Star Trek Voyager02 - Die Flucht
bezeichnen wir Ihre Art des Reisens. Den modernen Alcawellianern ist sie völlig fremd.«
Janeway unterdrückte ein Seufzen. Sie verstand die Faszination ihrer Offiziere – in ihr regten sich ähnliche Empfindungen. Aber je mehr sie von Kjanders hörte, desto klarer wurde, daß sich Torres und ihre Begleiter in einer sehr schwierigen Situation befanden. »Fahren Sie fort, Mr. Kjanders.«
»O ja. Nun, Caxtons Kultur ähnelte Ihrer, und deshalb können Sie vielleicht etwas mit der Metapher anfangen. Er meinte damals, jedes Schiff sei dazu bestimmt, auf Schienen zwischen den Ären unterwegs zu sein. Natürlich gibt es keine derartigen Gleise. Caxton versuchte nur, die neue Art des Reisens Personen zu erklären, die an Schienenfahrzeuge gewöhnt waren.«
Es existierten keine physischen Gleise – Janeway prägte sich diesen Hinweis ein. Andererseits gab es ein System, das für die Ansteuerung genau festgelegter Ziele sorgte.
»Da die Schiffe nur in geraden Linien zwischen den Epochen verkehren, sind Sprünge innerhalb einer Ära sehr, sehr selten und praktisch nur für Repräsentanten der Zeitkontrolle möglich.«
Kjanders musterte seine drei Zuhörer, fokussierte den Blick dann wieder auf Janeway. »Ich kenne keinen einzigen Fall eines solchen Zeitverbrechens – von Ihren Leuten abgesehen. Die Strafe dafür ist der Tod.«
»Der Tod!« entfuhr es Janeway. Sie hatte es geahnt.
»Eine logische Konsequenz«, ließ sich Tuvok vernehmen. Er bemerkte den verblüfften Blick der Kommandantin und fügte hinzu: »Wer innerhalb einer Ära reist, bekommt Gelegenheit, Paradoxa zu bewirken und die Zeitlinie so sehr zu verändern, daß die ganze Gesellschaft in Gefahr gerät.«
Kjanders nickte. »Das gehört zu den elementarsten Dingen, die man in unseren Schulen lehrt. Zeitsprünge innerhalb einer Epoche sind für uns undenkbar. Man verstößt schon gegen die Verordnungen, wenn man eine solche Möglichkeit auch nur in Betracht zieht. Das Eintreffen Ihrer Gruppe schuf ziemliche Unruhe. Und mit ihrem Fluchtversuch bescherte sie sich weitere Probleme.«
»Wie meinen Sie das?« fragte Janeway und fürchtete sich fast vor der Antwort.
»Ihre Leute weigerten sich, einen Wächter der Zeitkontrolle zu begleiten. Als sie zum Shuttle zurückkehren wollten, lösten sie einen Zeitalarm aus.«
»Einen Zeitalarm?«
»Angehörige der Kontrolle mußten in die Vergangenheit springen, um zu verhindern, daß die Fliehenden das Schiff tatsächlich erreichten und damit hierher zurückkehrten. Wer einen solchen Zeitalarm auslöst, muß ebenfalls mit der Todesstrafe rechnen.«
»Aber Sie haben unsere Gefährten lebend gesehen?«
vergewisserte sich Janeway.
Kjanders nickte. »Als mein Transfer erfolgte, eskortierte man sie zur Mittleren Zeitkontrolle für Ära
Achthundertneunundachtzig. Ich vermute, von dort aus bringt man sie zum Hauptquartier der Mittleren Zeitkontrolle.«
»In welcher Epoche befindet sie sich?« fragte Tuvok. »In der Echtzeit der ersten Ära«, entgegnete Kjanders. Vor Janeways innerem Auge bildete sich eine Formel: Die Einsatzgruppe weilte (889 x 500 000) + 300 000 Jahre in der Vergangenheit.
»Das sind vierhundertvierundvierzig Millionen Jahre«, sagte sie wie zu sich selbst. Eine solche Zeitspanne sprengte ihre Vorstellungskraft. Die Zahl bestand zum größten Teil aus Nullenc
Tuvok ließ die Hände auf den Tisch sinken und sah Kjanders an.
»Sie wirken recht gelassen für einen Mann, der die Todesstrafe erwarten muß.« Kjanders starrte den Vulkanier verblüfft an. »Ich nehme an, für Sie gelten die gleichen Verordnungen wie auch für unsere Leute.«
»Ja«, bestätigte der Humanoide. »Aber ich bin jetzt nicht mehr auf Alcawell. Hier kann mich die Zeitkontrolle nicht erreichen.«
Chakotay warf Tuvok einen wissenden Blick zu. »Sind Sie deshalb hier, Mr. Kjanders? Um der Kontrolle zu entgehen?«
»Sie haben mich an Bord dieses Schiffes geholt.« Kjanders legte die Gabel beiseite. »Bitte entschuldigen Sie. Ich hätte Ihnen längst dafür danken sollen, daß Sie mir das Leben gerettet haben.«
Kapitel 9
Wenn Torres nicht gewußt hätte, daß der Transfer mehr als vierhundert Millionen Jahre weit in die Vergangenheit führte, so wäre sie kaum bereit gewesen, einen so enormen Zeitsprung zu vermuten. Als sich die Luke des Shuttles öffnete, sah sie einen vertrauten Hangar – er glich dem in der fernen Zukunft.
»In Hinsicht auf Innendekoration mangelt es Ihnen offenbar an Phantasie«, wandte sich Neelix an
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