Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
einen Muntok-Karren samt Belegschaft befehligen durfte. Niemand würde einer Stationsmeisterin in die Quere kommen, die sich beeilte, in ihren Heimatdistrikt zu gelangen. Edell war hinten auf der Ladefläche mitgefahren, außer Sicht. Nach drei Tagen und Nächten Fahrt waren sie unmittelbar nach Sonnenuntergang angekommen.
Als sie an diesem Abend Uhrar besuchte, fühlte sie sich schon viel besser als zuvor. Sie hatte ihre Kinder schlafend im Schutzbau der Gemeinschaft vorgefunden – dem ersten Ort, an dem sie nach ihnen gesucht hatte, und sie waren ganz genau da, wo sie sein sollten. Ihr Stab hatte großartige Arbeit dabei geleistet, alle zusammenzutreiben. Tatsächlich hielt sich die Familie bereits dort auf, seit Edells Trupp vor über einer Woche am Horizont aufgetaucht war.
Der stellvertretende Stationsmeister schien beinahe enttäuscht zu sein, sie zu sehen. Ihre Abwesenheit hatte ihm die Gelegenheit gegeben zu glänzen. Doch darüber konnte sie sich jetzt keine Gedanken machen. Auch war es nicht nötig, dass sie Brue sah. Angesichts des Umstands, dass ihre Kinder in Sicherheit waren und so viel Glasmunition verbraucht wurde, hatte man ihn höchstwahrscheinlich für die Spätschicht in die Fabrik zurückbeordert.
Als sie ihr Büro verließ, schweifte ihr Blick zu den blinkenden Lichtern der Signalstation empor, und sie nahm einen tiefen Atemzug. Der Karren mit Edell stand nicht weit entfernt in der Dunkelheit. Sie fand den Sith-Hochlord auf der Ladefläche sitzend. Er war gerade dabei, das Essen zu verzehren, das sie hinausgeschmuggelt hatte.
»Deine Familie ist in Sicherheit«, sagte er. »Bist du jetzt zufrieden?«
»Ja«, sagte sie.
»Lügnerin.« Er warf einen Knochen nach draußen. »Lass uns gehen. Dieser Umweg hat für dich vielleicht seine Vorteile, mich hat er jedoch einiges gekostet. Auf nach Sus’mintri.«
Sie kletterte auf den Fahrersitz und ergriff die Zügel. Edell glitt in die Dunkelheit des Wagens zurück und wandte ihr den Rücken zu, sein Gesicht im Schatten verborgen.
Während sie über den Steinpfad rumpelten, schweifte ihr Blick in die Finsternis davon. Obgleich Luftangriffe eine Gefahr waren, würde die Verdunkelung – für alle bis auf die Signalstationen – weitergehen. Schließlich ergriff sie das Wort. »Was meintet Ihr damit, als Ihr sagtet, dass ich mit den Sith mehr gemeinsam hätte, als mir klar wäre?«
Nachdem er darüber nachgedacht hatte, sagte Edell: »Ich meine damit, dass du von dem Verlangen angetrieben wirst, dich zu verbessern – und dass dich die Schwäche in anderen zur Verzweiflung bringt. Das war mein Ernst. Du bist niemals zufrieden. Ich nehme an, dass dich das zu einer guten Stadionmeisterin macht …«
»Stationsmeisterin.«
»… zu einer guten Organisatorin, was die Belange anderer betrifft. Du erkennst, was getan werden muss, und dann gehst du davon aus, dass es getan wird. Du betrachtest den Mangel an Ehrgeiz nicht bloß als Mangel an Respekt als solchen, sondern auch andern gegenüber – und dir selbst gegenüber.«
Sie erwiderte nichts darauf.
»Dein Mann – wenn du an ihn denkst, kann ich sein Gesicht beinahe vor mir sehen. Er ist ein Nichts. Er war schon immer ein Nichts und hatte nie den Wunsch, mehr zu sein, als er ist. Er hält dich auf. Ich nehme an, dass dich das zu diesem Wachposten geführt hat, zu diesem Jogan. Doch obgleich er vielleicht geringfügig mehr zu bieten hat als dein Gatte, ist auch er nur ein Mitläufer.« Der Hochlord nahm einen Schluck von einer Flasche. »Ich habe ihn beobachtet, als er mein Gefangener war, weißt du? Er trägt vielleicht eine Uniform, aber er ist bloß ein Beobachter, kein aktiv Handelnder. Du könntest ihn haben, ja, doch du würdest seiner schon bald überdrüssig werden.«
Quarra starrte in die Schwärze hinaus. »Er hat mehr zu bieten als auf den ersten Blick ersichtlich ist.«
»Vielleicht, aber du hast noch so viel mehr zu bieten als auf den ersten Blick ersichtlich ist. Du würdest über ihn hinauswachsen – und dann wird er dich runterziehen, so wie die Uvaks auf meinem Lichtschiff. Und dann müsstest du den unnötigen Ballast abschneiden.«
»Ja, ich habe gesehen, wie Ihr mit Eurem Ballast verfahrt«, sagte sie und erinnerte sich an den massigen Kadaver, der aus dem Himmel auf Jogan gestürzt war. »Vergesst es. Eine solche Wahl werde ich nicht treffen.«
»Das ist schön zu hören«, meinte Edell. »Denn letztlich ist es genau wie bei Luftschiffen: Je größer sie werden, desto mehr
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