Wüste, an,
als er von Zuhause fortgelaufen war, nachdem sein Haussehlat, Wari, getötet
worden war. Nachdem ihm seine Eltern erklärt hatten, dass Wari keine Katra besessen
hatte, war er untröstlich gewesen. Er hatte das Ritual Tal'oth begonnen
und sich auf den Weg durch die ausgedörrte Wüste des Glühofens und über die
zerklüfteten Berge gemacht, die dessen östlichen Grenze markierten.
Die
Winde, die ihm auf dieser Reise entgegengeschlagen hatten, waren genauso
glühend und stark gewesen wie diese hier. Der Unterschied war, dass er damals
die Aufgabe gehabt hatte, sich von jeglicher Emotion zu reinigen, um nichts
anderes zu fühlen als leidenschaftslose, unwiderlegbare Logik. Nach vier
Monaten hatte er dieses Ziel, wenigstens vorübergehend, erreicht und war nach
Hause zurückgekehrt.
Doch nun
hatte er kein Ziel außer dem nackten Überleben. Sowie seinen Captain – seinen
Freund – ebenfalls irgendwie am Leben zu erhalten.
Aber
egal, wie er versuchte, seinen Verstand mit Erinnerungen und Nachsinnen
abzulenken, wusste Tuvok doch, dass seine Aussichten auf Erfolg gleich Null
waren.
Und
dennoch wurde ein unterdrückter Teil seines Bewusstseins auf eine gänzlich
andere Weise erwärmt … von dem schwachen, doch immer noch sichtbaren Licht der
Hoffnung.
Tag 9 – Sternzeit
26806,7 [22. Oktober 2349]
Tuvok hörte Akaar
schreien, doch konnte er nicht sofort lokalisieren, woher das Geräusch gekommen
war. Er drückte gegen den Fels um sich herum und war froh, dass der Sandstein
nicht gepresst und hart war, sondern spröde und bröckelig. Das war
wahrscheinlich der einzige Grund, warum er sich aus der Steinlawine
herausgraben konnte, die ihn bedeckt hatte, nachdem der Boden unter ihnen
beiden zusammengebrochen war. Tuvok war nur dadurch in der Lage gewesen, oben
und unten zu unterscheiden, weil er hatte fühlen können, wie die Steine nach
unten rutschten, als er sie wegschob.
Wegen
ihrer bald zur Neige gehenden Vorräte verzweifelt, hatten er und Akaar sich an
diesem Morgen auf den Weg gemacht, um Wasser und Nahrung zu finden. Sie hatten
eine Kluft gefunden, die nur etwa 1,20 Meter breit war, aber mehr als hundert
Meter in die Tiefe zu gehen schien. Vielleicht noch wichtiger war die Tatsache,
dass einer der seltsamen Bäume des Planetoiden am
Weitere Kostenlose Bücher