Star Wars. Clone Wars 2. Wilder Raum
Treppe im Tempel, keinen ersten oder zweiten Stock. Es war ein einziger höhlenartiger Raum, der wie ein Ballsaal für Riesen wirkte. Oder eine Kirche, die den Sterblichen das Gefühl geben sollte, dass sie klein und unbedeutend waren. Es war kühl, und es herrschte eine seltsam erwartungsvolle Stimmung. Der Boden war mit schwarzen und roten Mosaiksteinchen ausgelegt. Es war ein beunruhigendes Muster, das sich einem in die Augen drängte, in den Hinterkopf schlängelte und ein Gefühl von Elend und Verlust hervorrief.
Bail zitterte und hob den Blick. Es gab keine Möbel in dem riesigen Raum: keine Tische, keine Sessel, noch nicht einmal einen Hocker oder Stuhl. Und er konnte auch nicht ausmachen, woher das Licht kam. Es schien aus den Wänden zu dringen wie die giftigen Ausdünstungen über Moorlandschaften.
Als sich seine Augen an das schwache Licht gewöhnt hatten, bemerkte er Nischen, die sich in den Wänden befanden. Er wandte sich nach links, und seine Schritte hallten laut in der Stille, während der Sand unter seinen Stiefeln auf dem Boden knirschte. Er fragte sich, ob er damit den zarten Mosaikboden beschädigte, und stellte fest, dass ihm das herzlich egal war.
In der ersten Nische befanden sich alte Bücher. Sehr alte, ledergebundene Bücher. Dicke, unhandliche Bände mit erhabenen Lettern auf dem Rücken. Genau wie beim Boden rief auch deren Anblick bei ihm eine Gänsehaut hervor. Er verschränkte die Arme vor der Brust und schob die Hände unter die Achseln, um sich zu wärmen. Der stechende Schmerz in seiner Schulter ließ ihn zusammenzucken, und er ging schnell weiter.
Die zweite Nische war leer, aber es ging ein solch kalter Hauch von ihr aus, dass er schnell daran vorbeihuschte, wie ein Kind, dem man gesagt hatte, dass es in diesem Haus spuken würde.
Die dritte Nische war mit Drusen gefüllt, Steine vulkanischen Ursprungs mit einem Hohlraum, an dessen Innenseite sich Kristalle gebildet hatten. Die Kristalle schimmerten leuchtend grün, gelb und dunkelviolett und hatten durch die rötliche Beleuchtung ein widerliches Aussehen.
Ihm war unwohl, als er sich in Richtung der nächsten Nische bewegte. Dort erblickte er in einem großen viereckigen Kasten aus Transparistahl mehrere flackernde Stromkreise. Das Ganze sah viel versprechend aus, aber er wollte den Kasten noch nicht aus der Nische nehmen. Machte ihn das zu einem Feigling? Vielleicht, aber er war zu müde, als dass es ihm etwas ausgemacht hätte.
In der fünften Nische befand sich ein einzelner Kristall. Er hatte etwa die Größe der locker geballten Faust eines großen Mannes, hatte wunderschöne Facetten, doch irgendetwas hatte ihn von innen platzen lassen, sodass er voller Risse war, in denen verkohlte Rückstände klebten.
Es war ein Kristall der Sith, und somit musste er böse sein, trotzdem bedauerte Bail, dass etwas so Schönes zerstört worden war.
Er ging weiter und entdeckte immer mehr Dinge. Eine Pyramide, die ungefähr so groß wie eine Hand war und nicht aus Transparistahl bestand, sondern aus echtem Glas. Die mattschwarze Oberfläche war mit roten Linien versehen. Es war nicht zu erkennen, welchem Zweck dieser Gegenstand diente.
Es gab noch mehr Kristalle, unförmige Brocken, von denen einige faustgroß waren, andere nur so groß wie ein Ei, deren Kanten scharf genug waren, um sich daran zu schneiden. Die Farben variierten von Schwarz, Grau bis hin zu einem trüben dunklen Blau.
Dann waren da noch mehr Bücher, Datenkristalle, mit Bändern zugebundene Rollen. Dies hier war so etwas wie eine Schatztruhe der Sith. Wenn sie Zigoola verließen, würden sie alles mitnehmen müssen. Der Hohe Rat der Jedi wollte bestimmt alle diese Artefakte genau untersuchen. Vielleicht enthielten sie Informationen, mit denen man den unaussprechlichen Feind zu Fall bringen konnte. Dafür würde er sich in Zukunft in jeder Weise einsetzen. Denn eins hatte er auf Zigoola gelernt: Er hatte sich geirrt und Obi-Wan absolut recht behalten – die Sith mussten verfolgt und erbarmungslos vernichtet werden.
Und einer weiteren Sache war er sich ebenso sicher: Er wusste nicht einmal ansatzweise, welcher Gegenstand oder welche Gegenstände der Sammlung ihm und Obi-Wan helfen konnten, von Zigoola zu verschwinden, ehe sie verhungerten. Ebenso wenig wusste er, welches Artefakt den verderblichen Einfluss auf den Jedi ausübte.
Obi-Wan würde es wahrscheinlich sofort erkennen. Also musste er her. Er musste es sich selber ansehen.
Wenn ich zu ihm durchdringen
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