Star Trek - Titan 03 - Die Hunde des Orion
betrat,
doch Qui'hibras eisiger, raubvogelähnlicher Blick machte ihr einen Strich durch
die Rechnung. In gewisser Weise wirkte seine unerschütterliche Ruhe noch
einschüchternder als der unverhohlene Zorn von Chi'tharu und Tir'hruthi, den
zwei anderen Pa'haquel, die er mitgebracht hatte. Seine Wut würde ihn niemals
überwältigen, seine Urteilsfähigkeit beeinträchtigen oder ihm seine Energie
rauben.
Sie war
eine Präzisionswaffe, die Qui'hibra mit eiserner Hand führte – seine Stärke,
nicht seine Schwäche. Alle drei hätten ihr vermutlich gerne das Genick
gebrochen, aber Qui'hibra lenkte seinen Zorn in seine Worte, Strategien und
Argumente, was ihn in Deannas Augen zu einer noch viel größeren Bedrohung
machte. Im Moment war ihr einziger Trost die sanfte Wärme, die Oderi
ausstrahlte und die ihr als Unterstützung zur Seite stand.
Qui'hibra
sprach, noch bevor sie sich setzen konnte. »Ihr werdet uns jetzt erklären,
warum ausgerechnet der Telepath, der den Himmelsträgern die Möglichkeiten verschafft
hat, uns zu besiegen, jetzt plötzlich Teil dieser Mission ist.«
Deanna
erschrak. »Wie haben Sie das herausgefunden?« lag ihr schon auf der
Zunge; andererseits würde ihr Gegenüber nur noch wütender werden, wenn sie ein
Geheimnis daraus machte. Abgesehen davon sprachen Oderis entschuldigender Blick
und empathische Aura ohnehin schon Bände. Deanna sah die kleine Rianconi in
einem neuen Licht und fragte sich, welches Besatzungsmitglied der Titan sich hatte verführen lassen, von Tuvoks Aktivitäten zu erzählen. Es war jedoch
müßig, Oderi ihre Loyalität zu ihren Verbündeten vorzuwerfen. Und sie hatte
ohnehin vorgehabt, es ihnen zu sagen, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen war.
»Ich
versichere Ihnen«, sagte sie so ruhig wie möglich, »dass Mr. Tuvok zutiefst
bereut, was er unter dem Einfluss der Sternquallen tun musste, und sich nichts
stärker wünscht, als es wieder gutzumachen. Wir können einen weiteren
Zwischenfall dieser Art durchaus verhindern.«
»Und wir
sollen hierzu einem weiteren Telepathen glauben?«, bellte Chi'tharu, ein
drahtiger Veteran, der als Jagdmeister der Expedition ausgewählt worden war.
»Woher wissen wir, dass Ihr nicht in diesen Moment unter deren Einfluss steht?
Schon unsere Alten erzählten sich, dass der Große Geist keine Telepathen auf
der Jagd duldet, weil sie die Taktiken und die List unterwandern, die wir für
unseren Sieg brauchen.«
»Bei allem
Respekt, Anführer Chi'tharu, wir sind nicht auf der Jagd, wir …«
»Das Leben
ist eine einzige Jagd.«
»Wir
möchten ein neues Gleichgewicht schaffen«, fuhr Deanna fort, »das auf
Kommunikation beruht. Telepathische Vermittler sind unsere einzige Möglichkeit,
mit den Himmelsträgern zu kommunizieren.«
»Aber wieso
er?«
Deanna
erklärte, warum sie Tuvok ausgewählt hatte, jemand, dem die Sternquallen vertrauten
und der ihnen taktische Ratschläge geben konnte. Aber Chi'tharu war nicht
überzeugt. »Was wisst Ihr schon über Taktik? Ihr seid ein Empath, ein
Schwächling, der durch Wunden anderer blutet.«
»Sie ist
nicht schwach«, sagte Qui'hibra mit leiser, ehrfurchtgebietender Strenge. »Sie
hat unermüdlich mit den Flüchtlingen gearbeitet, und sie hat Oderi und andere
mit einem gekonnten Schlag vor dem tobenden Fethet gerettet, ohne dabei an ihre
eigene Sicherheit zu denken.«
Qui'hibra
und Oderi tauschten einen Blick aus, und Deanna spürte noch etwas anderes
zwischen den beiden – nichts Sexuelles, aber eine Art tiefes Vertrauen. Er
verließ sich auf ihren Rat, und sie hatte ihm erzählt, was Deanna getan hatte,
und war nun froh, dass ihre Worte ihre Wirkung nicht verfehlt hatten. Ihre
Loyalität konnte in beide Richtungen gehen; am liebsten wollte sie allen
helfen.
Oder sich
vielleicht sogar um alle kümmern? Betrachteten sich die Rianconi mehr als
Diener oder als Eltern?
»Deshalb«,
fuhr Qui'hibra fort, »bin ich bereit, Euch die Möglichkeit zu geben, es
auszuprobieren. Aber Ihr solltet wissen, dass ich keinerlei Nachsicht mit
Leuten habe, die mich enttäuschen. Ich hoffe, Ihr seid Euch dieses Tuvoks
sicher – und Eurer selbst.«
»Nur um das
klarzustellen«, konterte Deanna auf die angedeutete Drohung. »Reden Sie von
Fehlschlag oder von Verrat? Ich bin davon überzeugt, dass weder Tuvok noch ich
noch irgendein anderer Telepath aus dieser Mannschaft seine Pflichten verletzen
würde.« Leider würde das in einigen Fällen deswegen sein, weil sie gar nicht
die Gelegenheit bekommen
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