Star Trek - Titan 05 - Stürmische See
aufgeregt und blieben auf Abstand. Aili begriff, dass die Störung im Lied sie durcheinanderbrachte und sie davon abhielt, ihre Aufgaben zu erledigen. Die anderen schienen fortgelaufen oder von Räubern gefressen worden zu sein.
Aili verzog bei diesem Anblick vor Mitleid das Gesicht und auch wenn ihre Spezies nicht weinte, trauerte sie doch um ihn. Sie legte seinen Kopf in ihren Schoß und streichelte sein Haar. »Sir, können Sie mich hören?«, fragte sie leise. »Es gibt einen Weg, Sie zu retten. Bitte, ich muss Ihnen davon erzählen.«
Außer einem schwachen Ächzen gab er keine Antwort. Ailis erster Gedanke war es, ihn zu den Kalwalen zu bringen. Sie zog an ihm und versuchte, ihn weit genug hochzuheben, um ihn ins Wasser zu bringen. Das Schwimmen hatte sie bei Kräften gehalten und er hatte mehrere Kilos verloren, daher konnte sie ihn fast aufrecht ziehen und ihn mit seinem Gewicht auf ihren Schultern vorwärtsschleppen.
Am Strand angekommen, entschied sie, die Kalwale nicht zu rufen. Stattdessen legte sie Riker ins Wasser, um sein Fieber herunterzukühlen und ihn vom Schweiß und anderen Dingen zu säubern. Sie eilte noch einmal ins Innere der Insel, um frisches Wasser aus dem kleinen Becken zu holen, indem sie ein schwammiges Blatt damit tränkte. (
Idiotin! Du hättest ihn hierherbringen können
, dachte sie, bevor sie sich selbst antwortete:
Idiotin! Und damit sein Trinkwasser verseuchen?
) Als sie zu Riker zurückgekehrt war, ließ sie das Wasser in seinen Mund tröpfeln. Sobald er wieder etwas Flüssigkeit in seinem Körper hatte, benutzte sie das Blatt, um ihn zu säubern. Es war unangenehm, das bei ihrem Captain zu tun, aber nichts, was sie nicht schon zahlreiche Male bei ihren Kindern hatte tun müssen. Auch wenn sie damals jede Gelegenheit genutzt hatte, um diese Aufgaben an eine Verwandte abzuschieben.
Aber nicht dieses Mal. Zuerst war sie sich nicht sicher, warum sie sich selbst um Riker kümmerte, anstatt es von den Kalwalen erledigen zu lassen. »Es tut mir leid, Captain«, sagte sie, während sie ihn in eine neue Blätterdecke hüllte. Dieses Mal ließ sie ihn nah am Strand liegen, damit sie in der Nähe bleiben konnte. »Es tut mir leid, dass Sie das allein durchstehen mussten. Ich war selbstsüchtig und kindisch.« In Wirklichkeit
konnte
sie ihn nicht einfach abschieben, wie sie es so oft mit ihren Kindern getan hatte. Sie war diejenige gewesen, die ihn in diesen Zustand gebracht hatte. Und daher lag es auch in ihrer Verantwortung, ihn durchzubringen.
Und so kümmerte sie sich um ihn. In den nächsten Stunden sorgte sie dafür, dass er trank, gab ihm Nahrung, die er bei sich behalten konnte, wischte weg, was er wieder hervorwürgte, und wickelte ihn in Blätter ein, um ihn warm zu halten. Zudem wechselte sie seine Blätterdecke und säuberte ihn, wenn es so weit war. Als er einmal halb aufwachte, sprach er im Delirium davon, dass er in einer dunklen Grube eingesperrt war. Er verfluchte »Kinchawn« und Aili begriff, dass er Halluzinationen von der Zeit hatte, bevor er Captain geworden war. Geistig befand er sich wieder in der Foltersituation auf Tezwa. Die Flüche wurden bald zu einem Flehen; er bettelte, seine Frau und sein Baby sehen zu dürfen. »Mein Mädchen«, schluchzte er. »Deanna! Ich bin bei dir! Bitte sag mir, dass du weißt, dass ich bei dir bin. Ich sollte da sein, deine Hand … halten … da sein … sie sehen … helfen … es tut mir leid!« Er brach weinend zusammen, und Aili hielt ihn und streichelte seinen Kopf. Dann brachte sie ihn näher ans Wasser und legte sich halb hinein, sodass ihre Kiemen feucht wurden, sie ihn aber weiter trösten konnte.
Warum habe ich mich immer gescheut, das bei meinen eigenen Kindern zu machen?
, fragte sie sich.
Warum habe ich gedacht, dass ich es nicht könnte?
Sie hatte selten so ein Gefühl der Bestimmung, der Erfüllung verspürt.
Irgendwann kam Riker wieder zu Bewusstsein – immer noch schwach, aber in der Lage, vernünftig zu antworten. »Danke«, war das Erste, was er zu ihr sagte.
»Es tut mir leid«, folgte ihre erste Antwort.
»Uhhh … schon gut.« Er versuchte, sich herumzurollen, um sie anzusehen. Sie half ihm dabei, sich am Rand des Wassers aufzusetzen und trat ein paar Schritte zurück, um sich in das flache Becken zu hocken. »Wie sieht … die Situation aus?«, fragte er sie.
Sie teilte ihm die grundlegenden Fakten mit, einschließlich des Angebotes der Kalwale. »Ich verstehe«, sagte Riker, als sie fertig war.
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