Star Trek TNG - Doppelhelix 06 - Die Oberste Tugend
Sternenflottencaptain schon vor langer Zeit mal sagte: Das Risiko ist unser Geschäft.«
In Tuvoks Augen flackerte Erkennen. Offenbar hatte er diesen Spruch auch schon einmal gehört.
»Also …« Der Commander zwang sich, die Angelegenheit ins rechte Licht zu rücken. »… ich sage nicht, dass Sie falschliegen …«
Der Ensign hob eine Augenbraue.
»In dieser speziellen Situation, meine ich«, fügte Crusher schnell hinzu. »Ich bin überzeugt, dass meine Strategie im Großen und Ganzen gut war. Immerhin hat sie beim Barkeeper im Versteck funktioniert, oder nicht? Sie hat nur bei Pudris Barrh versagt.«
Tuvoks Augenbraue hob sich noch etwas mehr.
»Okay, bei Pudris Barrh ist sie ganz gewaltig nach hinten losgegangen. Aber das heißt nicht, dass ich aufhören werde, Risiken einzugehen, wenn ich der Meinung bin, dass sie gerechtfertigt sind. Und das bedeutet auch nicht …«
Er brach abrupt ab und sah den Vulkanier an. Plötzlich erkannte er, was hier vorging. Die Erkenntnis vertrieb die hitzige Empörung aus seinem Geist und ließ an ihrer Stelle nur Mitgefühl.
»Oh Mann. Es tut mir leid. Ich verstehe es jetzt.«
»Sie verstehen was?«, fragte Tuvok.
»Sie sind ein Sternenflottenoffizier«, erklärte der Commander. »Sie fühlen die Verantwortung ebenso wie jeder andere auch. Aber Sie haben auch Familie, eine Frau und Kinder – und Sie glauben nicht, dass Sie sie noch einmal sehen werden. Irgendwie glauben Sie, dass Sie sie im Stich lassen.«
Der Vulkanier bestätigte Crushers Feststellung nicht. Auf der anderen Seite dementierte er sie aber auch nicht.
»Und da es für jemanden Ihres Volkes unangemessen ist, sich schuldig zu fühlen, projizieren Sie dieses Gefühl – diesen Konflikt – auf mich. Sie beschuldigen mich, meine Familie im Stich gelassen zu haben, da Sie nicht in Erwägung ziehen können, sich selbst zu beschuldigen.«
Immer noch sagte Tuvok nichts. Er starrte ihn einfach nur an.
»Aber es ist vollkommen unsinnig, sich deswegen selbst fertigzumachen. Sie haben getan, was Sie tun mussten – ebenso wie ich. Und wir müssen beide hoffen, dass unsere Liebsten das verstehen können.«
Zum ersten Mal, seit dieses Gespräch begonnen hatte, blickte der Vulkanier weg. Der Commander erkannte, dass Tuvok Zeit brauchte, um darüber nachzudenken. Er gab sie ihm.
Letztendlich drehte sich der Vulkanier zu ihm um und sprach: »Ich habe mich … wie man bei den Menschen sagt … danebenbenommen.«
Crusher sagte darauf nichts. Er fühlte, dass Tuvok noch mehr sagen wollte.
»Es ist in der Tat beunruhigend«, erklärte der Ensign, »dass Ihre Interpretation meiner Handlungen in mancher Hinsicht zutreffend sein könnte. Ich kann nicht verleugnen, dass es in mir einen Konflikt zwischen der Pflicht gegenüber der Sternenflotte und der Pflicht gegenüber meiner Familie gibt. Und es ist sicherlich möglich, dass dieser Konflikt meine Einschätzung der Situation getrübt hat.«
Das war ein wirklich erstaunliches Eingeständnis für einen Vulkanier. Tuvok hätte ebenso gut eine Sehnsucht nach Zuckerwatte einräumen können – oder nach dem romulanischen Ale, das Crusher als Kadett zu schaffen gemacht hatte.
»Wir sollten unsere Bemühungen nun auf die Flucht konzentrieren.« Zweifellos hoffte der Ensign, so das Thema wechseln zu können. »Immerhin haben wir immer noch eine Mission zu erfüllen.«
Der Commander lächelte, obwohl es wehtat. »In Ordnung. Wie sieht es nun mit dieser unerwarteten Gelegenheit aus, von der Sie gesprochen haben?«
14
Logbuch des Captains, Nachtrag
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Trotz der Bemühungen von Ben Zoma, mir und einigen anderen, darunter der Erste Gesandte Culunnh und Gouverneur Thul vom Thallonianischen Imperium, sind die Friedensgespräche im Sande verlaufen. Der Rat von Debennius II hat sich aufgelöst – vielleicht für immer. Zudem sind wir auf der Suche nach den Verantwortlichen für die terroristischen Anschläge noch keinen Schritt weitergekommen. Wir wissen nur, dass es sich um kaltblütige Mörder handelt, die ein klares Ziel verfolgen. Das lässt sich schon daraus schließen, dass jeder Anschlag noch brutaler ist als der vorherige. Zuerst ein politisches Attentat, dann die Bombardierung eines Transportfahrzeugs, dann die Vergiftung der Wasserversorgung – und nun die Zerstörung einer ganzen Kolonie. Verdammt seien
…
Picard hielt inne. Sein Zorn über die Gräueltaten beeinflusste die Objektivität seines Logbucheintrags. Er atmete tief ein und löschte die letzten zwei
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