Star Trek - Titan 02 - Der rote König
Wellen
violettgrauen Meerwassers schlugen gegen die Docks und zerbrachen sie. Mehrere
Neyel-Raumschiffe standen auf Gebäudedächern, während Segelschiffe in den stark
aufgewühlten Gewässern des Hafens hin und her geworfen wurden. Durch das
vordere Fenster konnte desYog Hunderte von Leuten sehen, die auf die
Raumschiffe zuhasteten, auch wenn noch keines der Schiffe damit begonnen hatte
zu starten.
»Die Scans zeigen,
dass diese Schiffe sozusaglich am Ende sind«, sagte Hachesa, während er auf die
Bildschirme zu beiden Seiten der Kabine sah. »Wer sich auch immer auf ihnen
befindet, wird nicht von diesem Planeten herunterkommen.«
»Können wir
sie abschleppen?«, fragte Sortello, der über Hachesas Schulter lugte.
»Wir können
die Energie nicht entbehren«, sagte desYog düster.
»Dann
bleiben wir beim ursprünglichen Plan und holen so viele wie möglich da raus.«
Als desYog
das Shuttle auf Landeanflug brachte, wichen die Neyel und die anderen unter
ihnen auf dem Boden nur soweit aus, dass das Shuttle knapp landen konnte.
»Ich glaube
nicht, dass wir Schwierig haben werden, sie an Bord zu bekommen, Lieutenant«,
sagte Hachesa.
Sortello
und die anderen bereiteten die Öffnung der Luke vor. Das verängstigte Geraune
der Menge war selbst durch die Duraniumhülle des Shuttles hörbar.
Im gleichen
Moment, als sich die Luke öffnete, begannen Hände und andere Gliedmaßen daran
zu zerren. Noch bevor sie sich weiter als ein Drittel geöffnet hatte, war ein
Neyel an Bord gekrabbelt. Seine Augen waren weit aufgerissen und sein Schwanz
zuckte hin und her, wie eine Schlange, die kurz davor stand, anzugreifen.
Wir
hätten besser die Transporter benutzen sollen , dachte desYog. Auch wenn wir all
unsere Energie für das Gefahrenvermeidungssystem aufsparen müssen. Andererseits wusste er, dass er nicht daran schuld sein wollte, wenn das
Shuttle in seine Einzelteile zerfallen sollte, nur weil er die Fähigkeit der Beiderbecke ,
den zwischenräumlichen Störungen auszuweichen, eingeschränkt hatte.
Als andere
dem Neyel schnell an Bord folgten, versuchte das Sternenflottenpersonal, den
Anschein von Ordnung aufrecht zu erhalten. desYog bemühte sich, die
erschrockenen Gesichter zu ignorieren, die sich gegen das vordere Sichtfenster
pressten. Er sah Neyel-Kinder, die darum kämpften, von den größeren Erwachsenen
nicht zu Boden gedrückt zu werden, sowie Vertreter mindestens vier anderer
Rassen.
»Oh Scheiße «,
sagte Hachesa, der neben ihm auf den Schirm starrte. Das Wort bedeutete in
desYogs skorrianischer Muttersprache soviel wie »Braut«, aber er wusste, dass
Fo es von Menschen aufgeschnappt hatte, für die der Begriff eine viel
unangenehmere Definition hatte.
Hachesa
drehte sich zu ihm um. Seine olivenfarbige Nase hatte ein lebhaftes Purpur
angenommen. »Da kommt eine Flutwelle auf uns zu.«
Über dem
Lärm der Masse versuchte Hachesa, Sortello auf sich aufmerksam zu machen, um
ihn zu warnen, selbst als desYog das Shuttle für den Start vorbereitete.
Messungen zeigten, dass die sich rasch nähernde Wand aus Meerwasser etwa zwei
Kilometer entfernt war und schnell aufholte. Zu schnell.
Wir
müssen jetzt sofort hier weg , dachte er, aber ein schneller Blick nach
hinten sagte ihm, dass das Schiff immer noch nicht voll beladen war. Dennoch,
sie konnten nicht länger warten. desYog löste den roten Alarm aus und eine
Warnsirene gesellte sich zu dem ohnehin schon ohrenbetäubenden Lärm im Inneren
des Shuttles. »Lieutenant, wir müssen sofort los«, rief er Sortello zu,
obwohl er den bleichen Marsbewohner in der Menge nicht mal sehen konnte.
Die Welle
kam immer näher. desYog sandte ein Gebet an seine Göttin, teneYa-choFe; er war
dankbar, dass wenigstens niemand vom Sternenflottenpersonal nach draußen
gezogen worden war. Dann betätigte er den Schließmechanismus der Luke.
Hinter ihm
hörte er Geschrei, aber er konnte nicht sagen, ob es von den Leuten hinter ihm
kam, von jemandem, der in der Luke eingeklemmt war oder von draußen.
Als er das
Shuttle hochzog, erhob sich lautstarker Protest. Er sah, wie mehrere Neyel und
Mitglieder anderer Rassen sich an der Vorderseite des startenden Shuttles
festkrallten, wie ihre Finger und Schwänze nach jeder Erhebung griffen,
Entsetzen tief in ihre harten grauen Gesichter gegraben.
Und dann
prallte mit gewaltiger Kraft eine Wand aus Wasser auf das Shuttle und desYog
fühlte, wie er selbst – und das Schiff – sich immer wieder überschlugen. Die
untergehende Sonne war
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