Star Wars. Clone Wars 2. Wilder Raum
nicht.«
»Vielleicht doch.«
»Nein.«
»Das könnt Ihr nicht wissen!«, widersprach Obi-Wan, auf dessen Gesicht das Lächeln verschwunden war. »Ihr wisst nicht, was passiert, wenn ich dicht an den Sith-Tempel herankomme, und ich auch nicht.«
»Ich weiß, dass Ihr mich nicht umbringen werdet.«
»Bail«, sagte Obi-Wan, und er keuchte beim Atemholen, »seid kein Narr. Das könnt Ihr überhaupt nicht wissen. Und ohne das Lichtschwert werdet Ihr mich nie aufhalten können. Nehmt den Gürtel und tragt meine Waffe. Bitte.«
Obi-Wans Verzweiflung weiterhin zu missachten, wäre grausam gewesen. Also nahm er den Gürtel und legte ihn sich um die Taille. Er holte das Lichtschwert aus dem Rucksack und machte es am Gürtel fest. Es fühlte sich merkwürdig an. Schwer. Er konnte sich nicht dazu überwinden hinzuschauen. Stattdessen sah er Obi-Wan an.
Es tut mir leid. Es tut mir leid, dass ich Euch hier mit reingezogen habe.
Sie gingen zum Rand der Schlucht und schauten nach unten. »Im Zickzack da runter«, schlug Bail vor und zeigte auf einen angedeuteten Pfad, der zwischen Felsbrocken, ausgewaschenen Wasserrinnen und krummen, kümmerlichen Bäumchen verlief. »Erst links und dann nach rechts.«
»Das klingt vernünftig«, meinte Obi-Wan und hustete; er hörte sich wie Alinta an. Da war dieses grässliche Blubbern.
»Ich gehe zuerst«, sagte Bail. »Ihr bleibt dicht hinter mir. Auf die Weise … Wenn etwas passiert …« Wenn Ihr wieder Visionen habt … Wenn Ihr stürzt …
Obi-Wan warf ihm einen Seitenblick zu. »Ich gehe zuerst. Auf die Weise – wenn etwas passiert – reiße ich Euch nicht mit nach unten.«
Bail nagte an seiner Unterlippe, aber sie hatten keine Zeit mehr für Diskussionen. »Nun gut«, sagte er widerwillig.
Sie begannen mit dem Abstieg in die Schlucht.
Sie glitten auf Steinen aus, der Boden gab unter ihren Füßen nach, sie zogen sich Kratzer, Schnitte und Schürfwunden zu, während sie Schritt für Schritt den gefährlich steilen Abhang hinunterkletterten. Mehr als einmal verlor einer von ihnen das Gleichgewicht oder rutschte in einer felsigen Wasserrinne weg oder verlor den Halt, wenn der trockene gelb-braune Boden unter ihm nachgab. Mehr als einmal schlug einer von ihnen hart auf und musste sich an einem Bäumchen oder Fels festklammern, um nicht abzustürzen. Dabei schrien ihre Muskeln vor Schmerz, und ihre Herzen schlugen unkontrolliert. Schweiß bedeckte ihre Gesichter, brannte in den Augen, machte ihre Hände rutschig und durchnässte ihre stinkende, dreckige Kleidung.
Und über ihnen, wie eine schweigende Drohung, ein Geier aus Stein, der schwarze Sith-Tempel, der Ursprung allen Übels.
Bei jedem schmerzenden Schritt spürte Bail, wie das Lichtschwert sanft gegen seine Hüfte schlug. Es gefiel ihm nicht, dass es da war, er fürchtete, was es bedeutete. Er hatte Angst, dass Obi-Wan am Ende diesem Ort erliegen würde. Er verstand noch nicht einmal ansatzweise die Technologie, die so etwas schaffte. Eine Technologie, die in den Geist eines Jedi eindringen konnte, einen Geist, der so stark und diszipliniert wie der von Obi-Wan war, um ihn dann stückweise, Erinnerung für Erinnerung, auseinanderzureißen.
Er konnte sich kein Wesen vorstellen, das zu fühlen in der Lage war und so etwas trotzdem beabsichtigte.
Sie setzten ihren quälend langsamen Abstieg fort. Sie brachten ein Viertel des Wegs hinter sich, dann ein Drittel. Sie hatten die Hälfte geschafft, als sie an eine Stelle gelangten, wo das Terrain kurz steil abfiel und dann bis zum unebenen Grund der Schlucht etwas sanfter auslief. Bail wurde schlecht. Seine Muskeln schrien, seine Sehnen brannten, und er meinte, jeden einzelnen Knochen im Leib zu spüren. Er wollte, dass alles vorbei war. Er wollte sich hinlegen und heulen, schlafen, aus diesem Alptraum erwachen.
Er sah Obi-Wan an, der nur einen Schritt hinter ihm war. Wenn es mir schlecht geht … Wenn ich das Gefühl habe, sterben zu wollen … »Na, alles klar?«
»Ja«, ächzte Obi-Wan. Er atmete zu schwer, zu schnell, seine Beine zitterten, seine Hände waren blutig, und er schwankte. Bestimmt würde er jeden Moment umkippen …
»Ich muss Pause machen«, sagte Bail und hielt sich an einer Baumwurzel fest, die aus dem Boden ragte. »Obi-Wan.«
Obi-Wan drehte sich zur Seite, und er rutschte, als er stehen blieb. »Ich sagte, ich …«
»Ich aber … Ich muss anhalten!«, beharrte Bail, als Obi-Wan ihn wütend anfunkelte. Er versuchte weder Bestürzung noch Entsetzen
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