Star Trek TNG - Doppelhelix 06 - Die Oberste Tugend
unerbittlich wie eh und je.
»Ich wünschte, ich wäre es nicht«, sagte Crusher. »Und wie sind Sie hergekommen? Sie sind nicht ernsthaft verletzt, ja?«
»Nicht lebensbedrohlich«, berichtete Tuvok überheblich.
»Ich auch nicht«, sagte der Commander, auch wenn ihm bewusst war, dass der Vulkanier danach nicht gefragt hatte. »Ich nehme nicht an, dass Sie Ihre bemerkenswerte Beobachtungsgabe eingesetzt haben, um einen Weg hier heraus zu finden?«
»Es gibt keinen Ausweg – mit Ausnahme dieser Tür dort«, informierte Tuvok ihn kühl und effizient. »Sie ist unzweifelhaft abgeschlossen, und es scheinen zwei Wachen davor postiert zu sein. Eine Flucht wird schwer, wenn nicht gar unmöglich sein – falls sich keine unerwartete Gelegenheit ergeben sollte.«
Er klang nicht so, als glaubte er, dass es eine Gelegenheit geben würde.
Crusher streckte die Finger. Sie waren taub, und der Versuch sie zu bewegen, sandte einen scharfen Schmerz durch die Gelenke. Dennoch versuchte er, die Handgelenke zu drehen und die Fesseln so zu lockern, aber die Knoten erwiesen sich als bombenfest.
»Wir machen uns besser über diese unerwartete Gelegenheit Gedanken.«
Sein Begleiter warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Es bestände keine Notwendigkeit, sich auf das Unerwartete zu verlassen, wenn Sie meinen Rat beherzigt hätten.«
Dem Commander gefiel Tuvoks Tonfall nicht. »Ich würde sagen, das lässt sich jetzt nicht mehr ändern, finden Sie nicht?«
»Ihr Menschen habt ein Sprichwort«, bemerkte der Ensign. »Jene, die aus der Geschichte nicht lernen, sind verdammt, sie zu wiederholen.«
Crusher fühlte Ärger in sich aufsteigen. »Mit anderen Worten blicken Sie lieber zurück als nach vorne.«
Tuvok kniff die Augen zusammen. »Mit anderen Worten«, erwiderte er kühl, »kann niemand vertrauensvoll nach vorne blicken, bis er Verständnis dessen erlangt hat, was zuvor kam. In unserer derzeitigen Situation ist es beispielsweise so, dass ich Sie davor gewarnt habe, unnötige Risiken einzugehen. Und doch entschieden Sie, mich zu ignorieren. Sie beschlossen, Pudris Barrh in seinem eigenen Revier zu bedrohen.«
Der Commander blickte missbilligend. Er musste zugeben, dass dies keine seiner besseren Ideen gewesen war – aber aussprechen wollte er das nicht.
»Hätten Sie sich zurückgehalten«, fuhr der Vulkanier fort, »hätte er nicht dafür gesorgt, dass wir verprügelt und gefesselt werden.« Er machte eine Pause. »Sie waren sorglos, Commander Crusher – sorglos mit Ihrem eigenen Leben, mit Ihrer Mission und mit dem Leben des Offiziers unter Ihrem Kommando. Ganz zu schweigen von Ihrer Frau und Ihrem Kind …«
Die Erwähnung von Beverly und Wesley traf Crusher unerwartet. »Meine Frau und mein Kind …?«, wiederholte er.
»Als Sie das Gelübde mit ihrer Partnerin ablegten«, erklärte Tuvok, »gingen Sie eine Verpflichtung ein. Als Sie sie schwängerten, gingen Sie für Ihren Sohn eine Verpflichtung ein. Indem Sie einem unlogischen, rücksichtslosen Verhaltenspfad folgten, wurden Sie dieser beiden Verpflichtungen nicht gerecht.«
Der Commander machte ein betretenes Gesicht. »Jetzt warten Sie ma…«
Aber der Vulkanier sprach unbeeindruckt weiter. »Wenn Sie hier sterben, wird Ihre Gattin zweifellos Ihren Verlust betrauern. Sie ist jedoch eine erwachsene Frau. Darum wird sie sich von dieser Erfahrung erholen. Ihrem Kind jedoch mag dies nicht gelingen. Menschlicher Nachwuchs benötigt beide Elternteile, um sein volles Potenzial zu entfalten. Ihre Handlungen hier haben fast sichergestellt, dass Ihr Sohn eines Elternteils beraubt wird.«
Crusher ärgerte sich von Minute zu Minute mehr. »Wir sind noch nicht tot«, rief er Tuvok ins Gedächtnis. »Und wagen Sie es nicht, mir vorzuwerfen, dass ich mich nicht um meine Frau und meinen Sohn kümmere, ja? Sie sind für mich die wichtigsten Menschen im ganzen Universum.«
»An Ihren Handlungen ist das nicht zu erkennen«, entgegnete der Vulkanier.
Der Commander biss die Zähne zusammen. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu, verdammt noch mal. Ich bin ein Sternenflottenoffizier. Meine Frau ist das auch. Und Sie sind das ebenso.«
Er blickte zur Tür. Ihm war klar, dass er wegen der Wachen davor vorsichtig sein musste, auch wenn er spüren konnte, wie die heftigen Emotionen in ihm hochschäumten.
»Als wir unseren Dienst begonnen haben«, erklärte Crusher, »haben wir alles akzeptiert, was damit einhergeht – das Gute ebenso wie das Schlechte. Wie ein
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