Star Trek - Vanguard 07 - Das Jüngste Gericht
Wanderin, dass sich dieselben Sequenzen in schneller Reihenfolge zu wiederholen schienen. Ein Teil davon kam ihr vertraut vor, während andere nichts als leere Imitationen strukturierter Kommunikation zu sein schienen. Als das Signal anhielt, entschlüsselte und verstand sie immer mehr Fragmente.
Wir rufen dich
.
Sie benötigte den Großteil ihrer geringen Kraft, um auch nur die Bedeutung zu begreifen. Wer versuchte da, den Kontakt zu ihr herzustellen? Sicher keiner ihrer eigenen Leute. Nein, die Wanderin beschloss, dass dies etwas anderes war.
Telinaruul
. Ja, das ergab Sinn. Sie entdeckte Hinweise auf die Signale, die sie untereinander austauschten, verwoben mit Teilen, die sie als Shedai erkannte. Sie hatte ihre Bemühungen, die Technologie ihrer Spezies zu begreifen, bei mehr als einer Gelegenheit miterlebt. Anfangs hatten ihre Versuche unbeholfen und unzulänglich gewirkt, aber die Wanderin hatte bemerkt, mit welcher Beharrlichkeit sie an ihrem Vorhaben arbeiteten. Sie hatten ein Paar der geschmähten Kristalle an sich gebracht – der legendenumwobenen Artefakte, die angeblich fähig waren, die Kräfte der Shedai zu binden. Dass die
Telinaruul
von ihrem gierigen Egoismus und der Hoffnung, die Ressourcen und die Macht ihres Volkes ausnutzen zu können, angetrieben wurden, verstand sich von selbst. Eine solche Kühnheit durfte nicht toleriert werden, und sie schwor, dass die
Telinaruul
für ihre Unverschämtheit bezahlen würden.
Was immer sie auch taten, es zeigte Wirkung. Sie konnte ihre Umgebung auf einmal sehr viel deutlicher wahrnehmen. Die Energien, die sie innerhalb des Kristalles gefangen hielten, schienen zurückzuweichen, wenngleich nur minimal. Ihre Verbindung zu diesem Signal wurde intensiver, und die Wanderin erkannte jetzt, dass es neben dem, was sie hörte, auch noch etwas anderes gab – etwas weitaus Größeres –, das irgendwo jenseits ihres Wahrnehmungsvermögens lauerte. Sie hatte diese Präsenz schon zuvor gespürt, als das sie umgebende Energiefeld zuletzt gestört worden war. Dieses Mal war da nicht nur das erkennbare Timbre, das andere ihrer Art besaßen, sie konnte es auch eindeutiger bestimmen, und die Wanderin fühlte es mit größerer Kraft, als es nach ihr rief.
Wer bist du?
Ich bin Shedai. Wer bist du?
Ich bin auch Shedai.
Augenblicklich wurde die Wanderin von einer Reihe spürbarer emotionaler Reaktionen überwältigt. Überraschung war die stärkste angesichts der Tatsache, dass sie trotz ihrer erzwungenen Einsamkeit jemanden hörte, der behauptete, ein Mitglied ihrer Spezies zu sein. Dabei hatte der Widersacher bei der Vernichtung der Ersten Welt doch alle vertrieben. Zuerst glaubte sie, es könnte der Widersacher selbst sein, der sie hier, in diesem verfluchten Abgrund, irgendwie aufgespürt und sich dann manifestiert hatte. Musste sie sich jetzt einem der Ältesten und Mächtigsten aller Shedai stellen? Der Widersacher hatte sie zwar bei mehreren Gelegenheiten verspottet, doch seit ihrer Einkerkerung hatte die Wanderin seine Stimme nicht mehr gehört. Doch rasch erkannte sie, dass die Stimme nicht ihm gehörte. Dennoch war an dieser neuen Präsenz etwas, das ihr vertraut vorkam. In ihr stieg die Hoffnung auf, dass in dem zweiten Kristall, den die
Telinaruul
gestohlen hatten, einer der Benannten gefangen saß. Wenn das stimmte, dann hatte sie endlich einen Verbündeten, jemanden, dem sie ewige Treue schwören konnte.
Wo bist du? Bist du hier?
Ich bin allein. Ich bin im Nichts. Ich sehne mich danach, frei zu sein, aber ich bin machtlos und kann nicht handeln.
Die Wanderin sandte ihre Gedanken aus und versuchte diesen anderen Shedai zu finden. Trotz des starken Gefühls, dass er irgendwo in der Nähe sein musste, war sie in ihrem Exil allein, soweit sie es erkennen konnte. Wo befand sich dieser potenzielle Landsmann? War er ein Freund oder ein Gegner? Was oder wem würde er Treue schwören?
Wir scheinen zwar getrennt zu sein, aber vielleicht können wir uns befreien, wenn wir zusammenarbeiten
.
Nein. Ich werde seit unzähligen Generationen hier festgehalten. Eine Flucht ist unmöglich. Die Freiheit lässt sich nur durch die Hand und die Launen unserer Häscher wiedererlangen. Alles andere ist eine Vergeudung von Mühe und Energie. Dessen bin ich mir sicher.
Auch wenn die Wanderin erst Kapitulation spürte, war da noch etwas anderes. Die Worte dieses anderen enthielten eine unbekannte Wahrheit.
Woher weißt du das?
Weil ich es viele Male versucht habe. Zahllose Male,
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