Star Trek - Vanguard 04 - Offene Geheimnisse
wir dann nicht verpflichtet, sie zu nutzen?“
„Sie wissen ja nicht einmal, ob jemand am anderen Ende dieser Leitung sein wird“, entgegnete Karumé. „Wir wissen so wenig, dass dieser D’tran längst tot sein könnte. Genau wie Ihre Freundin. Möglicherweise wurde er entdeckt und inhaftiert oder getötet, vielleicht schon vor Jahrzehnten.“
Jetanien nickte. „Das habe ich natürlich bedacht. Wie ich die Sache sehe, wird D’tran entweder antworten oder eben nicht. Vielleicht hat er sein Wissen einem Vertrauten vermacht, wie es auch Selina tat, und diese Person wird mir antworten. Wenn die Regierung die Existenz ihres damaligen Protokolls entdeckt hat, kann mir nicht mehr passieren, als dass niemand auf meinen Kontaktversuch reagiert – also das Gleiche, was momentan mit den offiziellen Anfragen geschieht, die die Föderation entsendet. Ich kann also nicht mehr verlieren, als wenn ich untätig bliebe.“
Karumé trank ihren Kaffee aus und sagte: „Na, wenn Sie es so formulieren … Probieren Sie’s. Mal schauen, was passiert.“
Jetanien grunzte zufrieden. „Ich glaube, Sie hätten Selina gemocht, Miss Karumé“, sagte er, legte das wertvolle Buch auf den Tisch und blätterte durch dessen Seiten, suchte nach dem entscheidenden Eintrag. „Und ich bin mir ziemlich sicher, dass sie Sie gemocht hätte.“
Die Mitarbeiterin lächelte. „Das nehme ich mal als Kompliment, Botschafter.“
„Sollten Sie auch, meine Liebe“, erwiderte der rigelianische Chelone. Nachdem er den gesuchten Tagebucheintrag gefunden hatte, griff er zum Interface des Computers auf seinem Schreibtisch. „Nun, wie Sie sagten, wollen wir mal schauen was passiert.“
Während er eine Nachricht formulierte, die vielleicht einen neuen Kontakt zu Selina Rosens romulanischem Gegenpart oder dessen Nachfolger etablieren würde, konnte Jetanien sich nicht helfen – er musste an das Potenzial denken, das in dieser simplen Handlung ruhen mochte. Begannen hier etwa die ersten wahrhaft diplomatischen Beziehungen, die es seit über einem Jahrhundert zwischen der Föderation und den Romulanern gegeben hatte? Und wenn, würde die Geschichtsschreibung ihn einst als Bote einer neuen Ära des Vertrauens und der Kooperation zwischen den beiden einstigen Gegnern kennen?
Schon die Idee allein erfüllte Jetanien mit mehr Aufregung und Hoffnung, als er seit Wochen empfunden hatte. Es gab viel zu tun, befand er und schob jeglichen Gedanken an eine Pause beiseite. Der Schlaf konnte warten.
Kapitel 31
Atish Khatami trat aus dem Turbolift auf das Hangardeck der
Endeavour
und betrachtete das Chaos, das sich vor ihr abspielte. Chaos war vielleicht das falsche Wort, entschied sie, während sie an den Dutzenden Personen vorbeiging, welche den großen Raum füllten. Die hier gelagerten Pritschen und Vorratskisten waren unmissverständlich in Gebrauch. Zwischen den Mengen von Personen sah sie immer wieder die blauen Uniformen des medizinischen Stabes der
Endeavour
aufblitzen, wie auch die roten Oberteile des Sicherheitsteams. Auch andere Mitglieder der Besatzung waren abgestellt worden, bei der plötzlichen Aufnahme der vielen neuen Passagiere mitzuhelfen.
„Captain“, rief eine Stimme über das Getümmel hinweg. Als Khatami sich umwandte, kam ihr Commander Stano über das Deck entgegen. Die leitende Offizierin trat an anderen Besatzungsmitgliedern vorbei, ihr Gesichtsausdruck war vollkommen sachlich.
Sobald Stano nähergekommen war, nickte Khatami grüßend. „Sind das alle?“, fragte sie.
„Ja“, antwortete der Commander. „Laut der Transporterkontrolle sind die letzten elf Kolonisten soeben an Bord gebeamt worden. Ich habe ein Ingenieursteam in Bereitschaft, das rüberbeamen und nachsehen soll, ob wir den Schaden eventuell beheben und die Umweltkontrolle wieder reparieren können.“
Khatami schüttelte den Kopf. „Nein. Wir schleppen das Schiff ab, bringen es nach Pacifica. Sobald wir da sind, werden wir uns an so vielen Reparaturen beteiligen, wie wir können. Aber ich glaube nicht, dass wir dort lange bleiben werden.“
Zu ihrer Rechten erklangen Schritte, und als sie sich umdrehte, sah sie, dass Dr. Leone auf sie zuschritt. Wie Stano, hatte auch der Chefarzt seine übliche spöttische Ader abgelegt. Nun war er ganz bei der Sache und kümmerte sich um seine neuen Patienten.
„Die ernsthaftesten Verletzungen haben wir versorgt“, sagte er und hob die Hand, um sich das schweißnasse Haar aus der Stirn zu streichen. „Viele
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