Star Wars™ Der Vergessene Stamm der Sith: Storys (German Edition)
Himmel. »Zu früh!«
10. Kapitel
Sie tauchten als teerfarbene Flecken am pastellenen Himmel auf, Blasen des Bösen, tausend Meter über dem Boden. Ein unheilvoller Keil von Luftschiffen, dessen beide Enden sich über den Horizont hinaus erstreckten – und noch eine zweite, nachhängende Schar, noch höher. Die Schiffe waren größer als Edells wendige Kundschaftervehikel und mit der doppelten Anzahl von Uvaks ausgestattet, die sie zogen. Aufgemalte Bilder verwandelten die Ballons in Bestien, die mit grimmigen Fratzen auf das Farmland hinabstarrten – und die Monster hatten Zähne: Jede der mächtigen Gondeln mit den Vossoholzaufbauten endete vorne in einer Speerspitze.
Bentados Ebenholzflotte.
»Sie sind zu früh gekommen«, wiederholte Edell. Das Gros der Streitmacht war zwar schon fast startbereit gewesen, als er zu seiner Reise aufbrach, aber er hatte erwartet, dass sie auf seine Rückkehr warten würden. Seine eigene Luftreise hatte drei Tage gedauert. Edell wurde klar, dass Bentado praktisch sofort aufgebrochen sein musste, als er Taymors Erfolgsnachricht erhielt.
Impulsiver Narr! Warum hatte Großlord Hilts das gestattet? Doch Edell kannte die Antwort darauf bereits: Seine Gemahlin Iliana war erpicht darauf, Bentado loszuwerden. Doch Politik spielte jetzt keine Rolle, nicht angesichts des Umstands, dass die Schiffe bereits die Küste überquert hatten und sich im Sinkflug befanden. Sie waren einfach in großer Höhe über die Ballisten entlang der Uferlinie hinweggeflogen. Verzweifelt sah Edell sich nach etwas um, das er erklimmen konnte. Waren die Festungen jenseits der Felder die einzige verbliebene Verteidigung?
Die Antwort darauf erhielt er, als eins der Luftschiffe hell erblühte, und dann noch eins. Er konnte zwar nicht erkennen, was auf die Schiffe feuerte, aber die Feuerbälle waren ihm vertraut genug. Donner rollte über das Ackerland auf sie zu, und überall entlang des westlichen Horizonts bildete sich Nebel.
»Verdammt!«
»Wie viele sind es?«, fragte Quarra.
Er hob eine Augenbraue. »Ihr seid der Feind. Ich werde dir mit Sicherheit nicht verraten …«
»Mir geht es nicht um den Krieg«, sagte sie und packte seinen Mantel. »Mir geht es um meine Familie! Uhrar ist bloß zwei Tagesreisen weiter landeinwärts. Diese Dinger könnten innerhalb von Stunden dort sein!«
Bevor er darauf etwas erwidern konnte, holperte ein von einem Muntok gezogener Heukarren an ihnen vorbei, der kurz vor der Kanalbrücke stoppte, wo mehrere Keshiri-Soldaten absprangen. Während einer den Wagen vom Fuhrwerk abkoppelte, rissen zwei andere die Heuabdeckung herunter. Dann klappten sie die Holzwände des Gefährts nach unten, um eine großformatige Version der Waffe zu enthüllen, die Quarra bei ihrer Ankunft gegen ihn eingesetzt hatte.
Edell stand da wie erstarrt. Er hatte gedacht, das dort oben im Westen sei bloß Nebel. Doch als er genauer hinschaute, stellte er fest, dass es nach oben regnete: Brennende Lanzen und Glassplitter wurden von ähnlich getarnten mobilen Geschützen, die überall in den Feldern versteckt waren, himmelwärts geschossen. In der Nähe kreischte der Muntok überrascht, als der Ballistentrupp die Waffe mit einem quälenden Tschak abfeuerte.
»Beeilung!«, rief Quarra, die auf das Kanalwachhaus zustürmte. Der Signalturm darauf loderte vor Licht und Farbe, um die Berichte der Späher in der Kommunikationskette in beide Richtungen zu übertragen. Edell zwang seine Beine, sich vom Fleck zu bewegen, und folgte ihr. Weitere Explosionen krachten, begleitet von Blitzen am nördlichen und südlichen Horizont.
»Verflucht soll er sein!« Edell spie auf den Boden. »Zu früh!«
»Was meint Ihr damit?«
»Ich meine Bentado«, sagte er. »Ein anderer Hochlord. Eigentlich sollte er nicht vor meiner Rückkehr aufbrechen! Dann hätte er über eure Feuerwaffen Bescheid gewusst – und über alles andere auch!«
Aber sich selbst verfluchte er ebenfalls. Er hatte befürchtet, dass Bentado in den kommenden Wochen irgendeinen Angriff wagen würde – dass er das hier versuchen würde. Deshalb war Edell hiergeblieben, in der Hoffnung, genügend Informationen zu sammeln, um eine weitere Niederlage zu verhindern. Bentado jedoch war unverzüglich aufgebrochen, und – schlimmer noch – er hatte die meisten einsatzbereiten Luftschiffe hergeschickt: eine Katastrophe, die jede Vorstellung übertraf. Hinter dem Kanalhaus erspähte er ein Trio mächtiger Luftschiffe, noch immer einige Kilometer entfernt.
Weitere Kostenlose Bücher