Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
vor“, sagte Desai. Reyes hörte die Skepsis in ihren Worten.
Sereb nickte. „Exakt. Das Angebot, würde ich es unterbreiten, wäre simpel: Ich beantrage, alle Anklagepunkte außer dem der Freigabe vertraulicher Informationen, fallen zu lassen. Bekennen Sie sich in diesem einen Punkt für schuldig, werde ich darum bitten, von einer Haftstrafe abzusehen. Natürlich wäre Ihre Karriere in der Sternenflotte beendet, und Sie verlören sämtliche Annehmlichkeiten, die einem Offizier Ihres Ranges im Ruhestand zustünden.“
Obwohl er sich bemühte, ruhig und teilnahmslos zu wirken, spürte Reyes doch, wie bei Serebs Angebot ein Ruck durch seinen Körper ging. Zwar hatte er damit gerechnet, vor eine solche Wahl gestellt zu werden, doch es überstieg sein Fassungsvermögen, um alles gebracht zu werden, wofür er sein gesamtes Leben als Erwachsener gearbeitet hatte.
Zum Glück wusste Desai das auch. „Sie scheinen ein paar wichtige Fakten zu übersehen, Captain. Wenn wir nachweisen, dass Commodore Reyes’ Befehle illegal waren, haben Sie gar keinen Fall. Vielleicht macht Ihnen das Kummer? Vielleicht sind Sie deshalb so großzügig?“
Ihre Bemerkung schien Sereb nicht zu beeindrucken. „Ich vergesse derartige Dinge nicht, Captain. Und ebenso wenig, dass Sie eine erfahrene und respektierte Anwältin sind. Daher bin ich zuversichtlich, dass auch Sie wissen, wie unsicher Ihr Ansatz bezüglich der Legalität etwaiger Befehle sein wird. Sollte dies die Strategie sein, der Sie zu folgen beabsichtigen, gefährden Sie damit Ihren Mandanten.“
Bevor Desai antworten konnte, hatte Reyes die Hand schon oben. „Was wird aus meinem Stab? Was passiert mit ihnen?“
Sereb blickte ihn über den Tisch hinweg an. „Von Lieutenant Commander T’Prynn abgesehen, scheint bei keinem Ihrer Mitarbeiter absichtliches Fehlverhalten vorzuliegen.“ Er hob eine seiner großen Hände und rieb sich schnaubend über die kurze, schweineähnliche Nase. „Gegen T’Prynn wurde Anklage erhoben, doch solange der Commander nicht aus dem Koma erwacht, können wir wenig tun.“
Reyes gefiel der Gedanke nicht, seine Geheimdienstoffizierin könne ins Visier genommen werden – vorausgesetzt, sie käme überhaupt je wieder zu Bewusstsein und trüge keine ernsten Schäden aus ihrer momentanen Lage davon. Darüber hinaus fragte er sich, ob er Serebs Angebot akzeptieren konnte. Um ehrlich zu sein, hatte er sich schon seit Wochen auf eine solche Entscheidung vorzubereiten versucht und sich bemüht, damit ins Reine zu kommen, was sie für sein weiteres Leben und die Zukunft, die er mit Rana zu verbringen hoffte, bedeuten mochte.
Scheiß drauf
, beschloss er.
Du bist alt genug für den Ruhestand, richtig?
Er wusste, dass es gegen alles sprach, was er sich in den letzten Wochen selbst vorgesagt hatte – gar nicht zu reden von dem, was er erst Commander Spires und dann Rana erzählt hatte. Doch in den ungezählten Stunden in seiner Zelle war ihm nur ein einziger Gedanke durch den Kopf gegangen. Der, dass er einfach müde war und sich wünschte, all dies wäre endlich vorüber. Dann konnten er und Rana sich vielleicht irgendwo niederlassen, sofern ihre eigenen Karrierepläne nicht gegen eine Fortführung ihrer Beziehung sprachen, sich ein gemeinsames Leben aufbauen und ein Heim. Vielleicht gründeten sie sogar eine Familie. Reyes wusste, dass Rana der Idee skeptisch gegenüberstand, aber möglicherweise kam ein solch lebensveränderndes Erlebnis gerade recht, um die unregelmäßigen Unterhaltungen, die sie zu dem Thema gehabt hatten, wieder aufleben zu lassen.
Ich schätze, es wird Zeit, dass ich endlich beginne, zu leben
.
Dann – mit einem langen, resignieren Seufzer – blickte er zu Desai und nickte.
„Diego.“ Ihr Gesicht war eine einzige Maske der Sorge. „Bist du dir auch wirklich sicher?“
„Ja. Vielleicht ist es für alle das Beste. Wir wissen doch beide, dass sie mich am Schlafittchen haben. Die einzige Frage lautet, wie oft sie noch auf mich draufschlagen wollen, bevor sie mich irgendwo in eine Zelle werfen.“ Er seufzte. „Was soll die Mühe, wenn ich alles einfach hinter mich bringen kann? Jeder hätte gewonnen. Wahrscheinlich.“ Die Worte schmeckten bitter in seinem Mund. Er hasste den Gedanken eines Kompromisses, insbesondere wenn dieser mit jemandem getroffen wurde, den er als Feind ansah. Für die Dauer dieser Verhandlung hieß der Feind Sereb – und Reyes empfand Wut und Niederlage bei der Erkenntnis, dass seine beste Strategie
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