Star Trek - Vanguard 07 - Das Jüngste Gericht
vermutlich schon, bevor es dich gegeben hat.
Aber vielleicht können wir unsere Kraft vereinen
, flehte die Wanderin,
sie kanalisieren und so eine mächtigere Front gegen das aufbauen, was uns festhält
.
Deine Macht ist bedeutungslos im Vergleich zu der meinen.
Es war nutzlos, Zeit oder Energie darauf zu verschwenden, über diese Feststellung zu diskutieren. Die Wanderin konnte allein aus den Gedanken, die ihr der andere zusandte, erkennen, dass er die Wahrheit sprach. Echos und Andeutungen einer Macht, die weitaus größer war als alles, was sie je beherrschen würde, streiften ihr Bewusstsein.
Ich spüre hohes Alter und Weisheit, älter als der Widersacher und vielleicht sogar älter als die Schöpferin. Wie ist das möglich?
Ich bin der Erste Shedai. Ich bin der Vorvater.
Die Wanderin war sprachlos. Konnte das sein?
Geschichten, Mythen, über den Vorvater gehörten zu ihren ältesten Erinnerungen, ganz zu schweigen von den kollektiven Erinnerungen jener Shedai, mit denen sie sich im Laufe ihrer Existenz verbunden hatte. Die Legenden berichteten über diesen, den Ersten, den mächtigsten und verehrtesten aller Shedai, größer noch als die
Serataal
. Es hieß, er sei von einem uralten Feind gefangen genommen worden. Dieses Gerücht hatte es schon immer gegeben, und die Geschichte wurde mit jeder Neuerzählung umfangreicher und detaillierter. Man hatte jedoch nie einen Beweis gefunden, weder für die Gefangennahme des Vorvaters durch einen unbekannten Rivalen noch für seine bloße Existenz. Ältere Shedai, die solche Geschichten erzählten, glaubten, dass es die Niederlage des Vorvaters gegen diesen geheimnisvollen Gegner gewesen war, die die Ereignisse in Gang gesetzt hatte, durch die die Shedai letzten Endes in ihren langen Schlaf getrieben worden waren. Die Wanderin hatte diesen befremdlichen Ideen jedoch niemals Glauben geschenkt.
Du bist die Erste meiner Art, der ich seit meiner Gefangennahme begegne. Wie geht es unserem Volk? Sind wir die Herren der Sterne?
Nein
. Die Antwort der Wanderin war von Traurigkeit bestimmt.
Unsere einst große Zivilisation ist gefallen. Sie existiert nicht mehr, und was sie vor ihrem Untergang gewesen ist, kam deiner großen Vision nicht einmal nahe
. Sie spürte die Enttäuschung des Vorvaters, aber da war auch noch eine andere Emotion: Entschlossenheit. Diese war vorher noch nicht zu spüren gewesen, glaubte sie, aber jetzt bestand kein Zweifel an ihrem Vorhandensein.
Dann werden wir sie vielleicht wieder aufbauen. Schließlich ist meine Vision unverändert geblieben.
Dazu müssten wir aber erst einmal aus unserem Gefängnis entkommen, oder?
Ja , erwiderte der Vorvater. Wir müssen geduldig sein. Unsere Zeit wird kommen. Dessen bin ich mir ebenfalls sicher.
Kapitel 24
Reyes wartete darauf, einen Alarm zu hören. Gleich würden sich Geheimtüren öffnen und Horden von Disruptoren oder Klingen schwingende Orioner kämen auf ihn zugestürmt, zusammen mit wem auch immer Ganz noch so auf seiner Gehaltsliste stehen hatte. Oder eine geheime Luftschleuse würde sich öffnen und ihn aus dem Schiff ins All saugen.
Trotz seiner zunehmenden Angst und Paranoia während der Sekunden, die im Schneckentempo zu verstreichen schienen, geschah nichts davon. Stattdessen gab das Computerterminal vor ihm einfach ein unschuldiges Piepen von sich, und dann erschien eine einzelne Textzeile auf dem Bildschirm: »Transfer abgeschlossen. Originaldatendatei gelöscht.«
»Okay, das war’s«, sagte er und zog eine rote, achteckige Datenkarte aus einem der Slots des Terminals vor sich. Die Karte glich jenen, die für Sternenflottencomputer verwendet wurden, und T’Prynn hatte ihm versichert, dass es zwischen den Medienformaten keine Kompatibilitätsprobleme geben würde. Reyes hätte die Daten am liebsten direkt vom Computer der
Omari-Ekon
an T’Prynn auf Vanguard gesandt, doch die Vulkanierin hatte darauf hingewiesen, dass ein solcher Vorgang höchstwahrscheinlich von den Sicherheitseinrichtungen des orionischen Schiffes entdeckt werden würde. »Sie werden ziemlich sauer sein, wenn sie herausfinden, dass wir ihre Navigationsdaten gelöscht haben. Sind Sie sicher, dass wir alles haben, was wir brauchen?«
In der Totenstille des kleinen Wartungsbüros, in dem der letzte Akt von Reyes’ geheimen Aktivitäten vonstattengegangen war, schien T’Prynns Stimme in seinem Kopf von den Wänden widerzuhallen. »
Meine Suchprotokolle haben keine Kopien der Daten gefunden. Es ist möglich, dass sie
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