Star Trek - Vanguard 05 - Vor dem Fall
hatte. Er griff in sein Gewand, zog seinen geliehenen Sternenflottentrikorder heraus und begann, Sensordaten zu sammeln.
Dann starrte er entsetzt nach unten, als sich Tentakel, die wie lebender Rauch aussahen, aus dem glänzenden schwarzen Boden um das Podest herum erhoben und auf das Mädchen zuschlängelten. Ihre Hände waren durch ein Loch in der Platte gefesselt und so konnte sie sich noch nicht einmal von ihrem Schicksal abwenden. Alles, was sie tun konnte, war, ihre Augen zu schließen und zu schreien.
Quinn wünschte, dass er das Gleiche tun könnte, aber der Schrecken der Situation zwang ihn, weiter hinzusehen.
Die Wissenschaftler beobachteten die leuchtenden Symbole an der Wand und nahmen Anpassungen an ihrer Konsole vor. Sie schienen eine Checkliste abzuarbeiten. Einer von ihnen gab einen Befehl ein, und ein anderer bestätigte, welches Symbol mit einem kurzen Aufleuchten reagierte.
Während sie daran arbeiteten, wurde das Wesen, das das Mädchen einhüllte, blass und durchsichtig. Seine Form war monströs: Es war so groß wie ein Rhinozeros und wirkte wie eine Mischung aus Echse und Insekt. Sehnige Gliedmaßen endeten in scharfen Krallen; sein Maul klaffte weit auf und enthüllte dolchähnliche Reißzähne; ein stachelbewehrter Schwanz peitschte hypnotisch hin und her.
Eine Art Organ schoss aus dem Maul der geisterhaften Kreatur und verschwand in der Brust des Mädchens. Ihr Geschrei erstarb. Sie krümmte sich und riss die Augen auf. Dann schrumpelte sie zusammen wie ein Luftballon, aus dem man die Luft ließ. In ihrer vertrockneten Haut bildeten sich Risse und die trüben Augen versanken in ihren Höhlen. Innerhalb weniger Momente war alle Farbe aus ihrem Körper gewichen.
Ein schallendes Gebrüll erschütterte den Tempel. Quinn und die Klingonen unter ihm hielten sich die Ohren zu. Die Macht dieser Kakofonie ließ das, was vom Körper des Mädchens übrig geblieben war, zu Staub und Knochen zerfallen. Dann endete der Lärm und hinterließ nur sein klangvolles Echo, das durch die leeren Räume der Ruine hallte.
Auf jeder Wand aus Obsidian erstrahlten scharlachrot glühende Schriftzeichen – genau wie auf dem zwölfseitigen Artefakt auf dem Podest, von dem Quinn eine widerwärtige Aura der Angst ausgehen spürte. Er hatte keine Ahnung, was dieser bizarre Kristall war. Aber ein Blick auf das gebleichte Skelett des Mädchens war genug, um ihn davon zu überzeugen, dass das Artefakt zu gefährlich war, um es in den Händen der Klingonen zu lassen. Deren Wissenschaftler waren in diesem Moment schwer damit beschäftigt, jede Sensormessung ihrer gefühllosen Opferung eines lebenden Wesens festzuhalten.
Quinn schaltete den Trikorder aus und steckte ihn wieder ein, platzierte die letzte Sprengladung, zog sich die Kapuze wieder tief ins Gesicht und stahl sich die Treppe hinunter. Er entschloss sich, schnell zu handeln. Sie konnten nicht darauf warten, dass die Sternenflotte eingriff.
Was auch immer es kostet
, schwor er sich,
das hier wird heute Nacht ein Ende haben
.
Kapitel 44
T’Prynn lag bäuchlings auf dem heißen Sand neben Tim Pennington und zusammen beobachteten sie die Aktivität im Inneren der Shedai-Verbindung, die teilweise von einem verfallenen Steingebäude umbaut war. Der menschliche Journalist spähte durch einen holografischen Feldstecher, während T’Prynn durch ein schmales Zielfernrohr schaute, das sie sich von einem Gewehr aus dem Waffenschrank der
Skylla
geborgt hatte.
Sie waren Zeugen eines grausamen Spektakels.
Etwas, das entweder aus einem glühenden Objekt, das auf einem Podest im Zentrum der Verbindung stand, freigelassen oder von ihm geschaffen wurde, verschlang eine, wie T’Prynn annahm, heranwachsende Einheimische. Der Vorgang schien von einem Team klingonischer Wissenschaftler im Inneren des Tempels ausgelöst worden zu sein und nun überwacht zu werden. Als das Lichtgewitter aufhörte, schallte ein donnerndes Dröhnen aus den Ruinen.
Beunruhigender waren für T’Prynn die psychischen Turbulenzen, die dem folgten. Eine konzentrierte Welle projizierter Angst entstieg dem Obsidiangegenstand und diese schien Beklommenheit in den Klingonen, ihren einheimischen Arbeitern und selbst in Pennington auszulösen, der zusammenzuckte, seinen Feldstecher sinken ließ und sich hinter der Düne versteckte.
T’Prynn wappnete ihre psionischen Abwehrkräfte, unterdrückte ihren eigenen natürlichen Fluchtinstinkt und fuhr mit ihrer Beobachtung fort.
„Herr im Himmel“,
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