Star Trek - Titan 02 - Der rote König
Rand der Kluft wuchs und sie
weiter unten an einem Felsvorsprung Teile seines Wurzelsystems sehen konnten.
Sie
hatten sich gegen die Wände gestemmt und sich so Zentimeter um Zentimeter nach
unten zum Vorsprung gequält. Akaar hatte ihn zuerst erreicht und sofort damit
begonnen, Erde von den Wurzeln zu entfernen, die sich merkwürdig spröde und
unnachgiebig angefühlt hatten. Doch die Erde war klumpig und leicht feucht
gewesen und wies damit auf das Vorhandensein von unterirdischen Wasservorkommen
hin.
Tuvok
hatte den Vorsprung gerade erreicht, als der Rand abbröckelte und er
hinunterstürzte. Er war sich nicht sicher, wie tief er gefallen war, aber er
wusste, dass der Propfen aus Erde und Schutt, der ihn im Moment hielt, nur ein
vorübergehendes Hindernis war; er musste da weg, so schnell wie möglich.
Während
er versuchte, sich so wenig wie möglich zu bewegen, obwohl er von der staubigen
Luft einen starken Würgereiz bekam, tastete er nach den Wänden der Kluft und
drückte sich dann gegen beide Seiten, seine Füße auf der einen und seine Hände
auf der anderen. Er drehte seinen Körper herum, so dass er nach unten sah und
das Geröll, das immer noch herabstürzte und sich auf seinem Rücken gesammelt
hatte, weiter in den Abgrund fallen konnte. Langsam begann er den Aufstieg zur
Oberfläche, doch seine, durch die Unterernährung geschwächten Muskeln, brüllten
vor Schmerzen.
Wieder
hörte er Akaar schreien, irgendwo über sich, obwohl er nicht sagen konnte, ob
der Schrei dazu gedacht gewesen war, Tuvok zu finden oder Schmerz auszudrücken.
»Ich bin
hier, Captain«, rief er so laut er mit seiner ausgetrockneten Kehle konnte,
obwohl er sich nicht sicher war, ob man ihn durch den Staub, der seinen Mund
verklebte, weiter als zwei Meter hatte hören können, geschweige denn über die
geschätzten zwanzig Meter, die er gefallen war.
Endlich
war er zu den Überresten des Vorsprungs zurückgeklettert. Dort sah er Akaar,
dessen Gesicht schmerzverzerrt war.
»Captain,
wir müssen weiter nach oben. Es ist für uns nicht sicher hier unten.«
Akaar
zog eine Grimasse. »Sie werden mir helfen müssen, Tuvok.« Er streckte seine
Hände aus; die eine hielt die andere. Dann öffnete er sie. In seiner rechten
Hand befand sich eine klaffende Wunde, in der man Sehnen und Knochen erkennen
konnte. Und eine große Menge von hellem, rotem Blut.
»Wie ist
das passiert?«
Akaar
deutete zurück zu dem freiliegenden Wurzelsystem. Dort sah Tuvok auf mehreren
der Wurzeln Blut.
»Sie
sind genauso scharf und unnachgiebig wie die Bäume oben«, sagte Akaar, dessen
Stimme vor Schmerzen zitterte. »Als der Vorsprung nachgab, habe ich nach einer
gegriffen und mir die Hand komplett aufgeschnitten.«
Tuvok
fühlte, wie seine Muskeln vor Anstrengung, ihn aufrecht zu halten, schmerzten
und zitterten. »Ich werde Ihnen nach oben helfen, Captain. Wir klettern
zusammen. Sie müssen sich so fest Sie können an mir festhalten.«
»Sie
können nicht unser beider Gewicht tragen«, protestierte Akaar. »Wir werden in
den Tod stürzen.«
Tuvoks
Stimme nahm einen Ton an, den er normalerweise nur widerspenstigen Kindern
gegenüber gebrauchte. »Leonard, Vulkanier sind viel stärker als die meisten
Humanoiden – selbst als Capellaner. Ich kann uns beide an die Oberfläche
bringen. Aber die Zeit, die wir hier mit Diskutieren zubringen, ist eine
Verschwendung meiner zugegebenermaßen erschöpften Energie.«
Akaar
nickte, entweder überzeugt von Tuvoks Logik oder durch die Schmerzen nicht mehr
in der Lage, um weiterzudiskutieren. Zögerlich streckte er seine Hände aus und
schlang seine kräftigen Arme um Tuvoks Taille. Tuvok fühlte, wie er seine Hände
hin und her bewegte, wahrscheinlich damit die gute Hand das Gelenk der
verletzten hielt.
»Sind
Sie bereit?«, fragte Tuvok und bemühte sich, seine krächzende Stimme ruhig zu
halten.
»So
bereit wie ich nur sein kann«, antwortete Akaar.
Tuvok begann
zu klettern und sofort spürte er das Gewicht des großen Mannes, das seines
verdreifachte. Er konzentrierte sich darauf, tief zu atmen und jedes Erg seiner
Körperenergie in Arme und Beine zu lenken. Er bewegte einen Arm nach oben, dann
den anderen, dann ein Bein. Eine vierte Bewegung und er fühlte, wie ihn das
komplette Gewicht von Akaar niederdrückte; sein Captain hing nun über dem
Vorsprung.
Als er
mit dem Klettern begann, schweiften seine Gedanken ab. Er fühlte sich, als
würde sein Körper schwerer, als hätte dieses unwahrscheinlich
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