Star Wars. Clone Wars 2. Wilder Raum
könnte … Wenn ich ihm helfen könnte zurückzukommen …
Bail merkte plötzlich, wie lange er sich schon im Tempel aufhielt, kehrte den letzten Nischen den Rücken und eilte wieder nach draußen in die reale Welt, um nach Obi-Wan zu sehen.
Der Jedi hatte sich nicht von der Stelle gerührt. Er war aber auch nicht gestorben. Er lag nach wie vor auf dem Rücken, die Augen geöffnet, doch mit einem völlig ausdruckslosen Blick. Seine Wunden hatten aufgehört zu bluten. Das Blut auf Tunika und Hose war dunkelrot und hatte den Stoff steif werden lassen.
Ächzend ließ sich Bail auf ein Knie nieder. Jeder Muskel, jedes Gelenk tat ihm weh, als er sich über Obi-Wan beugte und ihn wieder an der Schulter berührte. »Obi-Wan. Obi-Wan, ich kann es nicht. Ich bin kein Jedi. Ihr müsst zurückkommen. Ihr müsst Eure Mission erledigen.«
Nichts. Träumte er überhaupt noch? Es sah nicht so aus. Er wirkte … leer. Sein Bewusstsein, seine Intelligenz, sein Wesen waren fort und damit auch die seltsam höfliche, unbewusste Arroganz. Sein Witz, der trockene Humor. Es war nur noch die Hülle von ihm da.
Plötzlich tauchten Schnipsel aus einer früheren Unterhaltung wieder in Bails Erinnerung auf und ließen ihn lächeln …
Wisst Ihr was, Bail. Mir scheint, dass Ihr im Senat verschwendet seid. Mit so einem Schlag wärt Ihr eine Wucht in jedem Ring.
Tut mir leid. Aber irgendwie musste ich Euch dazu bringen, dass Ihr mir zuhört.
Es tut mir leid … so leid …
Bail holte tief Luft und schlug Obi-Wan mit der flachen Hand ins Gesicht. Einmal. Zweimal. Laute, knallende Backpfeifen, die den Kopf des Jedi hin und her warfen.
Nichts.
Er konnte den Mann nicht noch einmal schlagen. Am Ende fügte er ihm noch einen irreparablen Schaden zu. Zögernd und mit wachsendem Entsetzen ließ er den Blick zu Obi-Wans verletztem Knie gleiten. Es war mittlerweile angeschwollen und das aufgerissene Fleisch roh und wund. Er war damit gelaufen, er war damit geklettert, dabei war die Kniescheibe wahrscheinlich angebrochen. Wenn er auf die Stelle schlug, wenn er ihm richtig wehtat …
Ich kann das nicht machen. Das ist krank.
Aber Obi-Wan hatte es selber getan, nicht wahr? Hatte er nicht den Schmerz benutzt, um die Stimme der Sith zum Schweigen zu bringen und wieder aus der Schlucht herauszukommen?
Er konnte nicht auf das verletzte Bein schlagen. Er konnte einfach nicht.
Aber er konnte seine Hand darauf legen, vorsichtig, und vielleicht – nur vielleicht – drücken …
Tief versunken in der Dunkelheit, voller Verzweiflung spürt Obi-Wan, wie ihm sein Geist langsam entgleitet. Er hat sich noch nicht ganz von seinem Körper getrennt, doch das wird bald geschehen. Er hat die Verbindung zum Licht verloren, sein Leben hat keinen Sinn mehr. Irgendwo ist jemand, der will, dass er stirbt. Er will sich diesem Verlangen widersetzen. Aber ihm ist kalt. So kalt. Und dann verändert sich etwas. Da ist Hitze. Da ist Schmerz. Sein Körper tut weh – und das bedeutet, dass er lebt. Jemand ruft – und die Dunkelheit weicht zurück …
»… wacht auf, verdammt noch mal, ich kann damit nicht weitermachen! Wacht auf, Obi-Wan! Hört Ihr mich? Wacht auf!«
Sein Knie stand in Flammen. Jemand schlug darauf, drückte darauf herum, tat ihm weh. Unter Mühen drehte er sich weg und sagte: »Lasst mich in Ruhe.«
»Obi-Wan!«
Er öffnete die schweren Augenlider. Lag er nicht auf einem Dach? Wo war Anakin? Er war mit seinem Citibike abgestürzt, oder nicht? Der Droide im Tempel, der für die Vergabe von Transportmitteln zuständig war, würde verärgert sein. Und dann erinnerte er sich wieder. Anakin war nicht da. Da waren nur die Sith. Er lag auf dem kalten Boden von Zigoola, und das ausgemergelte, blutige Gesicht mit den Hautabschürfungen, das sich über ihn beugte, gehörte Bail Organa.
Was für ein Anblick!
Ganz am Rande seiner Wahrnehmung, kaum zu hören, forderte eine Stimme ihn auf zu sterben. Er schloss wieder die Augen. »Senator.«
»Na los«, sagte Bail und schob einen Arm unter seine Schultern. »Hoch. Jetzt. Wir haben nicht viel Zeit.«
Zeit? Zeit für was? Bitte, lasst mich in Ruhe .
Bail zog ihn hoch, bis er stand, und drehte ihn dann herum. Das verletzte Knie reagierte äußerst ungehalten, dann gab das Bein unter ihm nach, gaben beide Beine unter ihm nach, als sein Blick auf den Sith-Tempel fiel und ihn dessen böse Aura mit voller Wucht traf.
»Ich weiß«, sagte Bail und stützte ihn, während er am ganzen Körper unkontrolliert zu
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