Star Trek TNG - Doppelhelix 05 - Doppelt oder Nichts
seiner Pritsche in der überfüllten Zelle, die er mit anderen Gefangenen teilte. »So sollte mein Leben nicht verlaufen«, murmelte er vor sich hin.
Plötzlich glitt die Tür zu den Quartieren auf, und das Licht aus dem Gang blendete ihn, während sich seine Augen anzupassen versuchten. Im Türrahmen stand Macaskill, der Kommandant des Transporters, der – sogar für Andorianer – ungewöhnlich leise sprach und sehr grausam war. Er war ein älterer Andorianer, seine Haut war blasser als die der anderen, doch das machte ihn nicht weniger gefährlich.
»Ich suche nach Freiwilligen«, flüsterte er so leise, dass Lodec die Ohren spitzen musste. Während die Gefangenen den Schlaf fortblinzelten, sah sich Macaskill um und zeigte dann in rascher Folge auf mehrere Leute. »Du«, sagte er, »und du … und du.« Einer von ihnen war Lodec.
Langsam setzte sich Lodec auf. Er rieb sich die Handgelenke, an denen er die ganze Zeit die elektronischen Handfesseln trug. Er stieß einen langen, ungleichmäßigen Seufzer aus, fragte jedoch nicht, was wohl so wichtig war, dass sie mitten in der Nacht aus den Betten gescheucht wurden. Es war ziemlich unwahrscheinlich, dass er irgendeine Art von Antwort erhalten würde. Viel wahrscheinlicher war, dass man ihm einen Stromschlag verpasste. Er konnte wirklich keinen weiteren Ärger gebrauchen. Letztlich spielte es ohnehin keine Rolle, ob er wusste, was vor sich ging. Er würde das tun, was man ihm sagte. Sein Leben gehörte ihm nicht mehr, und das schon seit einer ganzen Weile.
Doch zu seiner Überraschung stellte einer der Gefangenen genau die Frage, mit der man eine Bestrafung riskierte: »Was ist eigentlich los?« Es war ein Pazinianer, ein kleiner und harmlos aussehender Außerweltler mit einem wehmütigen Ausdruck in dem vogelähnlichen Gesicht. Seine Stimme klang schrill und durchdringend.
Zu Lodecs noch größeren Überraschung antwortete Macaskill ohne Zögern: »Wir sind auf einen kleinen Frachter in Not gestoßen und bitten um eure freiwillige Hilfe beim Entladen der Fracht«, sagte er. »Wir sind natürlich nicht im Bergungsgeschäft. Aber wie sich herausgestellt hat, transportiert der Pilot eine Ladung goldgepresstes Latinum. Natürlich konnten wir uns nicht guten Gewissens von einem fühlenden Wesen in Not abwenden.«
»Oder von dem Latinum?«, fragte der Pazinianer.
»Natürlich«, sagte Macaskill. »Das versteht sich von selbst.« Dann tippte er auf ein kleines Kontrollgerät an seinem Handgelenk … und Energie durchfuhr den Pazinianer. Seine Arme schnellten seitlich hoch, als würde er gekreuzigt. Er stieß einen Schrei aus und stürzte zitternd und sich verkrampfend zu Boden, während Macaskill in aller Ruhe fortfuhr. »Das hättest du lieber nicht sagen sollen.«
Dann wandte er sich einem anderen Gefangenen zu und wies ihn an, den Platz des Pazinianers einzunehmen. »Der Frachter befindet sich bereits in unserem Haupthangar. Ihr sollt beim Ausladen helfen. Gehe ich recht in der Annahme, dass es keine weiteren Fragen gibt?«
Seine Annahme bestätigte sich. Während sie der Reihe nach hinausmarschierten, fragte sich Lodec, ob der Pazinianer es vielleicht darauf angelegt hatte, weil er sich drücken wollte. Allerdings schien es eine ziemlich extreme Maßnahme zu sein, um nicht für die Arbeit eingeteilt zu werden. Andererseits, während der Pazinianer dort reglos lag, dachte Lodec darüber nach, dass er zumindest wieder schlafen gegangen war.
Sie trotteten schweigend zum Haupthangar, begleitet von mehreren andorianischen Wachleuten. Im Grunde wurden die Wachen gar nicht gebraucht. Die Fesseln genügten, um sie von einem Kampf oder – was wirklich absurd wäre – von einem Fluchtversuch abzuhalten. Doch ihre Anwesenheit steigerte noch das Gefühl der Hoffnungslosigkeit. Reden war unter allen Umständen verboten. Die Andorianer benutzten Abhörvorrichtungen, selbst wenn die Gefangenen unter sich waren. Sie wollten nicht das Risiko eingehen, dass sich die Gefangenen zusammentaten und irgendeinen Ausbruchsplan schmiedeten. Irgendwann bemühte sich Lodec, ein lautes Gähnen zu unterdrücken, was ihm jedoch nicht gelang. Dafür fing er sich einen finsteren Blick von einem der Wachmänner ein, wenn auch keine weiteren Strafmaßnahmen, wofür er sich ausgesprochen glücklich schätzen durfte.
Sie erreichten den Haupthangar, und da war er: ein recht kleiner Frachter. An ihm war überhaupt nichts Besonderes. Er wirkte sogar ziemlich alt und heruntergekommen. Der Rumpf
Weitere Kostenlose Bücher