Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
dahinterzukommen. Ich habe jedes Kiloquad an Daten aus den medizinischen Akten im Schiffscomputer und bei der medizinischen Zentrale der Flotte studiert, aber ohne Ergebnis. Die Ärzte, die ich auf Vulkan ausfindig gemacht habe, waren auch keine große Hilfe.“ Er schüttelte den Kopf. „Ihrer Akte nach litt sie schon seit
Jahrzehnten
an diesen Anfällen. Irgendwer auf Vulkan muss sie dann doch schon mal untersucht, wenn nicht sogar eine Heilmethode vorgeschlagen haben!“
„Wir wissen beide, wie wortkarg Vulkanier sein können“, sagte Fischer, schlug die Arme vor der Brust über Kreuz und strich sich mit der Hand durch den Bart.
M’Benga kicherte leise. „Haben Sie eine Ahnung.“ Während seines medizinischen Praktikums auf Vulkan hatte er nicht nur viel über die vulkanische Physiologie gelernt, sondern auch über die Geheimniskrämerei, die sich durch so viele Bereiche ihrer Kultur zu ziehen schien. Erst nachdem er eng mit vulkanischen Kollegen gearbeitet hatte, war er in der Lage gewesen, ein wenig der dichten Fassade zu durchdringen, welche die vulkanische Gesellschaft vor den neugierigen Blicken der „Außenweltler“ schützte.
Für einen Moment sah Fisher ihn an. „Sie sehen furchtbar aus. Wann haben Sie zuletzt eine Nacht durchgeschlafen?“
M’Benga zuckte mit den Achseln. „Ich komme schon klar.“ Wie üblich würde er sich ein paar Stunden in einem der ungenutzten Betten des Flügels gönnen, denn er wollte da sein, falls sich T’Prynns Zustand unerwartet veränderte. Er trat vom Bett zurück, durchquerte den Raum und erreichte seinen Tisch. Mit der Hand deutete er auf das Computerterminal. „Ich habe noch eine Spur, die sich bisher nicht als Sackgasse herausgestellt hat.“
Nachdem er die Arbeitsstation erreicht hatte, gab er einen Befehl ein, woraufhin eine Reihe von Kommuniqués erschien, die er in den letzten Wochen erhalten hatte. „Ein Freund von mir ist denobulanischer Mediziner und hat ebenfalls in einem vulkanischen Krankenhaus hospitiert. Er schlug vor, dass wir es mit dem Resultat einer gewaltsam getrennten Gedankenverschmelzung zu tun haben könnten. Sollte sie beispielsweise gegen T’Prynns Willen durchgeführt und dann unterbrochen worden sein, bestünde die Möglichkeit, dass sich ihr Geist in einer Art Selbstschutzmechanismus befindet. Sofern die mentalen Fähigkeiten der anderen Partei die unserer Patientin weit übertrafen, war sie eventuell nicht in der Lage, sich von der Vereinigung zu lösen, ohne schwere psychische Schäden zu erleiden.“
„Da sprechen Sie etwas sehr interessantes an, Doktor“, sagte Fisher und zog sich einen Stuhl heran. „Warum glauben Sie, dass T’Prynn zu einer Verschmelzung gezwungen wurde?“
M’Benga deutete auf den Bildschirm. „Mein Freund deutete es an. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen über T’Prynn und das Heiratsritual gesagt habe, dem sie sich unterzogen hat? Als sie ihren Verlobten im rituellen Zweikampf tötete?“
Fisher nickte. „Verlangen Sie aber nicht von mir, die entsprechende Bezeichnung auszusprechen.“
M’Benga ignorierte den Scherz. „Zum Vermählungsprozess gehört es, dass die Partner schon als Kind eine Gedankenverschmelzung eingehen. Während der Trauung findet eine weitere statt. Ich fragte mich also, ob T’Prynns Verlobter vielleicht während des
Koon-ut-kal-if-fee
eine Verschmelzung versucht hatte. Vielleicht tötete sie ihn im Bestreben, diese Verbindung zu durchbrechen. Das hätte sicherlich schwächende Folgen.“ Er zuckte mit den Achseln. „Aber natürlich ist das nur eine Theorie, solange keiner auf Vulkan mit mir darüber spricht.“ Zu diesem Zweck hatte er verschiedenste Anfragen an die Vulkanische Akademie der Wissenschaften gerichtet und sogar eine Abhandlung über seine These eingereicht. Nur standen die Antworten weiterhin aus.
„Also“, fragte Fisher, „was ist der nächste Schritt?“
M’Benga unterdrückte ein Gähnen und schüttelte den Kopf. „Im Moment? Wir beobachten sie weiterhin und hoffen, dass sie sich tatsächlich in einer Heiltrance befindet. Entweder das, oder wir fliegen nach Vulkan, und entführen einen der dortigen Ärzte.“
„Sie könnten mit ihr nach Vulkan reisen“, schlug Fisher vor.
M’Benga hatte darüber nachgedacht, mehrmals sogar. „Das wären nahezu neun Wochen von hier.“ Er nickte in T’Prynns Richtung. „Bevor ich sie einer solchen Reise aussetze, will ich sichergehen, dass uns auch wirklich jemand hilft, wenn wir dort
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