Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
bloß ein weiterer Vorwand für eine Feier – einem gläubigen Sith bedeutete Treue nur wenig. Besitz hingegen konnte man nie genug haben, und davon hatte sich Iliana gerade eine beträchtliche Menge gesichert. Er sah, dass auch mehrere ihrer einstigen Schwestern von Seelah anwesend waren, in ihrem eigenen Ornat. Offensichtlich hatte diese Wendung der Ereignisse jede Kluft auf dem Kontinent geschlossen.
Iliana, die Seelahs antiken Partnerschaftsring an ihrem Finger drehte, lächelte schwach für die anderen – und warf Hilts dann verstohlen einen finsteren Blick zu. »Wir wissen beide, wie lächerlich das hier ist«, flüsterte sie. »Wenn Ihr glaubt, dass ich Euch mit ewiger Dankbarkeit dafür begegne, dass Ihr mich gerettet habt …«
»Das würde mir nie auch nur im Traum einfallen«, entgegnete Hilts.
Das schien die Frau fürs Erste zu besänftigen. Doch als in der Gratulantenschlange Stammesmitglieder an ihnen vorbeikamen, kam Iliana ein plötzlicher Gedanke.
»Wartet«, sagte sie leise. »Wenn Ihr die alten Traditionen wiederauferstehen lasst … Ist die Gemahlin des Großlords mit seinem Hinscheiden nicht dem Tode geweiht?« Ihre Augenbrauen flatterten. »Ja, genau. Das hat Korsin in seinem Testament verfügt!«
»Ach, tatsächlich?« Hilts blickte nachsichtig zu ihr auf. »Das ist mir glatt entfallen.«
Iliana kochte. Hilts sah seine junge Braut an und grinste. Solange er lebte, würden die Sith weise geführt werden – und er konnte noch vierzig Jahre leben, weil es jemanden gab, der dafür Sorge tragen würde, dass ihm nichts zustieß. Jemand, der mächtig, jung und hinterhältig war und all seine Schlachten für ihn schlagen würde. Zweifellos hatten einige seiner Ernennung zugestimmt, weil er ein leichtes Ziel war – doch sie war es mit Sicherheit nicht. Und ihre einzige Möglichkeit, ihr Leben zu schützen, bestand darin, seins zu beschützen.
Hilts blickte zu der Statue empor, die über ihnen beiden aufragte. Da war er: Yaru Korsin, über alle Maßen weise – selbst in Eheangelegenheiten. Hinter der Statue standen Reihe um Reihe formell gekleidete Stammesmitglieder in Habachtstellung, die darauf warteten, dass sie dran waren, um den neuen Anführer und seine Braut zu beglückwünschen. Hilts hatte den Eindruck, als sei jeder überlebende Sith auf Klein-Keshtah heute hier zugegen. Einige sahen nach den Aufständen des vergangenen Monats arg mitgenommen aus, doch sie waren hier, um sowohl seine Vermählung als auch den letzten Tag des Fests von Nidas Aufstieg zu begehen. Diesen Feiermonat würde niemand jemals vergessen!
Neben den Säulen der Kolonnade standen Hunderte jubelnder, applaudierender Keshiri. Als Hilts ihnen zuwinkte, erntete er dafür ein kollektives, enthusiastisches Kreischen der Anerkennung. Zwar konnten die Keshiri noch kein Teil des Stammes selbst werden, doch das würde Hilts ändern. Viele von ihnen besaßen nützliche Fähigkeiten, und angesichts der Herausforderung, die vor ihnen lag, war es gut möglich, dass der Stamm jede Hilfe brauchte, die er kriegen konnte.
Einen Moment lang stellte er sich vor, wie der arme, kleine Jaye wohl in der Uniform eines Tyros oder Schwerts ausgesehen hätte. Bei diesem Gedanken lächelte Hilts. Es würde vielleicht eine Weile dauern, aber er würde dafür sorgen, dass es dazu kam.
Über die Geschichte zu lesen war sein Leben gewesen. Jetzt würde er selbst Geschichte schreiben. Der Stamm würde fortbestehen.
Pandämonium
(PANDEMONIUM)
1. Kapitel
2975 JAHRE VOR DER SCHLACHT VON YAVIN
»Achtung! Ziel anvisieren! Feuer!«
Ein Dutzend hölzerne Werfer ertönten gleichzeitig, ihr gewaltiges Klick-Krach hallte durch die Festung. Nach einer Sekunde, in der die Ballistenschützen nachluden, folgte ein ähnliches Geräusch – und dann noch eins. Hier in diesem kleinen Dorf markierte der Lärm die Viertelstunde, genau wie in den größeren Städten des Kontinents. Einige meinten, dass sie das Klick-Krach eigentlich auch zur Nationalhymne hätten machen können – doch auf Alanciar gab es auch so schon genug patriotische Lieder.
Als Quarra ihren Blick über den Schießstand schweifen ließ, während sie ihren Muntok in die Festung führte, stellte sie fest, dass die Schützen hier ihr Handwerk verstanden. Die Ankunft des schwerfälligen sechsbeinigen Reptils und seiner Keshiri-Reiterin lenkte die Kadetten nicht im Mindesten von ihrer Aufgabe ab. Die Sekunde, die zwischen den Schüssen ihrer stark gespannten Handballisten verstrich, war
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