Star Trek TNG - Doppelhelix 06 - Die Oberste Tugend
mit dem Essen zur Seite schob.
»Die Tatsache, dass melacronianische Verbrecher-Clans hohen Wert auf familiäre Beziehungen legen«, fuhr Tuvok weiter fort, »und dass dieser jüngere Bin Nedrach weniger als drei Stunden nach dem Attentat den Planeten verließ, legt den Verdacht nahe, dass dies eine lohnende Spur sein könnte.« Er zog eine Augenbraue nach oben. »Und wenn ich so offen sein darf, Captain, zur Zeit ist es auch die einzige Spur, die wir haben.«
Joseph schmunzelte, offenbar stolz auf die kombinatorischen Fähigkeiten des Vulkaniers. Tatsächlich erschien es Picard, dass er auch nicht stolzer hätte sein können, wäre Tuvok ein langjähriges Mannschaftsmitglied gewesen.
»Was für eine Erinnerungsgabe!«, sagte der Sicherheitschef.
Tuvok blickte ihn an. »Ich bin ein Vulkanier, Mr. Joseph. Bitte verwechseln Sie Fähigkeiten nicht mit dem, was lediglich das Resultat der Genetik ist.«
»Und doch«, erwiderte der Offizier, »sich einen Namen so lange zu merken – und in der Lage zu sein, diesen mit dem anderen Bin Nedrach in Verbindung zu bringen … Es ist eine Schande, Ensign, dass Sie kein Sicherheitsoffizier sind. Sie würden einen verdammt guten abgeben.«
Tuvok schien das Kompliment sehr gut wegzustecken. »Ich werde das im Gedächtnis behalten.«
Wenigstens, so dachte Picard, hatten sie etwas, das sie verfolgen konnten. Es war nicht viel, aber immerhin.
Der Captain strich sich über das Kinn und überdachte ihre nächsten Schritte. »Wissen wir, wo dieser Bin Nedrach jetzt ist?«, fragte er.
Joseph zuckte mit den Schultern. »Wir könnten raten, aber …«
»Ich kann es mir nicht leisten zu raten.« Picard wandte sich an Crusher und den Vulkanier. »Jack, Tuvok – ich setze Sie beide darauf an. Gehen Sie undercover und versuchen Sie, Bin Nedrach aufzuspüren.«
»Und wenn wir ihn finden?«, fragte der zweite Offizier.
Der Captain überlegte kurz. »Bringen Sie ihn nicht sofort hierher. Ein Mann, selbst wenn er ein Attentäter ist, kann all das nicht allein bewerkstelligt haben.«
»Jemand zieht an seinen Fäden«, übersetzte Ben Zoma.
»Richtig«, sagte Picard. »Und das ist derjenige, den ich haben will.«
»Aye, Captain«, erwiderten Crusher und Tuvok gleichzeitig.
Der Captain sah, wie sie einander anblickten. Sie waren gute Männer, alle beide, das war ihm klar. Sie würden auch trotz ihrer Unterschiede gut zusammenarbeiten.
Zumindest hoffte er das.
»In der Zwischenzeit«, sagte Picard, »werden Commander Ben Zoma und ich die Situation auf Debennius II weiter beobachten.«
Der Erste Offizier stöhnte auf. »Ich glaube, Crusher und Tuvok haben die weit leichtere Aufgabe.«
Picard erlaubte sich selbst den Anflug eines Lächelns. »Das werden wir noch sehen.« Dann wandte er sich an den zweiten Offizier und den Ensign. »Wegtreten, Gentlemen.« Er sah Simenon, Joseph, Greyhorse und Vigo an. »Sie auch.«
Er wartete, bis die sechs den Bereitschaftsraum verlassen hatten. Sein Blick verweilte auf Ben Zoma. »Ich weiß, was Sie denken. Tuvok scheint jemand zu sein, der am besten allein arbeitet.«
Ben Zoma wies die Bemerkung mit einer wellenartigen Bewegung seiner Hand ab. »Das mag sein, Captain, aber wir kennen Tuvok nicht so gut, wie wir Jack kennen. Wir hätten ihn kaum ganz allein dort hinausschicken können.«
Picard nickte und zog den Teller wieder zu sich heran. »Ich schätze nicht.« Während er ein weiteres Stück vom Apfel abschnitt, richtet er seine Gedanken auf das, was in der Ratskammer vor ihnen lag.
Auf Cordra III war es Nachmittag.
Dar Shabik wusste, dass sein Gesicht ruhig und gefasst erscheinen würde, falls jemand in seine Richtung blickte. Immerhin hatte er viele Jahre darauf verwandt, genau das zu lernen.
Weder das Zucken einer Antenne noch eine Erweiterung seiner facettierten Pupillen verrieten ihn, als er durch das Meer seiner cordrazitischen Landsleute eilte. Er sah aus wie jeder andere Arbeiter, der nach einem langen Tag in der Hauptstadt Kiwanari nach Hause zu seiner Familie wollte.
Dies war die geschäftigste Stunde des Tages. Laut Gesetz musste jeder Laden zur selben Zeit schließen, während die Öffnungszeiten weit weniger stark reglementiert waren. Die öffentlichen Transportmittel waren zu dieser Zeit immer überfüllt. Niemand achtete auf andere Pendler. Jeder hatte nur ein Ziel – nach Hause zu kommen.
Außer Shabik.
Wie die anderen Arbeiter trug er einen langen, schwarzen Mantel, der lediglich eine dekorative Funktion erfüllte, da
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