Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
kleinen Lampe, die er in ihrem Quartier gefunden und bei ihrem Lager aufgehängt hatte; sie lag unter einer Wärmedecke, die sie an die Hitze der Wüsten auf ihrem Heimatplaneten erinnern sollte. Der Gesichtsausdruck der Vulkanierin war so leer wie an dem Tag, als Fisher und M’Benga sie gefunden hatten, zusammengebrochen nahe des Haupthangardecks von Vanguard.
Von seinem Platz aus konnte M’Benga die eine Anzeige ausmachen, die sich von den anderen auf dem Biomonitor unterschied. Puls, Blutdruck, Atmung und andere autonome Körperfunktionen funktionierten geradeso über dem zum Leben nötigen Mindestwert – doch die Anzeige der Gehirnwellenfunktion schlug stark aus, war mal oben und mal unten auf der Skala, und die Überwachungsapparaturen bestätigten eine erhöhte Aktivität.
„Hallo“, sagte M’Benga, erhob sich aus seinem Stuhl und ging zu dem Biobett. Er beobachtete, wie die Anzeige ihren Höchstwert erreichte und dort einige Sekunden verharrte, als wolle sie sich von den Beschränkungen des Displays befreien. Der Skala zufolge machte T’Prynns Gehirn gerade Überstunden, oder zumindest ein Teil von ihm.
Wie es seine Routine war, überprüfte M’Benga die Überwachungsapparaturen und auch die kleine tönerne Schale, die er auf dem Nachttisch neben dem Bett der Vulkanierin aufgestellt hatte. Ein dünner Rauchfaden stieg daraus auf und sorgte für einen angenehmen, erdigen Duft, der M’Benga an das trockene Klima Vulkans erinnerte. Außerdem übertünchte er den Gestank der Desinfektionsmittel vortrefflich, der die Patientenbereiche der Krankenstation prägte. Der Mediziner wusste, dass Vulkanier oft Räucherwerk als Mittel zur Erreichung eines meditativen Zustands verwendeten und hatte die Schale in der Hoffnung in T’Prynns Nähe platziert, dass sie ihre Anwesenheit auch noch im Koma wahrnahm. Bisher hatte er keine Reaktion auf diesen oder andere äußere Reize an ihr festgestellt, doch M’Benga befand, dass eine Fortführung dieser holistischen Kur nicht schaden konnte.
Er aktivierte ein Computerterminal neben T’Prynns Bett. „Computer, hier spricht Dr. M’Benga. Beginne mit der Aufnahme.“
„Aufnahme gestartet“
, bestätigte die weibliche Stimme des Hauptcomputers der Station den Befehl.
M’Benga räusperte sich. „Persönliches Logbuch, Sternzeit 1573,9. Bordzeit 2137 Uhr. Notiz betreffend Patientin T’Prynn. Die medizinischen Scans verzeichnen einen Anstieg der mentalen Aktivität, wie bereits dreimal zuvor. Computer, füge Verweise auf die betreffenden Einträge aus meinem Logbuch bei, mit den Begriffen ‚T’Prynn‘ und ‚Koma‘ als Schlagwörter.“
Eine kurze Pause folgte, dann sagte der Computer:
„Bestätigt.“
„Wie zuvor bin ich nicht in der Lage, die Ursache dieses Anstiegs zu benennen“, fuhr M’Benga fort und sah, wie die Kurve zu fallen begann. Schließlich erreichte sie einen Tiefstwert; vermutlich kehrte T’Prynns Verstand in seinen nahezu katatonischen Zustand zurück. „Die Dauer des jüngsten Vorfalls beträgt weniger als zwei Minuten. REM-Schlaf wird aufgrund des aktuellen Zustands der Patientin ausgeschlossen. Träume sind eine mögliche Erklärung, vielleicht sogar wahrscheinlich, und wären als Konsequenz des Traumas zu verstehen, das die Patientin erlitten zu haben scheint. Ich kann auch nicht ausschließen, es mit einer Heiltrance zu tun zu haben, wie sie bei Vulkaniern, die starke physische oder psychische Schäden erlitten haben, normal wäre.“
Er zögerte und dachte über seine nächsten Sätze nach, als er plötzlich vernahm, wie sich die Tür des Krankenflügels hinter ihm öffnete. Es überraschte ihn nicht zu sehen, dass Ezekiel Fisher den Raum betrat. Der leitende medizinische Offizier der Station wirkte geistig abwesend, und M’Benga konnte es ihm nicht verdenken. Vermutlich kam Fisher gerade von einem seiner häufigen Besuche bei Commodore Reyes zurück.
„Guten Abend, Doktor“, grüßte M’Benga den Näherkommenden.
Fisher nickte. „N‘abend, Jabilo“, sagte er und widmete sich dem Biomonitor oberhalb von T’Prynns Bett. „Keine Änderung?“
„Sie haben einen weiteren Anstieg der Hirnaktivität verpasst“, antwortete M’Benga und nickte in Richtung des Monitors. „Hat nur ein paar Minuten gedauert, aber er war so intensiv wie bei den anderen Gelegenheiten.“ Er seufzte und rieb sich die Augen – erstes Anzeichen seiner Erschöpfung, doch M’Benga ignorierte es. „Ich habe mir das Gehirn zermartert, um
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