Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
kürzer, als die meisten Schützen des großstädtischen Hochlands zum Nachladen brauchten. Lag das an den Waffen oder an den Kriegern? Vermutlich an beidem , sinnierte sie. Uhrar, ihr eigener Distrikt, lag weiter im Innern des Kontinents. Die Keshiri hier in der Feste bei Garrows Hals, die quer auf einem der langen Ausläufer in die Westliche See thronte, würden noch besser sein müssen, denn hier drohte die Gefahr.
Quarra hatte jedes Recht, hier zu sein, aber dennoch fühlte sie sich nach wie vor irgendwie fehl am Platz. Eine beige-graue Weste, das silberne Haar zu einem straffen Knoten gebunden – dort, wo sie herkam, war das bester Militärstil, aber das hier war ein Arbeitslager. Sie hatte nichts gegen harte Arbeit, doch in letzter Zeit war sie von anderer Art gewesen als die, die sie kannte …
»Heda, stehen bleiben!« Ein Hauptmann mit burgunderrotem Gesicht unweit des Schießstands blies in eine Pfeife und lief auf sie zu.
Quarra riss an den Zügeln und befahl dem Tier, stehen zu bleiben. Der massige Muntok kam ruckartig zum Stehen, wobei lila Kies ins Gesicht des näher kommenden Offiziers spritzte. Er fluchte, als er sein eines gutes Auge sauber zu wischen versuchte.
»Tut mir leid«, sagte Quarra, die dem knurrenden Tier die Wangen tätschelte. »Muntoks sind nichts als Beine und eine Wolke Sand.«
Der Hauptmann lachte nicht. »Papiere!«
»Ich habe mich schon am Osttor ausgewiesen. Wie sollte ich sonst hier rein …«
»Papiere!« Er hob seine Waffe. Sie nahm an, dass sie mit beim Aufprall aufbrechenden Splitterbolzen geladen war, nicht mit den minderwertigen Glasstäbchen, die die Trainierenden auf dem Schießplatz benutzten.
»Sicher.« Hier im Westen ist mit keinem zu spaßen , dachte Quarra, als sie in ihren Beutel griff. Sie reichte dem Mann eine Ledermappe. »Hier. Transitgenehmigungen und meine Befehle.«
Die Trainierenden hatten jetzt aufgehört zu schießen, und ihre jungen Augen ruhten auf ihr. Keshiri-Jungen und -Mädchen, deren Alter von zwölf bis fünfzehn reichte, alle bei ihrem ersten Kommandoeinsatz.
Quarra schaute von einem unverbrauchten Gesicht zum anderen. In einem Jahr würde ihre älteste Tochter genauso trainieren wie sie. Sie verfolgte, wie der Offizier ihre Papiere durchsah. Vielleicht hatte er sein Auge durch einen Rekruten verloren. Oder vielleicht auch nicht: Er war sehr alt für diese Aufgabe – was bedeutete, dass er gut darin sein musste. Kein halbwegs zurechnungsfähiger Vorgesetzter würde einen gleichermaßen erfahrenen wie fähigen Ballistenschützen von Garrows Hals abziehen. Schließlich ging es hier ums Ganze – oder besser: Hier würde es bald ums Ganze gehen.
»Stationsmeisterin Quarra Thayn«, stöhnte er. Offensichtlich raubte der Anblick der erhabenen Insignien ihm den Appetit für den gesamten nächsten Monat. »Ich habe eine Stationsmeisterin aufgehalten. Tut mir sehr leid, Ma’am.«
Obgleich sie versucht war, den Offizier zusammenzustauchen, entsann sich Quarra, weshalb sie hier war. »Kein Problem, Hauptmann …«
»Ruehn. Ausbildungsdivision des 108ten, Südwest-Direktorat.«
»Nur keine Sorge, Ruehn. Es ist alles in Ordnung – oder zumindest so gut wie.«
Ihre Unterlagen verrieten, dass sie unterwegs zur Trutzspitze war. Dieser Granitkegel, einer der westlichsten Ausläufer von Alanciar, durchbrach das hintere Ende der Landenge jenseits der Festung. Viele behaupteten, der Kontinent würde dem Bein eines Muntoks ähneln. Der Großteil der Bevölkerung und die Industrie hatten sich in den höheren Erhebungen der gewaltigen »Hüfte« weiter östlich angesiedelt. Die von Kanälen durchzogene Region, die als der Schenkel bekannt war, stach nach Westen vor, um bei den Sechs Klauen zu enden, nahezu parallel zueinander verlaufenden Berghalbinseln, die ins westliche Meer hineinragten. Am Ende jeder Klaue befand sich eine Signalstation: Vorkehrungen für den gefürchteten Tag, wenn er schließlich kam.
Der Hauptmann räusperte sich, während er das Pergament zusammenfaltete. »Ich bin überrascht, dass Ihr nicht bei den anderen hohen Tieren weilt, jetzt, wo der Tag der Treue ansteht«, sagte er.
»Es schien mir eine gute Zeit für einen Besuch an der Front zu sein.«
Das gesunde Auge des Wachmanns blinzelte ihr zu. »An der Front, bei meinem lila Allerwertesten! Ich verbringe den ganzen Tag damit, meine Einberufenen innerhalb der Mauern zu halten. Die Küstengarde schnappt sich jeden, der allein unterwegs ist. Dreißig Jahre, und das ist
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