Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
erstaunlicher körperlicher Verfassung.
Und er ist in meinem Alter? Er muss diese Stufen ziemlich häufig rauf und runter laufen.
»Tut mir leid, dass ich nicht da war, um dich zu begrüßen«, sagte er, während er den monströsen Bücherstapel auf einem wackligen Tisch abstellte. »Ich war unten in der Bibliothek, für den Fall, dass du dich verspätest. Ich lese gern beim Essen.« Er trat durch einen steinernen Durchgang und ging zu einem Glastopf hinüber, der über erlöschenden Kohlen köchelte. »Der Eintopf ist hier immer warm. Etwas zu essen?«
»Momentan nicht«, sagte sie und lehnte sich gegen den Türpfosten. »Du bist also …«
»Oh«, sagte er, ließ den Löffel fallen und wischte sich die Hände ab. »Tut mir leid. Jogan Halder.« Er schüttelte ihr die Hand. »Hier draußen haben wir’s mit den Manieren nicht so.«
»Schon in Ordnung«, sagte Quarra, die unwillkürlich lächeln musste, als sie seinen festen Handgriff spürte. Plötzlich verlegen, zog sie die Hand zurück. »Ihr habt hier eine Bibliothek ?«
»Das kann man wohl sagen!« Jogan lächelte und führte sie hinaus. »Auf Freigang bin ich oft bei Garrows Hals, und manchmal lassen Reisende was zu lesen da. Hier gibt es sonst nicht viel zu tun.« Er wies zu der Stelle hinauf, wo die angestrichenen Stufen endeten. »Wenn es sonst keinen Informationsverkehr gibt, schickt uns eine der anderen Signalstationen Neuigkeiten. Doch so zu lesen ist ziemlich langwierig.«
Quarra wusste, was er meinte. Ihre Unterhaltungen mit Jogan hatten vor drei Jahren während eines Routinebesuchs in Kerebba begonnen, einem militärischen Versorgungszentrum stromaufwärts an einem der Kanäle, die in einer der Buchten endeten, die die Sechs Klauen bildeten. Sie hatte dort mit einer ihrer Cousinen gesprochen, die etliche Geschichten aus dem Grenzland aufbewahrt hatte, die ihr ein Signaloffizier in seinen dienstfreien Stunden übermittelt hatte. Quarra hatte die ganze Kollektion gründlich gelesen, wie verzaubert von den Wortspielen des Verfassers und seiner aufrichtigen, ungeschönten Einschätzung des Lebens am Rande der Zivilisation. Als ihre Cousine versetzt wurde, hatte Quarra mithilfe der Signalstation von Uhrar eine Nachricht an Jogan gesandt und sich ihm vorgestellt.
Was darauf folgte, hatte ihr Leben verändert. Jogan und Quarra hatten mehr als tausend Nachrichten gewechselt. Seine Depeschen, die meistens über Nacht eintrafen, warteten schon auf sie, wenn sie jeden Morgen in ihr Büro kam. Bald begann sie, sie bei ihren Runden bei sich zu tragen und sie verstohlen durchzublättern, um die harte Arbeit durchzustehen, die sie Tag für Tag leisten musste. Sinnlose Zuteilungssitzungen wurden für sie zur Gelegenheit, über die Antworten nachzugrübeln, die sie ihm schickte, bevor sie nach Hause ging. Sie hatte sich bemüht, ihr eigenes Leben aufregend klingen zu lassen. Schließlich, als das Vertrauen zwischen ihnen wuchs, teilte sie ihm ihre Gedanken über ihre Arbeit und ihren Haushalt mit. Sie war dankbar dafür, dass sie nur begrenzten Zugriff auf das Signalsystem hatte, sonst wäre ihr Gerede wohl unerträglich geworden. Jogan war allerdings stets verständnisvoll gewesen und hatte seine langen Nächte darauf verwandt, um ihr wohlüberlegte, eloquente Erwiderungen zukommen zu lassen.
Und jetzt war sie hier bei ihm. Sie hatte ihn sich viele Male ausgemalt, in seinem nebelumhüllten Außenposten am Rande der sicheren Welt. Er war keine Enttäuschung – und er schien definitiv an ihr interessiert zu sein. Als sie den Kleiderständer entdeckte, streifte sie ihren Mantel ab, unter dem ihre Paradeuniform zum Vorschein kam. Die Uniform war auf ihren Reisen nötig, doch die Rangabzeichen hatte sie im Schreibtisch auf ihrer Dienststelle gelassen. Sie fühlte sich auch so schon unbeholfen genug, ohne bei ihrer ersten Begegnung gleich zu zeigen, dass sie die Ranghöhere von ihnen war.
»Bist du auf dem Weg nach draußen Belmer begegnet?«
»In der Tat«, sagte Quarra und kicherte. »Ich fürchtete schon, er wäre du.«
»Das zwar nicht, aber ich verschicke für ihn in meinem Namen romantische Botschaften.« Er lachte. »Bloß ein Scherz. Belmers Liebe gilt ausschließlich allem Vergorenen.«
»Nicht unbedingt das, was man sich an der Front als Gedankenrufer wünscht, was?«
»Natürlich trinkt er nicht im Dienst.« Er griff nach ihrem Reisebeutel. »Lass mich das nehmen.« Sie verfolgte erwartungsvoll, wie er ihn zwischen den Türen zu den beiden
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