Star Wars™ Der letzte Jedi-Ritter (German Edition)
könnte Jax auch einfach in den Wilden Raum oder in die Unbekannten Regionen davonsegeln und niemals zurückkommen.«
»Ja, das könnte er tun. Aber das würde er nicht machen, und ich bin mir ziemlich sicher, dass Vader das ebenso gut weiß wie wir.«
»Zugegeben.« I -Fünf betätigte die Hyperantriebskontrollen. Der Weltraum verschwamm, und die Sterne wurden zu Schlieren mehrfarbigen Lichts. »Und ich vermute, dass du in Bezug auf Vader recht haben könntest – vielleicht spielt er tatsächlich mit Jax. So oder so birgt beides eine höchst interessante Frage.«
»Die da wäre?«
»Warum tut er das?«
Den schwieg einen Moment lang. »Diese Frage gefällt mir nicht.«
»Vielleicht sagt dir diese hier eher zu, weil sie sich quasi gleichzeitig ergibt: Wie gut kennt Darth Vader sich selbst?«
Diesmal war Den noch länger still. Schließlich sagte er: »Gut, dass du dich für die Rolle des unentbehrlichen Metallhelfers entschieden hast.«
»Ach ja? Und warum?«
»Weil du als lustiger Kumpan absolut nicht taugst.«
In seiner Kabine ließ Jax ihren kurzen Aufenthalt auf Coruscant noch einmal Revue passieren. Dabei wurde ihm klar, dass er nur haarscharf daran vorbeigeschrammt war, die ganze Mission zunichtezumachen, indem er Vader die Chance gegeben hatte, ihn zu erkennen. Mehr als je zuvor sehnte er sich nach der führenden Hand seines Meisters, nach Yimmons ruhiger Stärke, nach Laranths kühlem, bedingungslosem Pragmatismus. Doch sosehr er sich ihre Anwesenheit auch wünschte, gleichzeitig fühlte er sich von ihnen heimgesucht.
Er setzte sich vor das Miisai-Bäumchen, um sich zu sammeln und sich Gedanken über ihre nächsten Schritte zu machen, doch den Versuchen, seinen Geist von Geistern zu befreien, war nur eingeschränkt Erfolg beschieden. Er konzentrierte sich auf den Miisai-Baum – ein fraktales Gebilde aus pulsierendem Licht, das matte Schlieren von Machtenergie in seine kleine Kabine abgab. Er ließ sein Bewusstsein schweifen, berührte das Feld, das das Bäumchen erzeugte, und bewegte sich auf seine Quelle dahinter zu.
Er war wiederholt gezwungen, Laranth aus seinen Gedanken zu verbannen, doch schließlich gelang es ihm, sich ganz der Macht zu öffnen und seine Sinne auszusenden, um zu tasten, um zu horchen, um zu fühlen. Er ließ sein Bewusstsein in den Wirbeln der Macht treiben – gleich einer Insel, gleichermaßen verbunden und losgelöst. In diesem Zustand konzentrierte er seine Gedanken auf Thi Xon Yimmon. Wenn er seine Machtsinne nach dem starken Intellekt des Cereaners ausstreckte, gelang es ihm vielleicht, ihn wahrzunehmen – das Epizentrum winziger Wellen im Gefüge der Macht. Doch so gefährlich es auch sein mochte: Es war sinnvoller, nach Vader zu suchen. Als mächtiger Machtnutzer wohnte die Macht Darth Vader auf eine Art und Weise inne, dass Jax ihn rasch und einfach aufspüren konnte. Er besaß eine viel auffälligere Präsenz als Yimmon, wie eine planetengroße Beule im Raum-Zeit-Kontinuum im Gegensatz zu einem kleinen Asteroiden. Zorn – heiß, rasend und unvernünftig – schwelte in seiner Brust. Warum? Warum war Vader das, was er war? Wie konnte Anakin zu seinem Erzfeind werden?
Wenn du ihn mit so viel Wut im Herzen berührst, weiß er sofort Bescheid , ermahnte ihn die Stimme in seinem Innern, dünn, leise und besonnen. Oder wenn dich die Furcht verzehrt. Dann weiß er, dass du noch am Leben bist. Er wird wissen, wie sehr er dich verletzt hat, und er wird wissen, dass er dich ködern kann.
Das war die Wahrheit. Die Klarheit dieser Erkenntnis, die Gewissheit , die sie barg, sorgte dafür, dass Jax schier der Atem in der Kehle stockte. Die Rohheit seiner eigenen Emotionen nahm ihn gefangen, sodass er außerstande war, sich Vader irgendwie zu nähern, ohne dass Angst oder Zorn ihn beherrschten. Irgendwie musste er sich wappnen, bevor sie Mandalore erreichten. Er musste es schaffen, Darth Vader wahrzunehmen, ohne dass Vader ihn wahrnahm – bis es zu spät war. Er brauchte Zeit, und er brauchte Hilfe. Die Peitsche war aus dem Spiel, und die Widerstandskämpfer auf Toprawa hatte er bereits mehr in Gefahr gebracht, als gut war – ganz gleich, ob nun die Möglichkeit bestand, dass sie aus dieser Ecke verraten worden waren, oder nicht. Irgendetwas an diesem Gedanken stieß ihm sauer auf, doch es gelang ihm nicht ganz zu ergründen, was genau.
Jax schüttelte das vage Unbehagen ab und versuchte vorauszudenken, an Mandalore. Selbst mit seiner Machtsensitivität in petto
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