Star Trek - Titan 05 - Stürmische See
»Sie denken, wir sollten darauf eingehen?«
Aili senkte ihren Blick. »Das dachte ich. Aber jetzt nicht mehr.«
»Warum nicht?«
Mehrere Momente vergingen, bevor sie antwortete. »Erinnern Sie sich daran, was Sie mich gefragt haben? Warum ich der Sternenflotte beigetreten bin, wenn ich mich doch so sehr für meine Affären mit Außenweltlern schäme?«
Er zeigte keinerlei Verwirrung über ihren Gedankensprung, aber vielleicht war er auch einfach noch zu schwach dafür. »Hm.«
»Ich habe mir immer eingeredet, dass es um Verantwortungsbewusstsein ging. Dass es eine Möglichkeit zur Wiedergutmachung war, weil ich eine so pflichtvergessene Mutter gewesen bin. Ich habe die Galaxis als Ablenkung von meinen Pflichten benutzt, und das, was ich der Galaxis zurückgab, würde es irgendwie wieder ausgleichen. Oder so etwas in der Art.«
»Aber das war nicht der Grund?«
Sie schüttelte den Kopf. Wieder ging Schweigen ihren nächsten Worten voraus. »Als ich jung war … wurde meine Schwester Miana beim Schwimmen mit meiner Mutter und Mianas Vater von … einem Meeresräuber gefressen. Solche Dinge passieren auf Pacifica auch heute noch … selbst mit unserer modernen Technik ist ein Ozean ein großer, wilder Ort, der sich schwer zähmen lässt. Das ist einer der Gründe, warum wir so große Familien brauchen.«
»Das tut mir leid.«
»Mir auch. Und ich war wütend. Ich habe Miana so sehr geliebt und ich gab meiner Mutter die Schuld dafür, weil sie sie hat sterben lassen. Weil sie Miana nicht so beschützt hat, wie sie es hätte tun sollen.« Sie zuckte bei der Erinnerung an den Schmerz im Gesicht ihrer Mutter zusammen, als sie sie verflucht hatte – die Trauer, so stark wie ihre eigene, die sie ignoriert hatte. »Und als ich älter wurde … und sie versuchte, mir die Werte guter Elternschaft beizubringen, die für die amphibischen Selkies so wichtig sind … fand ich es nicht glaubwürdig, weil die Worte aus ihrem Mund kamen. Ich hörte nicht zu und rebellierte gegen ihre Lektionen. Mianas Vater verschwand nach dem Vorfall natürlich und andere Väter kamen und gingen, aber ich war nicht bereit, einem von ihnen zu vertrauen.
Ich wollte selbst nie Kinder haben, aber da ich meiner Mutter nie zugehört hatte, wenn es um verantwortungsbewussten Sex gegangen war, wurde mir die Elternschaft quasi aufgezwungen. Und ich war nicht bereit. Ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Und …« Sie lehnte sich zurück ins Wasser, um ihre Kiemen zu befeuchten, im Wesentlichen ein tiefer Atemzug, bevor sie weitersprach. »Und ich hatte Angst. Ich habe es nicht zugegeben, aber ich hatte Angst davor, eine genauso schlechte Mutter zu sein, wie ich es meiner eigenen vorwarf. Ich traute mir die Aufzucht meiner Kinder nicht zu. Also zog ich mich zurück. So oft ich konnte, ließ ich meine Kinder in der Obhut von Verwandten, Freunden, wem auch immer zurück. Und ich verlor mich in der Genusssucht, die wir uns für unsere aquatische Phase aufheben sollten – eine wohlverdiente Belohnung nach zwei Jahrzehnten hingebungsvoller Elternschaft. Ich spielte, ich tanzte, ich trank und ich hatte Sex mit Außenweltlern, die unsere Gebräuche nicht kannten oder denen sie egal waren.«
Riker studierte ihr Gesicht. »Warum haben Sie dann noch weitere Kinder bekommen?«
»Weil ich meinen sozialen Verpflichtung doch nicht ganz entkommen konnte. Und weil ich es vorzog, den Weg des geringsten Widerstandes zu wählen. Es war einfacher, dem Druck nachzugeben, mehr Partner zu nehmen und die Babys dann an die Familie weiterzureichen anstatt zu versuchen, ungebunden zu bleiben.« Sie lächelte. »Außerdem mochte ich den Sex mit Selkie-Männern ebenfalls. Ich zog eine Menge begehrenswerter Partner an. Meine Affären mit Außenweltlern ließen mich verführerisch erfahren scheinen … reif. Und einige Männer mochten ‚böse Mädchen‘.
Und vielleicht wollte ich auch irgendwie meinen Ruf wiederherstellen. Ich hatte keine Lust mehr, das Ziel ständigen Klatsches und abfälliger Blicke zu sein. Ich wollte beweisen, dass ich respektabel sein konnte. Aber ich traute mir noch immer nicht zu, eine gute Mutter zu sein, daher rannte ich weiter vor meiner Verantwortung davon.«
»Sind Sie deswegen gegangen?«, fragte Riker. »Um sich dem Urteil der Gesellschaft zu entziehen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ich hätte nur darauf warten müssen, dass meine amphibische Phase endete. Für aquatische Selkies ist das ungehemmte Leben, das ich bereits an Land
Weitere Kostenlose Bücher