Star Trek - Vanguard 06 - Enthüllungen
der kokonähnlichen Kapsel, als Quinn – zerschrammt, ramponiert und blutig – über die an Steuerbord gelegene Rampe in den Hauptbereich des Schiffes gerannt kam. Sie stießen zusammen, sahen einander an und riefen gleichzeitig: »Zeit, zu gehen!«
Kapitel 9
Ganz starrte wütend auf den Monitor, der Kajeks nausicaanische undurchschaubare Visage zeigte. »Er ist Ihnen zuvorgekommen?« Der Orioner runzelte verwirrt die Stirn. »Sind Sie sicher, dass es Quinn war?«
»Absolut sicher.«
Ein Hauch von Belustigung schlich sich in seine Stimme.
»Er wollte, dass ich Ihnen eine Nachricht übermittle. Er sagte, dass Zett auf einem persönlichen Rachefeldzug war und nur bekommen hat, was er verdient. Mein Leben hat er verschont, um zu zeigen, dass Zetts Tod nichts Persönliches war.«
Ganz lachte heiser. Er schüttelte den Kopf und murmelte: »Tot oder lebendig, dieser Mensch schafft es immer wieder, mich zu überraschen.« Er nahm eine Karaffe mit orionischem Rum, entfernte den Stöpsel und füllte sein Glas wieder auf.
Kajek unterdrückte ein leises Knurren.
»Was jetzt? Soll ich Quinn und seine Frau weiter verfolgen? Oder darauf warten, dass Sie mir jemanden nachschicken?«
»Nichts dergleichen.« Ganz nippte an dem grünlichen Getränk, das gleichzeitig süß und herb schmeckte. »Seine Geschichte klingt glaubwürdig. Ich kenne Quinn. Er ist nicht rachsüchtig, im Gegensatz zu Zett. Wenn Zett eine Konfrontation erzwungen und verloren hat, war es seine eigene Schuld.«
»Was ist mit seinem Schiff?«
»Ich überlasse es Quinn als Kriegsbeute.«
»Und die zweite Hälfte meiner Bezahlung?«
»Sollte nach Quinns Tod ausbezahlt werden, den Sie nicht geliefert haben.« Als er die wachsende Verärgerung des Kopfgeldjägers bemerkte, hielt Ganz eine Hand hoch, um Kajeks Protest abzuwenden. »Doch da wir den Vertrag gelöst haben, biete ich Ihnen eine Hälfte Ihrer ausstehenden Bezahlung als Ausgleich für Ihre investierte Zeit und Mühe an.«
Der Nausicaaner nickte.
»Ich akzeptiere.«
»Gut. Und jetzt vergessen Sie Quinn. Ich brauche Sie hier.«
»Ich werde so schnell wie möglich zurückkommen.«
Kajek beendete seine Übertragung, ohne seine Zeit mit nutzlosen Nettigkeiten wie einer Verabschiedung zu verschwenden. Der Monitor auf Ganz’ Schreibtisch wurde schwarz, und er schaltete ihn aus.
In der Ecke seines Büros räkelte sich Neera auf dem Sofa. Sie warf ihm ein verführerisches Lächeln zu. »Diese Zurückhaltung. Lernst du langsam, Schadensbegrenzung zu betreiben?«
»Ich habe gelernt, Prioritäten zu setzen.« Ganz erhob sich und ging durch die offene Tür auf den Balkon, der das Casino der
Omari-Ekon
überblickte. Der stampfende Bass der Musik hallte durch den Raum, und die Luft war von süß aromatisiertem Rauch erfüllt. Er sog sie durch die Nase ein … und runzelte die Stirn, als er die einzige misstönende Note bemerkte, den einen faulen Geruch, den einzigen Makel im Bild: Diego Reyes, der gerade an einem der
Dom-Jot
-Tische stand und über seine Schulter hinweg zu Ganz sah. Der Mensch warf ihm ein kühles Lächeln zu. »Wir haben größere Probleme«, sagte Ganz, während er sich wieder zu Neera umdrehte.
»Hab Geduld. Reyes ist doch nur ein vorübergehendes Ärgernis.«
»Er stellt meine Autorität täglich infrage.«
Neera zuckte mit den Schultern. »Na und? Deine Autorität ist doch sowieso nur eine Illusion.«
Ganz bemühte sich, den Angriff auf sein Ego zu ignorieren, und fuhr fort. »Dennoch ist diese Illusion unerlässlich, um unsere Mitarbeiter zu kontrollieren. Jedes Mal, wenn Reyes sich mir widersetzt und du mir verbietest, zu reagieren, untergräbst du meine Macht an Bord dieses Schiffes.«
»Ein kleines Opfer.« Die dunkelhaarige Herrin über die
Omari-Ekon
studierte eingehend ihre makellos manikürten Fingernägel. »Bis wir genügend Reichtum und Macht haben, um unsere Operationen von diesem Wanderzirkus auf Welten im Raum der Föderation und des Klingonischen Imperiums zu verlagern, hängen wir vom Wohlwollen der Autoritäten ab. Momentan können wir also nicht riskieren, dass die Sternenflotte uns das Andockprivileg hier auf Vanguard entzieht.«
Ganz musste all seine beschränkte Selbstbeherrschung ansammeln, um nicht zu kommentieren, dass die meisten seiner Untergebenen nichts davon wussten, dass eigentlich nicht er, sondern Neera die Befehlsgewalt über die
Omari-Ekon
hatte. Was bedeutete, dass er seinen Männern befehlen konnte, Neera zu beseitigen, wenn er das wollte.
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