Star Trek Voyager06 - Die Ermordete Sonn
die Schulter des Navigators hinab. Paris nahm seine ganze Kraft zusammen und hob den Kopf.
Kaavi blickte auf ihn herab, mit einer Mischung aus Kummer und Dankbarkeit. Ihre Mundwinkel neigten sich nach unten, und Tränen schimmerten in den großen Augen.
»Kaavi!« hauchte Paris. Etwas schien ihm den Hals zuzuschnüren - sicher die besondere Anspannung dieses Augenblicks.
»Wir haben Rixtu verloren«, sagte Kaavi mit belegter Stimme.
Paris’ Freude verflog jäh. Der vergleichsweise kleine, lebhafte Rixtu, jüngster der achtzehn Piloten. Rixtu, der immer noch eine letzte Frage stellen wollte. Die Quasselstrippe der Gruppe. Rixtu, dem man nicht böse sein konnte, weil er immer fröhlich und freundlich war.
Rixtu lebte nicht mehr, schwieg nun für immer.
»Oh, Kaavi…«, begann Paris - und blieb dann still. Ihm fielen keine passenden Worte ein.
Der zweite gerettete Verunier - der große, stille Takoda - berührte Paris ebenfalls an der Schulter und brachte auf diese Weise seine Dankbarkeit zum Ausdruck. Doch er blickte dabei ins All.
»Wir sollten uns besser beeilen, Paris«, sagte er. »Das zweite Kriegsschiff nähert sich uns.«
Kapitel 14
Takoda hatte recht. Ein zweiter akerianischer Kreuzer flog ihnen mit hoher Geschwindigkeit entgegen.
»Haltet eure Hüte fest«, knurrte Paris und zwang das Shuttle in eine scharfe Kurve. Kaavi taumelte in den Sessel links vom Navigator: Takoda sank einfach auf den Boden und hielt sich irgendwo fest.
»Aber wir haben doch gar keine Hüte«, erwiderte Kaavi.
Paris ignorierte sie und konzentrierte sich ganz darauf, dem Moloch auszuweichen, der nur wenige Kilometer entfernt zu sein schien. Er hatte den Kurs inzwischen so geändert, daß die Raumfähre zur Voyager zurückkehrte. Das Loch in den Schilden wirkte viel zu klein, aber es war Paris schon einmal gelungen, das Shuttle hindurchzusteuern.
»Paris an Brücke. Ich fliege wieder durch die Strukturlücke in den Deflektoren. Captain, ich weiß, daß Sie den Angriffen dieser unfreundlichen Burschen ebenso gern ausweichen wie ich, aber Sie sollten jetzt den Kurs halten. Die Sache ist auch so schon schwer genug.«
»Kurs wird gehalten«, erklang Janeways kühle Stimme. »Aber beeilen Sie sich, Paris.«
»Aye, Captain«, erwiderte der Lieutenant. Er blickte auf die Sensoranzeigen und orientierte sich. Das Loch in den Schilden war zwar physisch vorhanden, blieb jedoch unsichtbar. Er mußte sich auf die unzuverlässigen Sensoren verlassen, um es zu lokalisieren.
Kaavi senkte den Kopf, wodurch sich ihr lange Hals wie der Leib einer Schlange bewegte. Sie beobachtete Paris mit der Aufmerksamkeit eines Falke und ihre großen Klauenhände schwebten über der Konsole, bereit dazu, die Kontrollen zu bedienen! Paris wußte, wie schnell die Verunier neue Informationen aufnehmen und verarbeiten konnten. Hinzu kam ihr ausgezeichnetes Gedächtnis. Deshalb zweifelte er nicht daran, daß Kaavi tatsächlich imstande war, ihm nötigenfalls bei der Navigation des Shuttles zu helfen.
Takoda reckte unterdessen den langen Hals, um aus dem Fenster zu sehen. Er schnappte nach Luft.
»Paris, die Akerianer haben das Feuer auf uns eröffnet…«
Eine Gravitationswelle erfaßte das Shuttle, warf es hin und her. Paris wurde fast aus dem Sessel geschleudert, schüttelte die Benommenheit von sich ab und starrte auf die Anzeigen. Die Kapazität der Schilde war um sechzehn Prozent gesunken, aber sie blieben stabil. Die Gravitationswaffe der Akerianer mochte der Voyager nichts anhaben, aber bei kleineren Schiffen konnte sie verheerend wirken.
»Behalten Sie den Kreuzer für mich im Auge, Takoda«, wies Paris den Verunier an. Die Distanz zur Voyager betrug nur noch einige hundert Kilometer. Der Lieutenant reduzierte die Geschwindigkeit, und Kaavis Blick folgte jeder seiner Bewegungen.
Er zuckte unwillkürlich zusammen, als das große Kriegsschiff plötzlich nach Steuerbord abdrehte. Die Voyager feuerte, und ihre Phaserstrahlen rasten dicht über das Shuttle hinweg. Irgendwo hinter der Raumfähre kam es zu einer Explosion.
Paris öffnete den Mund, um eine Frage an Takoda zu richten, doch der Verunier kam ihm zuvor. »Ihr Schiff hat gerade die schwarzen Kapseln zerstört.«
»Für meinen Geschmack war das ein bißchen zu nahe«, brummte Paris. Dann hob er die Stimme und sprach in Richtung Kommunikator: »Captain, man könnte fast glauben, Sie mögen mich nicht.«
»Vielleicht haben Sie den richtigen Eindruck gewonnen«, erwiderte Chakotay. »Wie dem
Weitere Kostenlose Bücher