Star Trek TNG - Doppelhelix 05 - Doppelt oder Nichts
mein Freund.«
»Mich ebenfalls, General.« Jellico deutete auf seine Begleiter. Der eine war ein Mensch, ein großer und kräftig gebauter weiblicher Mensch. Der andere war ein recht elegant wirkender Vulkanier mit angegrautem Haar und der entnervenden Abgeklärtheit, die seine Spezies in jeder erdenklichen Situation an den Tag zu legen schien. »Das ist Admiral O’Shea«, sagte er und deutete auf die Frau, »und das ist Botschafter Stonn. Admiral, Botschafter, ich möchte Ihnen General Thul vom Thallonianischen Imperium vorstellen.«
»Vom ehemaligen Thallonianischen Imperium, fürchte ich«, sagte Thul. Er verbeugte sich in O’Sheas Richtung und bedachte Stonn mit einem vollendeten vulkanischen Gruß. »Frieden und ein langes Leben.«
»Leben Sie lang und in Frieden«, erwiderte Stonn.
Auf einen von uns wird das zutreffen
, dachte Thul.
»Ich bin mit Ihren guten Werken vertraut, Thul«, sagte O’Shea. »Ich erinnere mich, dass Sie sich erst letzten Monat dafür eingesetzt haben, dass den Flüchtlingen aus dem thallonianischen Raumsektor mehr humanitäre Unterstützung zukommt.«
»Ich habe mich in der Tat bemüht«, sagte Thul, »meine Aktivitäten auszuweiten. Bei der Erkundung dessen, was getan werden muss, um unseren Flüchtlingen zu helfen, bin ich auf andere Völker gestoßen, die unsere Unterstützung ebenfalls gut gebrauchen könnten … was jedoch in einigen Fällen von der Föderation verhindert wird.«
»Verhindert? Wie das?«, fragte Stonn.
»Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dieses Thema ausgerechnet jetzt anzusprechen«, sagte Thul mit entschuldigendem Blick. »Schließlich sind wir hier, um die Unterzeichnung der Resolution der Nichteinmischung zu feiern, einem der Grundsteine der gesamten Föderation.«
»Richtig. Also?«
»Also, Admiral O’Shea … es könnte an der Zeit sein, die Oberste Direktive noch einmal zu überdenken. Allzu häufig … und ich möchte mit meinen Ansichten wirklich niemandem zu nahe treten …«
»Bitte, General, sagen Sie einfach, was Sie denken«, drängte Jellico.
»Nun gut. Mir scheint, dass die Absicht der Obersten Direktive allzu häufig unterlaufen wird. Die Buchstaben werden befolgt, aber der Geist wird missachtet.« Er bemerkte, dass mehrere andere Personen aufmerksam geworden waren und nun ebenfalls seine Worte verfolgten. Wunderbar. Je größer das Publikum, desto besser für ihn. »Die Oberste Direktive wurde ausdrücklich geschaffen, um zu verhindern, dass eine fortgeschrittenere Spezies einer weniger entwickelten Spezies Schaden zufügt. Doch allzu häufig erfahren wir von Situationen, in denen sie als Grund genannt wird, solchen Spezies nicht zu helfen. Die Sternenflotte hält sich zurück, beobachtet, wie sie sich abmühen, und macht sich lediglich Notizen, während das Geschehen aus versteckten Außenposten verfolgt wird. Denken Sie nach, meine Freunde. Stellen Sie sich zum Beispiel ein kleines Kind vor.« Nun lag ein schmerzvoller Unterton in seiner Stimme. »Einen kleinen Jungen, der an einer Krankheit stirbt … und jene, die ihn von weit oben beobachten, haben ein Heilmittel für diese Krankheit. Aber werden sie ihm helfen? Überlassen sie ihm das Medikament, das ihn retten würde? Nein … nein, meine Freunde, sie tun es nicht. Sie schauen kaltblütig zu, und vielleicht halten sie auch den Zeitpunkt seines Todes fest. Wer weiß, ob aus diesem Kind nicht vielleicht ein großer Mann geworden wäre, ein Erfinder, Denker, Philosoph oder Anführer jenes Volkes. Ein Mann, der sein Volk in ein goldenes Zeitalter führen könnte – doch sein Leben endet bereits in seiner Jugendzeit. Wie kann es ein Schaden sein, diesem Kind zu helfen? Und wie groß hätte der Gewinn sein können? Wer unter Ihnen könnte ein solches Szenario gutheißen – und glauben, es würde dem größeren Allgemeinwohl dienen?«
In Thuls unmittelbarer Umgebung herrschte Totenstille.
Schließlich sagte Stonn: »Eine sehr leidenschaftliche Überlegung, Thul. Im Kern könnte sie sogar einige berechtigte Aspekte enthalten. Doch jede Einmischung verlockt zum Missbrauch. Es war ein Mensch von der Erde, der sagte, dass Macht zur Korruption verleitet – und absolute Macht hätte die absolute Korruption zur Folge. Für alle positiven Szenarien, die sie vorbringen können, wäre ich zweifellos in der Lage, ebenso viele plausible hypothetische Fälle zu ersinnen, in denen es zum Machtmissbrauch kommt.«
»Was Botschafter Stonn damit sagen will«, erklärte Admiral O’Shea,
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