Star Trek - Vanguard 1: Der Vorbote
die aktuell bevorzugte Mode in der Föderation zu Grunde legte. Seine Kleidung war leger, aber ordentlich und roch, als ob sie direkt aus der Wäscherei kam. Er lächelte Quinn an und nickte höflich mit dem Kopf. „Guten Morgen“, sagte er mit einem leichten schottischen Akzent.
„Vielleicht ist es ja einer“, murmelte Quinn und stieß einen Rülpser aus, der nach Galle schmeckte und nach Tequila stank. „Vielleicht aber auch nicht.“
Der Typ zeigte auf die aufgereihten Flaschen, die hinter dem Tresen in den Regalen an der Wand standen. „Möchten Sie einen Drink, Kumpel?“
Quinn saß schwankend auf seinem Stuhl und starrte den Mann mit dem Auge an, mit dem er etwas schärfer sehen konnte. „Mein Papi hat mir immer gesagt, ich soll einem Fremden nicht vertrauen, der mich ‚Kumpel’ nennt. Besonders dann nicht, wenn er mir anbietet, einen Drink auszugeben.“
„Hat Ihnen Ihr alter Mann auch gesagt, dass sie den Drink nicht annehmen sollen?“
Quinn hielt sein Glas hoch und rief den Barkeeper. „Noch einen.“ Er richtete einen Finger auf den Schotten und fügte hinzu: „Auf seine Kosten.“ Der Besucher nickte bestätigend und der Barkeeper begann, einen weiteren doppelten Tequila einzuschenken. Quinn blickte seinen Gönner schief an. „Ich vertraue Ihnen aber immer noch nicht.“
Der Mann streckte die Hand aus und sagte: „Tim Pennington.“
Die Sekunden verstrichen, während Quinn auf Penningtons Hand starrte. Widerwillig griff er zu und schüttelte sie. Die Hand des jüngeren Mannes war glatt und warm, was Quinn daran erinnerte, dass seine eigenen Hände nicht nur voller Schwielen, sondern auch kalt waren, weil er die ganze Zeit ein mit eisigem Kondenswasser überzogenes Cocktailglas gehalten hatte. Er unterdrückte ein Aufstoßen und sagte: „Cervantes Quinn.“
„Freut mich“, sagte Pennington und winkte dem Barkeeper. „Kaffee, bitte.“ Pennington bemerkte, wie Quinn ihn misstrauisch anstarrte und korrigierte seine Bestellung. „Machen Sie einen irischen draus.“
„Sie sind nicht verklemmt genug, um zur Sternenflotte zu gehören“, sagte Quinn und studierte ihn. „Aber Sie sind auch ein bisschen zu sauber, um zu Ganz’ Leuten zu gehören.“
„Treffer beim ersten Versuch“, erwiderte Pennington. „Obwohl ich niemanden namens Ganz kenne, haben Sie mich erwischt.“
Als der Barkeeper das Glas hinstellte, das Pennington ihm ausgegeben hatte, stürzte Quinn den Rest des Drinks hinab, den er in der Hand hielt. Der Alkohol verbreitete eine angenehme und beruhigende Wärme in seinem Körper. Er räusperte sich und bewegte vorsichtig sein betäubtes Zahnfleisch, dann murmelte er durch alkoholschwangeren Atem: „Der Typ ist entweder ein Idiot oder der schlechteste Lügner der Welt.“
Pennington beugte sich näher und sah gekränkt aus. „Wie war das?“
„Oh, Mist – habe ich wieder laut gedacht? Ich muss damit aufhören.“ Der Raum begann wieder vor beiden Augen zu verschwimmen, darum nahm Quinn schnell einen tiefen Schluck seines neuen Drinks.
„Hören Sie, ich weiß nicht, für wen Sie mich halten …“ Pennington unterbrach sich, als der Barkeeper seinen Irish Coffee brachte. „Aber ich versichere Ihnen, ich versuche nicht, sie reinzulegen oder so.“ Er griff nach seiner Tasse und nahm einen Schluck. Dem Gesicht des jungen Mannes nach zu urteilen, wollte er am Liebsten alles direkt wieder ausspucken, kämpfte aber bewundernswert und schluckte. Quinn musste die Leistung anerkennen.
„Worum geht es Ihnen dann? Sie kaufen mir keine Drinks zu meinem persönlichen Vergnügen. Ein gut aussehender Kerl wie sie muss doch in der Lage sein, sich bessere Freunde als mich zu mieten.“
„Ich werde sie nicht anlügen“, sagte Pennington, dann beugte er sich näher und schlug einen vertraulicheren Ton an. „Ich bin tatsächlich nicht auf der Suche nach einem Saufkumpan. Um ehrlich zu sein, ich denke, es wäre besser, wenn die meisten Leute nicht einmal wissen, dass wir zwei uns überhaupt kennen.“
Quinn warf einen Blick auf die linke Hand des Mannes und sah dort einen Ehering. Das alles wurde ihm langsam ein wenig zu merkwürdig. „Hey, Kumpel, ich fange nichts mit verheirateten Leuten an, egal von welchem Ufer, verstehen Sie? Ich meine, ich fühl mich wirklich geschmeichelt …“
„Nein, nein, nein“, Pennington unterbrach ihn und bewegte dabei die Hände heftig in kleinen Halbkreisen. „Ich bin nicht … ich meine, das ist nicht das, worauf ich hinaus will.“
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