Star Wars. Clone Wars 2. Wilder Raum
Sith-Tempels.
Trotz der unerträglichen Schmerzen, die ihn fast verzehrten, spürte Obi-Wan die kalte Berührung des Bauwerks. Er spürte, wie dessen bedrohliche Aura ihn vor Kälte erstarren ließ und wie sich dessen Faust um sein Herz legte. Sein wieder helles Blut, das so leicht durch seine Adern geströmt war, wurde aufs Neue zu einer zähen dunklen Masse. Und die gehässige Stimme des Sith rief ausgelassener denn je:
Stirb , Jedi . Stirb , Jedi . Stirb , Jedi , stirb …
Nein … nein, nicht so schnell. Das war nicht fair. Die Dunkelheit strömte zurück, der schwarze Wind nahm wieder zu – und seine winzige Flamme erlosch!
»Obi-Wan! Hört nicht hin! Bleibt bei mir!«
Das war Bail Organa. Der Senator von Alderaan. Ein viel zu guter Mensch, um Politiker zu sein. Und wieder erlebte er die Verluste und den Schmerz der Vergangenheit. Ein Mahlstrom aus Tod und schrecklichen Qualen, der ihn nach unten sog. Im abgestürzten Raumschiff war es schlimm gewesen, im ersten Abschnitt des Waldes, auf der felsigen Ebene und im zweiten Waldabschnitt auch.
Aber was er dort hatte erleiden müssen, war nichts im Vergleich zu dem hier .
»Obi-Wan!«
Er drehte sich auf den Rücken, öffnete die Augen und sah Bail an.
Stirb , Jedi . Stirb , Jedi . Stirb , Jedi , stirb …
»Es tut mir leid«, wisperte er trotz des Aufruhrs in seinem Kopf. »Ich kann Euch nicht hören. Es ist zu laut.«
Bails Lippen bewegten sich, getrocknetes Blut löste sich und fiel herunter. War es etwas Wichtiges, was er sagte? Das musste es wohl sein, denn der Senator brüllte mit vor Angst weit aufgerissenen Augen.
Sollte ich verängstigt sein? Nein. Furcht ist schlecht. Furcht führt zu Wut. Wut führt zu Hass. Hass führt zu unsäglichem Leid. Nimm dich in Acht vor der Dunklen Seite, Jedi.
Nimm dich in Acht vor der Dunklen Seite – denn sie ist jetzt überall um dich herum!
Bail krallte seine aufgeschürften Finger in Obi-Wans dreckige, blutdurchtränkte Tunika und zog ihn halb vom Boden hoch. Der Kopf des Jedi hing schlaff herab wie bei einer Lumpenpuppe. Sein Blick war leer. Seine Lippen bewegten sich, er wollte etwas sagen, doch es drang kein Ton hervor, der den Worten Leben eingehaucht hätte.
»Obi-Wan!« , brüllte Bail erneut und schüttelte ihn. »Ihr müsst dagegen ankämpfen! Wir sind so nah dran. Ihr könnt jetzt nicht aufgeben!«
Aber Obi-Wan hatte gar nicht aufgegeben. Er war besiegt worden. Die Sith hatten ihn am Ende doch niedergerungen. Er hatte es gesagt, er hatte gesagt, dass der klare Moment nicht lange anhalten würde, und dass er, wenn er das nächste Mal heimgesucht würde, nicht mehr zurückkäme.
Und so war es. Er war fort.
Als er Obi-Wan in der Schlucht nicht mehr hatte festhalten können und dieser abgestürzt war, hatte Bail gedacht, der Jedi wäre tot. Er hatte nicht glauben können, dass er den Absturz hätte überleben können. Dann hatte er das Gefühl gehabt, Obi-Wan wäre endgültig verrückt geworden, als dieser sich mit der geballten Faust aufs verletzte Knie geschlagen hatte. Und dann war er diesen verdammten Abhang hochgeklettert. Blutend. Unter Schmerzen. Und hatte auch ohne seine kostbare Helle Seite wer weiß woher die Kraft dafür genommen. Es hatte ihn fast umgebracht, und trotzdem war er weitergeklettert.
Bail hatte noch nie jemanden wie Obi-Wan Kenobi kennengelernt.
Dieser verdammte Aufstieg hätte auch mich fast umgebracht. Aber wir haben es geschafft. Wir haben die Schlucht bezwungen. Und war das jetzt alles für nichts? Ist das jetzt die Stelle, an der wir uns hinlegen und sterben?
Nein, verdammt! Der Absturz hatte sie nicht umgebracht. Das Unwetter hatte sie nicht umgebracht. Die verdammte Schlucht hatte sie nicht umgebracht. Und die Sith?
Die können zur Hölle gehen!
Vorsichtig ließ er Obi-Wan aufs kümmerliche Gras zurücksinken. Dann kam er mühsam hoch, und es tat weh, ach, es tat so weh. Wie viel Schmerz konnte ein Körper ertragen, ehe er kapitulierte?
Das werde ich wohl bald herausfinden.
Er wollte Obi-Wan nicht hier liegen lassen, so frei und ungeschützt, aber es blieb ihm nichts anderes übrig. Er konnte ihn nicht in den Sith-Tempel tragen, auch wenn er die Kraft dazu gehabt hätte. Dieses verdammte Bauwerk hätte wahrscheinlich dafür gesorgt, dass das Herz des Jedi stehen blieb. Er fragte sich allmählich, ob er selber noch die Kraft hatte hineinzugehen.
Das spielt keine Rolle. Ich muss . Und wenn ich nicht gehen kann, werde ich eben kriechen.
Ganz kurz kam ihm die
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