Star Trek - Titan 02 - Der rote König
stellte sich vor, dass er
daraus Stärke ziehen konnte. »Weil seine Träume die Realität selbst bilden,
wenigstens hier im Neyel-Raum. Und sein unregelmäßiges Erwachen beendet diese Träume und vernichtet damit ganze Welten, als ob sie von Anfang an nicht
mehr als flüchtige Gedanken gewesen sind. So jedenfalls heißt es in den alten Geschichten
der einheimischen Rassen.«
»Ah, ich
verstehe.« Sie schien sich zu entspannen; offenbar hatte sie die Weisheit der
Alten als bloße Mythen und Folklore abgetan.
Und
vielleicht ist sie auch nie mehr gewesen. Schließlich hatten nur wenige heutige Neyel
– und sicherlich kein Neyel-Urahn, von dem Frane wusste – diese
Geschichten ernst genommen. Das Volk der Oh-Neyel, durch deren früheste Kämpfe
und Eroberungen die Neyel-Hegemonie errichtet worden war, hatte für nichts
anderes Zeit gehabt als für das Überleben.
Aber die
heimischen Völker, die von den Neyel erobert worden waren, hatten die Wahrheit
gekannt, vielleicht seit der Zeit, als das erste intelligente Leben hier
aufgetaucht war, Millionen von Oghenläufen bevor es die Neyel oder die
menschliche Rasse, aus der sie entstanden waren, gegeben hatte. Die schon seit
langem verschwundenen His'lant, genauso wie andere Rassen, hatten die wahre
Natur des Schläfers erkannt und waren vielleicht sogar irgendwie mit ihm
verbunden gewesen, möglicherweise mehr als irgendeine andere Spezies, die von
ihm erträumt worden war.
Wenn die
Legenden der His'lant nur Geschichten und, warum ist dann Newaerth und sein
gesamtes System verschwunden, als sich der Schläfer zum ersten Mal geregt hat? , dachte Frane. Warum
sind eine Million Neyel und ihre Sklaven wie ein Traum im Nichts verschwunden?
»Was soll
ich hier?«, fragte Frane.
»Das ist
ganz einfach, Mr. Frane. Bis wir einen Weg nach Hause gefunden haben, brauchen
wir einen kenntnisreichen Führer, der uns dabei hilft, uns in dieser Region des
Weltalls zurechtzufinden.
Herzlichen
Glückwunsch, Mr. Frane. Sie wurden gerade in den Dienst des Romulanischen
Sternenimperiums aufgenommen.«
Obwohl er
dankbar war, noch am Leben zu sein – eine Tatsache, von der er wusste, dass er
sie Commander Donatra zu verdanken hatte – erinnerte ihn irgendetwas an ihrem
Lächeln an die Kaltblütigkeit, die er oft in den Augen seines verstorbenen
Vaters gesehen hatte. Das allein hielt ihn davon ab, sie geradeheraus zu
fragen, was eine Flotte von Kriegsschiffen – Schiffen, die dem Donatras so
ähnelten – dazu brachte, einen unprovozierten Angriff auf ein
Neyel-Flottenschiff auszuführen.
Wieder
umklammerte Frane fest die Perlen und Steine des Geschichtenbands in seiner
Tasche. Er wünschte sich plötzlich, dass der Schläfer lieber früher als später
vollständig erwachen würde.
Kapitel 7
U.S.S. Titan, Sternzeit
57026,2
»Sie starren schon
wieder darauf.«
Christine
Vale schüttelte sich selbst aus ihrer Tagträumerei, wandte sich um und sah,
dass Deanna Troi sie anlächelte.
Troi
deutete auf die leere Stelle auf dem Schott neben dem Brückenturbolift. »Die
fehlende Widmungstafel. Wir müssen uns bald für einen Sinnspruch entscheiden,
ansonsten muss ich mal ein ernstes Wort mit Ihnen und Will reden.« Sie lächelte
verschmitzt.
Vale
erwiderte ihr Lächeln. »Ich war einfach noch nie zuvor beim ersten Auslaufen
auf einem Schiff, deswegen kommt es mir komisch vor. Alle anderen Schiffe, auf
denen ich gedient habe – die Den-sxl , die O'Keefe , die Enterprise – waren alle schon seit Jahren im Einsatz, als ich an Bord kam. Wenn ich auf
einer der Brücken war, habe ich immer zur Widmungstafel geschaut, als eine Art
Prüfstein.«
»Ich weiß,
was Sie meinen«, sagte Troi. »Als die Untertassensektion der Enterprise-D auf Veridian III zerschellte, war die Tafel eine der ersten Dinge, die wir aus
dem Wrack retteten. Auch wenn wir eine neue hätten anfertigen lassen können –
die Platte an sich ist ja nicht so wichtig, sondern die Botschaft, die darauf
eingraviert ist – sie zurückzulassen hätte sich angefühlt, als ob wir ein
Familienmitglied im Stich gelassen hätten.«
Vale nickte
und sah wieder auf die Brücke. An der primären Wissenschaftsstation
untersuchten Riker und Jaza Najem Anzeigenwerte und das übrige Brückenpersonal
war an den jeweiligen Stationen beschäftigt. Sie erinnerte sich nicht einmal,
wie oder warum sie herübergegangen war, um auf die leere Stelle am Schott zu
starren. Sie hatte es einfach getan.
»Will hat
mir einige der
Weitere Kostenlose Bücher