Star Trek - Vanguard 1: Der Vorbote
Aus tholianischer Seide gefertigt, waren diese Anzüge überraschend leicht und schmiegten sich um den kristallinen, vielfüßigen Körper der Tholianer. Auf der Außenseite waren sie nicht wärmer als die Zimmertemperatur, im Inneren herrschte allerdings eine Kombination von intensiver Hitze und einem erdrückend dichten, ätzenden Gas – eine Klasse N-Umgebung, die ebenfalls in den abgeschirmten Wohneinheiten der Tholianer aufrechterhalten wurde. Man konnte durch die durchsichtigen Gesichtsschlitze wenig von ihren Köpfen erkennen. Was man sah, ließ jedoch darauf schließen, dass diese Spezies ein großes Spektrum an Farbtönen besaß. Die Proportionen ihrer Körper erinnerten Sandesjo an den giftigen
Ghewpu’tIn
, der noch in einigen düsteren, ungezähmten Wäldern auf Qo’noS lebte. Im selben Raum wie die Tholianer zu sein, stachelte ihre Neugier darauf an, wie sich diese exotisch aussehenden
novpu
wohl in einem Duell gegen einen klingonischen Krieger machen würden.
Endlich wurde der berührungstelepathische Kontakt unterbrochen. In den Augenschlitzen von Sesrene glühte es auf, als er antwortete:
„Vorübergehende Beschwerden. Kein weiterer Grund zur Sorge.“
„Wir sind sehr erleichtert, das zu hören, Eure Exzellenz“, erwiderte Sovik mit einem knappen Nicken.
„Wir haben für heute nichts mehr miteinander zu besprechen“
, sagte Sesrene. Er wandte sich vom Tisch ab, und seine Attachés bewegten sich synchron mit ihm.
„Botschafter“, sagte Jetanien plötzlich mit einer Stimme, die laut genug war, um den ganzen Raum mit ihrem tiefen, dröhnenden Klang zu füllen. Sesrene hielt an und drehte sich dann ganz langsam zu Jetanien um, der weiter sprach: „Obwohl unser Rat beschlossen hat, dem Pfad des Friedens zu folgen, sollten Sie sich nicht dazu verleiten lassen, uns für Dummköpfe zu halten. Wir wissen sehr genau, dass Ihre Streitkräfte unser Schiff bei Ravanar angegriffen und zerstört haben. Die Sternenflotte wird Ihre Grenzen von nun an deutlich stärker im Auge behalten … Wir werden uns nicht wieder überrumpeln lassen.“
Die unausgesprochene Drohung einer brutalen Vergeltung schwebte zwischen Sesrene und Jetanien im Raum. Sie starrten einander an, unbeweglich wie die entgegengesetzten Pole eines Magneten.
Dann beendete Sesrene die Unterhaltung.
„Genausowenig wie wir.“
Gemeinsam verließ die tholianische Delegation den Raum und bewegte sich dabei mit fast mechanischer Präzision. Nachdem sie fort waren, drehte sich Jetanien um und ging durch eine andere Tür hinaus. Er sagte zwar nichts, erwartete aber eindeutig, dass Sovik und Sandesjo ihm folgten.
Der Chelone sprach erst wieder, als die drei in einem Turbolift nach oben fuhren. „Das war nicht gut“, sagte er und schwieg zu Sandesjos Erstaunen wieder. Selbst nachdem sie in die verlassenen Büros der Föderationsbotschaft zurückgekehrt waren, hatte er seiner Aussage im Turbolift nichts hinzuzufügen.
Als der Botschafter auf sein Büro zuging, sprach Sandesjo zu dem sich entfernenden Rücken: „Soll ich Ihre morgendlichen Besprechungen verschieben?“ Zum ersten Mal, seit sie ihn kannte, unterbrach Jetanien sie weder, noch antwortete er. Er ging in sein privates Büro und schloss die Tür, die mit einem leisen Doppel-Piepen verkündete, dass er sie verriegelt hatte.
Sandesjo und Sovik sahen einander an; er hob eine Augenbraue, sie die Schultern. Er ging und sie machte sich auf den langen, einsamen Weg zurück zu ihrem privaten Quartier.
Die sich tagelang wiederholende Schinderei hatte Sandesjo entnervt. Einen Bericht bei Turag abzuliefern, würde zweifellos eine langweilige Angelegenheit werden, und sie hätte es gern bis zum nächsten Morgen aufgeschoben. Unglücklicherweise wusste sie jedoch, dass er fuchsteufelswild werden würde, sollte sie mit ihrem Bericht so lange warten.
Sie verschloss ihre Tür und öffnete die schmale Aktentasche auf dem Esstisch.
Ich hasse die Warterei
, grübelte sie, während das Gerät eine verschlüsselte Verbindung aufbaute. Das
dauert zu lange. Früher oder später wird es jemand bemerken
.
„bImoHqu’“
, kam die Passwortabfrage.
Gelangweilt antwortete sie: „jIwuQ.“
Turags hartes Gesicht ersetzte das klingonische Kleeblatt-Symbol. Er grinste.
„Schon wieder so spät auf, Lurqal?“
„Nenn mich nicht bei meinem richtigen Namen, du
yIntagh“
, sagte sie. „Ich werde nicht gerne daran erinnert.“
„Erspar mir deine Leidensmiene. Bericht.“
„Jetanien hat Sesrene
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