Star Wars™ Der letzte Jedi-Ritter (German Edition)
ihm mit einer Deutlichkeit in den Sinn, als wäre sie laut ausgesprochen worden: Er hatte überlebt . Er hatte die Order 66 überlebt und existierte bis zum heutigen Tage als Mahnmal für – was? Vaders Versagen? War Jax bloß der eine, der davongekommen war – oder steckte mehr dahinter?
Wenn er mich anschaut – sieht er dann vor sich, was er hätte sein können?
Jax’ Erinnerung versorgte ihn mit einem verblüffend lebhaften Bild von sich, wie er sich mit Anakin einen Trainingskampf lieferte, zu einer Zeit, als er angenommen hatte, dass er und sein Freund eines Tages den Rang eines Jedi-Meisters erlangen würden. Jedenfalls war das sein Ziel gewesen, auch wenn er häufig das ungute Gefühl gehabt hatte, dass Anakin damit nicht zufrieden war.
Jax griff in die kleine Tasche, in der sich das Pyronium befand, das Anakin einst seiner Obhut anvertraut hatte. Es glomm auf seiner Handfläche – ein Kleinod, nicht größer als ein kleines Ei, schillernd und irgendwie von einer anderen Welt. Das Pyronium war eine unbekannte Größe, angeblich die Quelle unvorstellbarer Macht. Einer Macht, die man sich – ebenfalls angeblich – nutzbar machen konnte, wenn man das Geheimnis kannte. Und man hatte Jax glauben gemacht, dass dieses Geheimnis von dem Sith-Holocron preisgegeben wurde, das er von Haninum Tyk Rhinann erhalten hatte – dem Holocron, das sein Vater, Lord Pavan, einst in seinen Besitz zu bringen versuchte.
Noch eine unbekannte Größe. Jax hatte das Holocron zwar noch, doch er hatte nie den Versuch unternommen, auf das Wissen zuzugreifen, das es enthielt. Sith-Holocrone waren selten, mächtig und vermeintlich tief verstörend für die Macht sowie verführerisch für Jedi, die sich mit ihnen abgaben, ohne für den Ansturm dunklen Wissens gewappnet zu sein, der die eigene Vernunft tief beeinträchtigen konnte. Allein durch seine ureigene Existenz erzeugte das Holocron eine leichte Erschütterung in der Macht – zumindest konnte Jax sein subtiles Ziehen fühlen, wenn das Holocron in der Nähe war –, und er hatte das Risiko nicht eingehen wollen, es zu aktivieren. Um ehrlich zu sein, bezweifelte er, dass er überhaupt die Fähigkeit besaß, dies im Augenblick zu tun. Seine bruchstückhafte Konzentration ließ sein Unbehagen in Bezug auf das Sith-Artefakt irrelevant werden.
Jax blickte zu dem Regal auf, auf dem der Miisai stand. Das Holocron war in einem kleinen Freiraum in der Rückwand der Nische verstaut, der sich gebildet hatte, als die Ablage aus der Schottwand fuhr. Manchmal war er versucht, sowohl das Pyronium als auch das Holocron loszuwerden, indem er sie irgendwo versteckte, wo er nie wieder an sie würde denken müssen, doch bislang hatte er diesem Impuls nicht nachgegeben. Der Gedanke daran, dass sie Darth Vader in die Hände fielen, ließ ihm schier das Blut in den Adern gefrieren. Deshalb behielt er sie dicht bei sich und sagte sich, dass er eines Tages schon einen legitimen Nutzen dafür finden würde.
Doch mit keinem der Gegenstände waren angenehme Erinnerungen verbunden. Als Anakin ihm das Pyronium gab – um es für ihn aufzubewahren, hatte er gesagt –, hatte Jax sich bereits Sorgen um seinen Freund gemacht. Er erinnerte sich an das erste Mal, dass er Anakin in einem Moment des Zorns erlebt hatte, als Tentakel schwärzester Nacht von ihm ausgingen – Peitschenschnüre der Dunkelheit, die sich um ihn schlängelten und nach außen strebten. Sie hatten mit ihren Lichtschwertern trainiert, und da hatte irgendetwas – bis heute war Jax sich nicht sicher, was genau – den anderen Jedi von einem freundlichen, wenn auch abgelenkten Sparringpartner in einen ehrgeizigen Gegner verwandelt. Mit einem Mal warf er sich wie ein Berserker auf Jax und zwang ihn, eine Reihe schneller Hiebe zu parieren, die ihn mühelos hätten töten können. Jax hatte schon vorher Dunkelheit in Auren gespürt, aber niemals so und niemals bei einem anderen Padawan. In diesem Moment schien Anakin am Nexus eines Wirbels aus Zorn und Frustration zu stehen. Er war ein Schwarzes Loch, das das Licht und die Farbe aus allem und jedem in seinem Gravitationsfeld sog. Dieser Moment war so rasch vorübergegangen, dass Jax fast glaubte, ihn sich bloß eingebildet zu haben. Er torkelte, verwirrt und beschämt, als Anakin den Angriff abgebrochen, ihn angegrinst, ihm auf die Schulter geklopft und gefragt hatte: »Was ist los, Jax? War das zu viel für dich?«
Später stand er kurz davor, seinem Meister zu berichten,
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